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Pressemeldung: Kleine Bücher, große Wirkung: Kitas lesen Zukunft vor

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Kleine Bücher, große Wirkung: Kitas lesen Zukunft vor

Auch in diesem Jahr dürfen sich zum 22. Bundesweiten Vorlesetag am 21. November wieder fast eine halbe Million Kita-Kinder über eine Lesemaus-Sonderausgabe freuen: Die Stiftung Lesen, der Carlsen Verlag mit „Carlsen in der Kita” und die Smalland Kinderbuchausstellungen stellen dank der finanziellen Unterstützung der Teilnehmenden der Deutschen Postcode Lotterie bereits zum vierten Mal eine kostenfreie Sonderausgabe für Kinder ab drei Jahren zur Verfügung. Warum Buchgeschenke vor allem im frühkindlichen Bereich in Deutschland wichtig sind und welche Rolle Eltern im Leselernprozess spielen, darüber sprechen Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, und Joachim Kaufmann, Geschäftsführer des Carlsen Verlags, im Interview.

Hamburg / Mainz, 23. September 2025. Bildung ist in Deutschland abhängig vom Elternhaus. Eine wichtige Bildungsgrundlage ist die Lesefähigkeit. Eine Lebenskompetenz, die beim Vorlesen beginnt. Doch ein Drittel der Kinder wächst in Familien auf, in denen genau das (fast) keine Rolle spielt. Kitas sind daher zentrale Orte, die ungleiche Voraussetzungen ausgleichen müssen. Sie übernehmen immer stärker Bildungsfunktionen, sind aber hinsichtlich ihrer Ressourcen vielerorts unterbesetzt und unterversorgt. In diesem Spannungsfeld gewinnen niedrigschwellige Leseförderungsangebote wie die Lesemaus-Initiative an Bedeutung – zur Nutzung vor Ort, aber vor allem auch als Instrument zur Elternbildung.

Herr Kaufmann, was ist das Besondere an der Lesemaus-Initiative?

Joachim Kaufmann: Mit dem Verschenken eines Buchs aus der seit Jahren eingeführten Lesemaus-Reihe wollen wir passend zum Vorlesetag über die Kindergärten Eltern und Kinder erreichen und auf die Bedeutung des Vorlesens auch für die spätere Leselaufbahn der Kinder hinweisen. Wir hoffen so, auch Familien zu erreichen, bei denen das Buch im Alltag keine große Rolle spielt und Bildschirme das Freizeitverhalten der Kinder dominieren.

Wie kam es ursprünglich zu der Idee, Kitas mit einer eigenen Lesemaus-Ausgabe auszustatten?

Dr. Jörg F. Maas: Wir wissen aus der Forschung, dass Kinder schon früh vom Vorlesen profitieren – und Kitas sind dafür ein idealer Ort. Die Lesemaus ist ein niedrigschwelliges, fröhliches Format, das Kindern sofort Lust auf Geschichten macht. Gleichzeitig schafft sie eine Brücke zwischen Einrichtung und Elternhaus: Wenn jedes Kind ein eigenes Exemplar mit nach Hause nimmt, wird das Buch ein persönlicher Schatz, der Vorlesen auch in Familien anstößt, in denen es bislang keine große Rolle spielte.

Joachim Kaufmann: Auf einer der jährlichen Stifterratsversammlungen erzählte Jörg Maaß von der großen Bedeutung und dem Erfolg des Vorlesetags und an anderer Stelle von dem Ziel der Stiftung Lesen, Buchgeschenke auszuweiten. Als Zuhörer musste ich nun nur eins und eins zusammenzählen und ging in der nächsten Pause auf Jörg Maaß mit dieser Idee zu, die in diesem Jahr nun zum dritten Mal gemeinsam mit dem Kinderbuchausstellungs-Anbieter Smalland umgesetzt wird.

Welche Kriterien entscheiden über die Auswahl der Geschichten?

Joachim Kaufmann: Für die Sonderausgabe zum Vorlesetag wählen wir Geschichten, welche die thematische Vielfalt der Lesemaus abbilden und in denen sich jedes Kind wiederfinden kann: klare, alltagsnahe Situationen, eine Sprache auf Augenhöhe und Figuren, die Nähe schaffen. Die Geschichten erklären Kindern quasi die Welt und bleiben dabei immer nah an ihrer kindlichen Erlebniswelt. Ebenso achten wir auf lebendige und hochwertige Illustrationen, die beim gemeinsamen Vorlesen zum Entdecken einladen und Lust machen, das Buch immer wieder in die Hand zu nehmen.

Buchgeschenke spielen in der Leseförderung eine wichtige Rolle. Warum ist das so?

Dr. Jörg F. Maas: Bücher in die Hand zu bekommen, ist für viele Kinder keine Selbstverständlichkeit. In einem Drittel der Familien gibt es höchstens zehn Kinderbücher – das reicht bei weitem nicht, um Begeisterung für Geschichten zu wecken. Buchgeschenke haben einen sichtbaren Effekt auf das Vorleseverhalten in Familien und legen so die Grundlage dafür, dass Kinder später selbst einfacher lesen lernen. Denn durch das Vorlesen bekommen Kinder unter anderem ein Verständnis von Sprache, der Wortschatz wird größer und sie bekommen Lust darauf, Geschichte eigenständig zu entdecken. Ein eigenes Buch ist daher oft der erste Schritt in eine lebenslange Lesebiografie.

Wie erleben Sie aktuell die Situation in Kitas – gerade mit Blick auf Leseförderung und die Rolle des Vorlesens?

Dr. Jörg F. Maas: In den meisten Kitas gibt es bereits ein starkes Bewusstsein dafür, wie wichtig Vorlesen ist. Gleichzeitig sehen wir, dass Fachkräfte oft unter großem Druck stehen und nicht immer genug Zeit haben, um Leseförderung so intensiv zu leben, wie sie es gerne würden oder um auf jedes Kind einzeln einzugehen. Genau hier setzen wir mit Projekten wie der Lesemaus an: Wir wollen den Alltag erleichtern, Materialien bereitstellen und das Vorlesen so einfach wie möglich machen. Denn jedes gemeinsame Vorleseerlebnis ist ein Baustein für mehr Sprachkompetenz und Bildungsgerechtigkeit.

Wie können Kitas Eltern dabei unterstützen, zu Hause mehr vorzulesen?

Dr. Jörg F. Maas: Entscheidend ist, Eltern möglichst früh zu erreichen und ihnen Mut zu machen. Viele wissen, dass Vorlesen wichtig ist, fühlen sich aber unsicher oder sind der Meinung, nicht genug Zeit dafür zu haben. Wenn Kitas zum Beispiel Lesetipps aushängen, Bücher ausleihen oder Eltern gezielt einladen, beim Vorlesen mitzumachen, senkt das die Hemmschwelle enorm. Wichtig ist die Botschaft: Vorlesen muss nicht perfekt sein, es braucht keine lange Vorbereitung – es zählt vor allem die Nähe und die gemeinsame Zeit.

„Vorlesen spricht deine Sprache“ lautet ja das Motto des diesjährigen bundesweiten Vorlesetags. Was bedeutet das für Sie ganz persönlich?

Dr. Jörg F. Maas: Sprache ist Identität – sie stiftet Zugehörigkeit und öffnet Türen. Für mich persönlich heißt das Motto, dass Vorlesen Kinder in ihrer ganzen Vielfalt anspricht: egal ob auf Deutsch, in der Familiensprache oder in mehreren Sprachen gleichzeitig. Geschichten können verbinden und Brücken bauen. Und genau das brauchen wir in einer Gesellschaft, die von Vielfalt lebt und in der jedes Kind die gleiche Chance haben sollte, seinen Platz zu finden.

Joachim Kaufmann: Ich finde es wichtig, dass wir in einem Land, in dem inzwischen fast jedes dritte Kind in den Kindergärten einen Migrationshintergrund hat, allgemein für das Vorlesen werben, in welcher Sprache auch immer es stattfindet. Geschichten wirken in jeder Sprache und sind gut für die geistige Entwicklung unserer Kinder. Uns geht es ums Vorlesen und Lesen, nicht um die deutsche Sprache. Aus logistischen Gründen können wir leider die Buchgeschenke nur in einer Sprache anbieten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Leseförderung in Deutschland – insbesondere im frühkindlichen Bereich?

Dr. Jörg F. Maas: Mein größter Wunsch ist, dass Vorlesen selbstverständlich wird – so wie Zähneputzen oder das gemeinsame Abendessen. Dazu braucht es mehr Sichtbarkeit, mehr Materialien und vor allem mehr Partner, die die Bedeutung des Vorlesens in ihre Arbeit einbinden. Wenn wir es schaffen, dass jedes Kind von Anfang an Geschichten erlebt, legen wir den Grundstein für Bildungserfolg, Selbstwirksamkeit und Kreativität. Das ist kein Luxus, sondern eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.

Welche Rolle spielt die Leseförderung in einem so großen und vielseitigen Verlag wie Carlsen?

Joachim Kaufmann: Leseförderung spielt bei Carlsen in vielerlei Hinsicht eine sehr große Rolle. Als Marktführer sehen wir uns in der Verantwortung, Bücher für ALLE Kinder zu machen, für Kinder aus allen sozialen und kulturellen Bereichen unserer Gesellschaft. Daher sind und auch preiswerte Pixi-Bücher und Lesemaus-Bücher so wichtig, weil hier die Schwelle für viele Familien deutlich kleiner ist als bei teuren gebundenen Büchern.

Gleichzeitig unterstützen wir als Carlsen Verlag seit vielen Jahren schon die Stiftung Lesen, darüber hinaus aber auch noch zahlreiche andere Leseförder-Initiativen im ganzen Land.

Worin liegt die Stärke der Kooperation zwischen dem Carlsen Verlag und der Stiftung Lesen?

Dr. Jörg F. Maas: Unsere Stärke liegt darin, gemeinsam etwas zu bewegen, was allein nicht möglich wäre. Mit Partnern wie dem Carlsen Verlag können wir Reichweite schaffen, Materialien entwickeln und Familien direkt erreichen. Für uns zählt nicht nur die finanzielle Unterstützung – entscheidend ist auch der gemeinsame Wille, Leseförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Diese Partnerschaften machen es möglich, dass wir Kinder und ihre Eltern wirklich in der Breite erreichen.

Joachim Kaufmann: Uns verbindet seit Jahren eine enge, intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sie ist von unserem gemeinsamen Ziel geprägt, mehr Kindern zum Lesen zu führen und damit bereits vor dem Grundschulalter zu beginnen. Wir sind davon überzeugt, dass dies nicht nur wichtig für die frühkindliche Entwicklung und den Bildungsweg ist, sondern auch für unsere gesamte Gesellschaft.

Über die Stiftung Lesen

Lesen ist die zentrale Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg, Integration und eine zukunftsfähige gesellschaftliche Entwicklung. Damit alle Kinder in Deutschland lesen können, engagiert sich die Stiftung Lesen gemeinsam mit Bundes- und Landesministerien, mit Unternehmen, Stiftungen, Verbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen in bundesweiten Programmen und Kampagnen. Die Stiftung Lesen steht seit ihrer Gründung unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und wird von zahlreichen prominenten Lesebotschafter*innen unterstützt. www.stiftunglesen.de

Über Carlsen

Pixi, Conni, Das NEINhorn, Die Schule der magischen Tiere, Harry Potter, Tim und Struppi, Naruto, One Piece, die Peanuts und viele andere sind unter dem Dach eines ehemaligen Fabrikgebäudes in Hamburg-Ottensen versammelt. Carlsen ist der führende deutsche Verlag für Kinderbücher, Jugendbücher, Comics, Graphic Novels, Manga und Humor. Seit über siebzig Jahren veröffentlicht Carlsen Bücher und Bilder, die unterhalten, zum Nachdenken anregen, Wissen vermitteln – Geschichten, die überraschen! In unterschiedlichsten Formen und Formaten, gedruckt und digital – bei Carlsen entstehen Bücher aus Leidenschaft. Für alle, die mit Worten und Bildern die Welt entdecken wollen. Weiterführende Informationen: www.carlsen.de

Stiftung Lesen
Mareike Bier
PR & Kommunikationsmanagerin
Römerwall 40, 55131 Mainz
Tel.: 06131 / 2 88 90-36
E-Mail:  mareike.bier@stiftunglesen.de
 www.stiftunglesen.de 
Carlsen Verlag
Hilke Schenck
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Völckersstraße 14–20, 22765 Hamburg
Tel: 040 39 804 178
E-Mail:  hilke.schenck@carlsen.de
 www.carlsen.de
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