Erdraketen gefährden die Sicherheit des Gasnetzes in Berlin und Brandenburg
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An fast jedem Werktag des vergangenen Jahres haben Tiefbauarbeiten zu fremdverschuldeten Schäden an der Gas-Infrastruktur geführt. Das belegt eine aktuelle Statistik der NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg. Demnach sind 2024 Schäden in Höhe von über 800.000 Euro aufgelaufen, die zumeist auf Baggerarbeiten und den Einsatz sogenannter Erdraketen zurückzuführen sind. Oft gehen solche Schäden mit Ausfällen in der Energieversorgung einher.
Die durch Dritte verursachten Schäden an der Gas-Infrastruktur in Berlin und Brandenburg stagnieren auf hohem Niveau. Eine Statistik der NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG zeigt auf, dass vor allem Baggerschäden und Havarien am Gasnetz durch den Einsatz von Erdraketen beim Breitbandausbau Energieversorgern wie der NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg anhaltend Probleme bereiten. Im vergangenen Jahr sind der NBB im gesamten Netzgebiet (Berlin, Brandenburg sowie Teile von Sachsen und Sachsen-Anhalt) Schäden von mehr als 800.000 Euro entstanden.
Konkret kam es durch Tiefbauarbeiten von Firmen, aber auch Privatpersonen im Jahr 2024 zu insgesamt 216 Rohrleitungsschäden. Häufigste Auslöser sind Baggerzugriffe, die in den NBB-Netzen in Berlin und in der Region jeweils über 131 Mal zu Störungen geführt haben und Kosten von gut 400.000 Euro verursachten. Mit 29 Vorfällen im vergangenen Jahr sind sogenannte Erdraketen, die vor allem in der Region beim Breitbandausbau verwendet werden, zweithäufigste Ursache für kostenintensive Schäden am Gasnetz. Die dadurch entstandenen Kosten beliefen sich 2024 in der Summe auf über 200.000 Euro. In der Vergangenheit haben derartige Schäden nicht selten zu Ausfällen in der Energieversorgung geführt. Weitere Gründe, die zu Störungen in der Gasnetzinfrastruktur führen, sind Schacht- und Abrissarbeiten sowie der unsachgemäße Einsatz von handgeführten Werkzeugen wie Bohrhammer oder Trennschleifer.
Insbesondere Erdraketen finden immer häufiger bei Tiefbauarbeiten Verwendung, weil sie effektiv sind und die Vegetation schonen, da zur Leitungsverlegung keine kompletten Baugräben mehr ausgehoben werden müssen. Von der Startgrube ausgehend wird die Erdrakete – offiziell „pneumatisch betriebener Verdrängungshammer“ – bis zu 15 Meter durch das Erdreich getrieben, so dass eine Röhre entsteht, in die Leitungen in einem Arbeitsgang mit eingezogen werden. Besteht vor dem Einsatz von Erdraketen keine ausreichende Kenntnis über die Lage vorhandener Infrastrukturleitungen im Erdreich oder werden die Arbeiten von unzureichend qualifiziertem Personal durchgeführt, kommt es oftmals zu Schäden, die mit sehr hohem Aufwand repariert werden müssen.
In der Gemeinde Schönwalde/Glien im Landkreis Havelland hat im März 2024 der Einsatz einer Erdrakete beim Glasfaserausbau eine Kettenreaktion ausgelöst: Da die beschädigte Versorgungsleitung für Gas im Kreuzungsbereich von 3 Straßen lag, mussten zur Schadensbeseitigung an mehreren Stellen durch die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg und ihre Dienstleister Baugruben ausgehoben werden, um die Gasausfuhr zu stoppen und die Leitung zu reparieren. Das hatte u.a. eine mehrtägige Beeinträchtigung des Straßenverkehrs zur Folge. Nur durch das umsichtige Handeln unseres Fachpersonals konnte für unsere Kundinnen und Kunden eine Versorgungsunterbrechung vermieden werden.
Wer Tiefbaumaßnahmen plant oder durchführt, ist gesetzlich dazu verpflichtet, sich vorab bei den Netz- und Infrastrukturbetreibern vor Ort über mögliche Leitungsverläufe im Baugrund zu informieren. Planungsbüros und beauftragten Bauunternehmen entsteht ansonsten eine Schadensersatzpflicht gegenüber den betroffenen Netzbetreibern.
Aus der Statistik der NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg aber geht hervor, dass nicht einmal die Hälfte der Schadensverursacher aus dem vergangenen Jahr vor Beginn der Bauarbeiten dieser Pflicht nachgekommen ist, obwohl diese Informationen sehr leicht und für das Netzgebiet der NBB sogar kostenfrei über das Portal Leico – Leitungs-check-online einzuholen sind.
Die NBB-Tochter infrest - Infrastruktur eStrasse ermöglicht über ihr Metasystemportal Leico (Leitungs-check-online) schon bei der Planung und vor Beginn von Tiefbauarbeiten Informationen über mögliche Trassenverläufe bei mehr als 17.400 im Portal hinterlegten Netz- und Infrastrukturbetreibern deutschlandweit einzuholen.
Um vorzubeugen und Schäden vom Gasnetz abzuwenden, weist die NBB bei größeren Projekten im Breitband-Ausbau die ausführenden Unternehmen sogar am Einsatzort ein – allerdings nur, wenn diese sich bei der Netzgesellschaft melden. „Als Betreiberin von Kritischer Infrastruktur haben wir wie andere Versorger auch ein ureigenes Interesse daran, unser Netz stabil, zuverlässig zu betreiben und vor Schäden jeglicher Art zu schützen“, sagt Daniel Richter, Leiter Betriebsführung bei der NBB.
Die Erfahrungen der NBB von 2024 decken sich mit den Erhebungen im jüngsten Bauschadensbericht der VHV-Versicherungen. Dem Bericht zufolge hat sich der Anteil beschädigter Gasleitungen an allen Schäden im Tiefbaubereich zwischen 1990 und 2021 verdoppelt. „Die Häufigkeit von Leitungsschäden lässt sich vor allem mit der stetig steigenden Verdichtung der Leitungsinfrastruktur im Baugrund erklären“, schreiben die Autoren im Bericht. Die unsachgemäße Bedienung von Baggermaschinen sei noch immer die führende Ursache bei Tiefbauschäden. Erschwerend komme hinzu, heißt es im Bericht, dass vor den Tiefbaumaßnahmen teilweise keine Leitungsauskunft eingeholt wird.
Die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG betreibt eines der größten örtlichen Gasverteilnetze in Berlin und Brandenburg sowie Teilen Sachsens und Sachsen-Anhalts und übernimmt damit den Gastransport für alle Händler. Daneben gehören die Wartung und der Ausbau der Leitungsnetzinfrastruktur sowie die Durchführung und Gewährleistung des technisch sicheren Betriebes zu ihren Kernaufgaben. Die NBB übernimmt auch die Betriebsführung weiterer Strom-, Wasser- und Fernwärmenetze für verschiedene Stadtwerke und Netzbetreiber.
i. A. Andreas Wendt
Pressesprecher Netz/Infrastruktur
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