Investitionspaket: Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet keinen merklichen Effekt
Lediglich 14 Prozent rechnen mit direkten Vorteilen durch geplante öffentliche Investitionen
München (ots)
- Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe gehen drei Viertel der Unternehmen von keinen spürbaren Auswirkungen auf ihr Geschäft durch die Fiskalpakete der Bundesregierung aus.
- Die Attraktivität des Standorts Deutschland ist für die Mehrheit der Unternehmen zurückgegangen - jeder zweite CFO sieht sein Headquarter in zwei Jahren im Ausland.
- Deutschland verliert seine Rolle als Innovations- und Produktionsstandort, vor allem für Kernindustrien wie den Maschinenbau.
Die Fiskalpakete der Bundesregierung bringen noch nicht die erhoffte Wirkung. Über die Hälfte der Unternehmen in Deutschland (56%) erwartet keinen merklichen Effekt durch das beschlossenen Investitionspaket für Infrastruktur und Verteidigung, wie eine aktuelle Deloitte-Befragung zeigt. Die Ernüchterung ist besonders im verarbeitenden Gewerbe groß: Drei Viertel der Unternehmen (74%) rechnen hier mit keinerlei spürbaren Auswirkungen. Über alle Branchen hinweg gehen gerade einmal 14 Prozent davon aus, direkt von den Investitionen zu profitieren. Für die aktuelle Ausgabe des Deloitte-CFO-Survey wurden 171 Finanzvorstände von Unternehmen in Deutschland zwischen dem 11. September und dem 2. Oktober befragt.
Besonders im Mittelstand herrscht große Skepsis: Lediglich 39 Prozent der Mittelständler gehen davon aus, dass die politischen Maßnahmen einen positiven Einfluss bringen könnten. Großunternehmen rechnen dagegen mit mehr: 55 Prozent erwarten mindestens indirekte Vorteile. "Öffentliche Investitionen sind ein gutes Signal, aber ganz offensichtlich noch zu unkonkret für die CFOs", sagt Markus Seeger, Director und Mitglied des CFO Program bei Deloitte. "Gleichzeitig lässt sich die Verantwortung für eine Veränderung nicht nur auf die Politik übertragen. Auch die Unternehmen selbst müssen die massiven transformatorischen Herausforderungen, vor denen sie stehen, aktiv angehen."
Insgesamt hat sich die Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort deutlich verschlechtert. Branchenübergreifend bewertet über die Hälfte von ihnen (55%) die Rahmenbedingungen als weniger attraktiv als vor zwei Jahren. Im Maschinenbau sehen sogar mehr als drei Viertel der Unternehmen (77%) eine negative Entwicklung. Auch die geopolitischen Krisen haben daran wenig geändert - für nur 27 Prozent der Firmen ist der Standort durch die geopolitische Unsicherheit im Ausland attraktiver geworden.
Unternehmen sehen ihre Zukunft aktuell nicht in Deutschland
Für Deutschland könnte diese Entwicklung drastische Auswirkungen haben. In zwei Jahren wollen weniger als die Hälfte der Unternehmen (47%) ihr Headquarter hierzulande halten - ein Rückgang von aktuell noch 85 Prozent. Im verarbeitenden Gewerbe (n = 61) ist Deutschland aktuell noch für 77 Prozent Produktionsstandort, in zwei Jahren der Befragung zufolge nur noch für 28 Prozent. Ähnlich sieht es auch mit Blick auf den Innovationsstandort aus. Während Deutschland heute für knapp die Hälfte aller befragten Finanzvorstände (46%) als Innovationszentrum gilt, ist das in zwei Jahren nur noch für knapp ein Viertel von ihnen (24%) der Fall. Positiver ist der Ausblick hier nur im Technologiesektor: Immerhin mehr als die Hälfte (56%) sieht ihren Innovationsstandort hierzulande, sowohl aktuell als auch in zwei Jahren.
"Die Stimmung der CFOs kommt, trotz leichter Verbesserung zum Frühjahr, nicht aus der Talsohle, vor allem wenn es um den Standort Deutschland geht", sagt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte. "Aktuell ist Deutschland für viele Unternehmen nach wie vor ihr Zentrum, mittelfristig lässt jedoch auch das nach und es steht zu befürchten, dass wesentliche Teile der Wertschöpfung in andere Länder abwandern, wenn die Standortattraktivität nicht wieder zunimmt."
Der Blick der deutschen Unternehmen wandert zunehmend ins Ausland, vor allem nach Asien. Für 46 Prozent der Firmen aus der Automobilindustrie ist Indien attraktiver geworden, während Südostasien für 40 Prozent der Unternehmen aus dem Maschinenbau an Bedeutung gewinnt. Nur 16 Prozent aller Befragten finden, sie haben rückblickend zu wenig in Deutschland investiert. Automobil- und Tech-Sektor hätten stattdessen lieber früher ihr Engagement im Ausland ausgebaut (40 % und 44 %).
"Die Ergebnisse zeigen damit, dass die Fiskalpakete allein noch keinen allgemeinen Stimmungsumschwung bei den Unternehmen auslösen und dass sie ihre Entscheidungen im Gesamtkontext der Standortfaktoren treffen. Der geplante Rückzug vom Standort Deutschland sollte ein starkes Warnsignal sein, den negativen Trend bei der Standortattraktivität schnell umzukehren", resümiert Alexander Börsch.
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