Fachkräftesicherung braucht mehr als schnelle Vermittlung
"Ohne die Anerkennung ausländischer Qualifikationen kann Einwanderung nicht erfolgreich sein. Aber sie ist nur ein Teil – ebenso wichtig ist eine umfassende, integrative Begleitung in Arbeit, Sprache und Gesellschaft", sagt Petra Merkel, Präsidentin des Internationalen Bundes (IB).
Fachkräftesicherung braucht mehr als schnelle Vermittlung
Internationaler Bund fordert nachhaltige Qualifizierung und starke Integrationspolitik
Frankfurt am Main, 17. Juni 2025. Die wichtigste Ressource der deutschen Wirtschaft wird allmählich knapp: der Mensch. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert, werden in den kommenden zehn bis zwölf Jahren mehr als acht Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Rente gehen. Es bräuchte eine jährliche Nettozuwanderung von 400.000 Fachkräften, um diese Lücke zu schließen. Die Bundesregierung hat die Dimension der Herausforderung erkannt und kündigt im Koalitionsvertrag an, „alle Register“ zu ziehen. Der Internationale Bund (IB) begrüßt viele der geplanten Maßnahmen – mahnt jedoch an, die Fachkräftesicherung ganzheitlich und nachhaltig zu denken.
Positiv bewertet der IB die im Koalitionsvertrag erwähnten Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen. Damit diese greifen, muss die Bundesregierung die nötigen Voraussetzungen schaffen – durch den Ausbau von Kitaplätzen und eine Elternzeitregelung, die Väter stärker in die Verantwortung nimmt. „Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist ein zentraler Schlüssel zur Fachkräftesicherung. Viele Mütter möchten wieder arbeiten – vorausgesetzt, ihre Kinder sind gut betreut. Dafür braucht es eine flächendeckende Kindertagesbetreuung, wie wir sie in unserem Positionspapier als politische Forderung formuliert haben“, erklärt Petra Merkel, Präsidentin des Internationalen Bundes.
Der IB unterstützt die Finanzierung von Qualifizierungsmaßnahmen sowie Programme zur digitalen Teilhabe und Weiterbildung. Dabei sind modulare, abschlussorientierte Weiterbildungen und Teilqualifikationen zentrale Instrumente, um Personen ohne Berufsabschluss nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Kritisch sieht der freie Träger für berufliche Bildung hingegen die geplante Wiedereinführung des Vermittlungsvorrangs. Eine kurzfristige Arbeitsvermittlung führt nicht zu dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen. Dauerhafte Fachkräftesicherung gelingt nur durch arbeitsmarktorientierte Qualifizierung.
Sprachförderung und gesellschaftliche Teilhabe sichern
Der IB unterstützt zudem den Aufbau einer digitalen Agentur für Fachkräfteeinwanderung, den Abbau bürokratischer Hürden sowie die beschleunigte Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Seit 2011 vermittelt der IB erfolgreich internationale Fachkräfte nach Deutschland und konnte mehr als 3.000 Menschen durch gezielte Vorbereitung auf den deutschen Arbeitsmarkt integrieren – viele davon im Pflegebereich.
„Als einer der größten Träger in den Bereichen Integration und berufliche Bildung wissen wir: Ohne die Anerkennung ausländischer Qualifikationen kann Einwanderung nicht erfolgreich gestaltet werden. Aber sie ist nur ein Teil – ebenso wichtig ist eine umfassende, integrative Begleitung in Arbeit, Sprache und Gesellschaft“, so Merkel. „Hierfür setzen wir uns ein – und erwarten von der Bundesregierung verlässliche politische und finanzielle Rahmenbedingungen.“
Der Träger für sprachliche Bildung begrüßt ausdrücklich die geplante zügige Arbeitsmarktintegration Geflüchteter – durch frühzeitige Arbeitserfahrung, berufsbegleitende Qualifizierung und Spracherwerb. Die Fortsetzung und der flächendeckende Ausbau von Integrations- und Berufssprachkursen sind zentral für Teilhabe. Der IB fordert daher eine stabile Finanzierung des Gesamtprogramms Sprache (GPS), um bedarfsgerechte Angebote sicherzustellen und Planungssicherheit für Träger zu gewährleisten.
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