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Zuhören statt durchregieren
Kommentar von Joachim Fahrun zum Rücktritt von HU-Präsidentin Sabine Kunst

26.10.2021 – 19:56

Berlin (ots)

Kurzform: Es ist ein Makel auf der ansonsten strahlenden Bilanz des scheidenden Berliner Wissenschaftssenators Michael Müller (SPD). Während die Gesamt-Performance des Regierenden Bürgermeisters zumindest umstritten ist, galt die prächtig gedeihende Wissenschaftslandschaft als ein wesentlicher Beitrag zur positiven Entwicklung der Stadt. Wenn nun eine renommierte Wissenschaftsmanagerin wie Sabine Kunst als Präsidentin der Humboldt-Universität aus Frust über Weichenstellungen der rot-rot-grünen Koalition zurücktritt, ist das ein Alarmzeichen. Zumal andere Universitätspräsidenten die Kritik teilen, auch wenn sie nicht so drastische Konsequenzen ziehen.

Der vollständige Kommentar: Es ist ein Makel auf der ansonsten strahlenden Bilanz des scheidenden Berliner Wissenschaftssenators Michael Müller (SPD). Während die Gesamt-Performance des Regierenden Bürgermeisters zumindest umstritten ist, galt die prächtig gedeihende Wissenschaftslandschaft als ein wesentlicher Beitrag zur positiven Entwicklung der Stadt.

Wenn nun eine renommierte Wissenschaftsmanagerin wie Sabine Kunst als Präsidentin der Humboldt-Universität aus Frust über Weichenstellungen der rot-rot-grünen Koalition zurücktritt, ist das ein Alarmzeichen. Zumal andere Universitätspräsidenten die Kritik teilen, auch wenn sie nicht so drastische Konsequenzen ziehen.

In dem Streit geht es wie so oft in Berlin auch um Kommunikation, um Behandlung auf Augenhöhe, um das Hören auf die Praktiker. Der Absicht hinter dem strittigen Paragrafen des neuen Hochschulgesetzes kann nämlich kaum jemand widersprechen. Es ist ein Problem, wenn promovierte oder habilitierte Wissenschaftler sich von Jahresvertrag zu Jahresvertrag und von Projekt zu Projekt hangeln müssen. Der Aufwand für die Förderanträge wäre in Forschung und Lehre besser investiert. Den wenigen Hundert Personen, die das in Berlin betrifft, feste Stellen anzubieten, würde die Universitäten gewiss nicht grundsätzlich überfordern.

Gleichzeitig wollen sich die Hochschulen aber Flexibilität erhalten, ohne die Spitzenwissenschaft schlecht funktioniert. Man möchte schnell neue inhaltliche Akzente setzen können und verhindern, dass sich Menschen auf festen Stellen bequem einrichten. Zwischen beiden berechtigten Anliegen muss es einen Kompromiss geben. Diesen müssen die alten und neuen Koalitionspartner dringend in das Hochschulgesetz aufnehmen.

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