Deutsches Jugendherbergswerk LV Baden-Württemberg e.V.
70 Jahre Jugendherberge Hebelhof Feldberg – Abschied und Weckruf
Ein Jubiläum mit doppelter Botschaft: Zum 70. Geburtstag der Jugendherberge Hebelhof Feldberg feierte das DJH Baden-Württemberg gemeinsam mit Gästen, Wegbegleitern und Partnern die lange Tradition des Hauses – zugleich stand die Veranstaltung im Zeichen des Abschieds, denn Ende Oktober wird die Jugendherberge ihre Türen schließen.
Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind zahlreiche Herausforderungen, die einen nachhaltigen Betrieb an diesem speziellen Standort verhindern. Neben den Risiken durch den angespannten Arbeitsmarkt und die zunehmende Abhängigkeit von Schneesicherheit im Wintersporttourismus spielt auch die bauliche Situation durch Qualitäts- und Sicherheitsstandards sowie notwendige energetische Modernisierungen eine entscheidende Rolle.
Als gemeinnützige Organisation verfolgt das DJH BW ein Geschäftsmodell, das keine hohen Renditen erwirtschaften kann, sondern auf solide Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl ausgerichtet ist.
Im Rahmen des DJH BW Erlebnistages fand eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion unter dem Titel „Neue Realitäten: Tourismus im Hochschwarzwald“ statt. Moderiert wurde das Gespräch von Juliane Langer, die gemeinsam mit der DJH BW-Vorsitzenden Dr. Susanne Pacher, Jörg Hoppenkamps (Geschäftsführer des DJH BW), Johannes Albrecht (Bürgermeister Gemeinde Feldberg), Adrian Probst (Bürgermeister von St. Blasien & Landesvorsitzender der Bergwacht) sowie Patrick Schreib (Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH) die Chancen und Herausforderungen für die Region diskutierte.
Zwischen Tradition und Wandel
„Es ist ein schwieriger Moment – wir feiern, wissen aber zugleich, dass Ende Oktober Schluss ist“, sagte Juliane Langer in ihrer Eröffnung. Die Schließung des Hebelhofs sei nicht nur ein Einschnitt für das DJH, sondern auch für die gesamte Region. Die Diskussionsrunde verstand sich daher als gemeinsamer Weckruf, um Lösungen für die Zukunft des Tourismus im Hochschwarzwald zu finden.
Klimawandel und Strukturwandel als zentrale Herausforderungen
Die Gesprächsteilnehmer machten deutlich, wie sehr sich Rahmenbedingungen verändert haben. Bürgermeister Johannes Albrecht wies darauf hin, dass die Schneemenge am Feldberg seit den 1960er Jahren zurückgegangen sei. „Viele Schulklassen buchen den Feldberg nicht mehr, weil es kein verlässliches Schneeangebot gibt“, so Albrecht. Dies zeigt sich auch an der verringerten Zahl der Übernachtungen von rund 74.500 in den 70er Jahren auf jetzt rund 26.800 Übernachtungen in 2024.
Auch Patrick Schreib betonte den notwendigen Wandel: „Wir finden die Lösung für Gegenwart und Zukunft nur in der Gemeinschaft. Corona war eine Zäsur – wir müssen wieder lernen, zusammenzukommen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“
Jörg Hoppenkamps erinnerte an die Rolle der Jugendherbergen als unterschätzten Wirtschaftsfaktor: „Für jeden Arbeitsplatz in einer Jugendherberge entstehen im Umfeld 1,5 weitere Arbeitsplätze.“ Darüber hinaus seien Jugendherbergen ein einzigartiges Angebot für Kinder und Jugendliche, mit gesunder Verpflegung, pädagogischem Konzept und geschützten Begegnungsräumen. „Damit sind wir in vielerlei Hinsicht konkurrenzlos“, so Hoppenkamps.
Zukunft braucht Vernetzung und Vielfalt
Adrian Probst warb für ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit, das soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. „Der Weg muss zweigleisig gehen: Erhalt der Skibetriebe, maßvolles Beschneien und Ausbau schneeunabhängiger Angebote.“
Schreib ergänzte: „Wir überleben nur, wenn wir uns wandeln. Der Begriff Tourismus greift eigentlich zu kurz – es geht um Freizeitverhalten, auch der Einheimischen.“
Alle Podiumsgäste waren sich einig: Vernetzung, Kooperation und strategisches Handeln sind die entscheidenden Faktoren. „Wichtig ist, miteinander zügig zu spürbaren Fortschritten zu kommen. Die Zeit drängt – jetzt sind Entscheidungen notwendig“, mahnte Hoppenkamps.
Abschied mit Blick nach vorn
Die Schließung des Hebelhofs markiert das Ende einer Ära – zugleich soll sie Impuls sein, die Zukunft des Tourismus im Hochschwarzwald neu zu denken. Die Region verfügt weiterhin über ein dichtes Netzwerk an Jugendherbergen: Neben dem Standort Feldberg finden sich zwei Häuser am Schluchsee, eines am Titisee sowie je ein Haus in Todtnauberg, Freiburg und St. Blasien-Menzenschwand. Hier wurde ein weiterer Meilenstein an dem Wochenende gefeiert: 90 Jahre Jugendherberge Menzenschwand. Bei sonnigem Wetter erlebten die Besucher ein buntes Programm mit musikalischer Umrahmung des Musikverein Menzenschwand und dem Gospelchor "Stimmen-Los" aus Bernau sowie Mitmach- und Kreativangeboten für Kinder.
„Was sich nicht verändert hat, ist das Erleben von Gemeinschaft“, betonte Dr. Pacher. „Das ist und bleibt unser Auftrag – als Jugendherbergen im ganzen Land.“
Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband Baden-Württemberg e.V. Fritz-Walter-Weg 19 70372 Stuttgart Geschäftsführung: Jörg Hoppenkamps Leiterin externe Kommunikation: Pia Bah Telefon: +49 711 16686-22 Fax: +49 711 16686-30 Die Jugendherbergen in Baden-Württemberg – jetzt unter www.jugendherberge-bw.de Vereinsregister: Amtsgericht Mannheim / VR 100549 Steuernummer: 99015/07088 USt.-IdNr.: DE811623463 Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 6 MDStV:
Jörg Hoppenkamps