ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Sperrfrist: 30.09.2025 05:00 Uhr Medien-Info: Politik setzt Qualität der Kitas aufs Spiel
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Politik setzt Qualität der Kitas aufs Spiel
Die heute veröffentlichte Kita-Studie der Bertelsmann-Stiftung belegt die von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) seit Jahren kritisierte Entwicklung in Kindertagesstätten hin zu einer Deprofessionalisierung – also dem Einsatz von immer mehr nicht ausreichend qualifiziertem Personal, mit dramatischen Folgen für die Qualität der pädagogischen Arbeit. Die Untersuchung „Prekäre Professionalität? Regionale Disparitäten in den Fachkraft-Quoten von KiTa-Teams“ zeigt starke Unterschiede in der Verteilung dieser Problematik im ganzen Land. Sie bestätigt zugleich den fatalen Trend, dass viele Kommunen aus schierer Finanznot immer weniger ausgebildete Fachkräfte – dazu zählen insbesondere Erzieher und Erzieherinnen sowie Sozialpädagogen und -pädagoginnen – in den Kitas beschäftigen und stattdessen auf geringer qualifizierte Mitarbeitende zurückgreifen, um Betreuungsquoten lediglich nominell zu erfüllen.
Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende: „Gerade die unterschiedliche regionale Verteilung zeigt, wie stark der Einsatz qualifizierter Fachkräfte von der jeweiligen Kassenlage der Kommunen abhängt. Es darf aber nicht sein, dass Strukturprobleme zu Lasten der Kinder und der Beschäftigten gehen.“
ver.di hatte zuletzt Mitte September mit einer bundesweiten Aktion auf das Systemversagen in der Kinder- und Jugendhilfe, zu der auch die Kindertagesstätten zählen, aufmerksam gemacht. Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus zwölf Bundesländern stellten ihre Forderungen an die Landes- und an den Bundesfinanzminister vor: Dazu zählen eine auskömmliche und nachhaltige Finanzierung durch Bund und Länder ebenso wie eine Ausbildungsoffensive für Fachkräfte und die Einrichtung eines Fonds zum Ausbau von Kinder- und Jugendeinrichtungen. Auch einen sofortigen Stopp des Trends zur Deprofessionalisierung fordert die Gewerkschaft.
„Personalmangel, Überlastung und Fluktuation wirken sich direkt auf Kinder, Eltern und Beschäftigte in den Kitas aus“, sagte ver.di-Vize Christine Behle. „Wir brauchen endlich Lösungen, statt weiter den Ressourcenmangel zu verwalten. Es muss aufhören, dass sich Bund, Länder und Kommunen gegenseitig die Verantwortung zuschieben.“
Die Beschäftigten in der Kinder- und Jugendhilfe sind aufgrund multipler Krisenlagen in der Gesellschaft mehr denn je gefordert und brauchen, um reflektiert und angemessen handeln zu können, ein hohes Maß an Qualifikation. Die Herausforderungen zeigen sich auch in den Kitas zunehmend durch kindliches Verhalten, das viel Aufmerksamkeit und Professionalität erfordert. Dies belegen die Ergebnisse der aktuellen gemeinsamen Studie von ver.di und der Hochschule Fulda (siehe Link unten) zu verletzendem Verhalten in Kindertagesstätten: Gerade unter Kindern kommt verletzendes Verhalten in verschiedenen Dimensionen vor, und es gelingt dem überforderten, oft nicht ausreichend qualifiziertem Personal immer weniger, durch gezieltes pädagogisches Handeln die Situationen zu entschärfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Eine weitere Absenkung von Fachkraftquoten würde diese Entwicklungen noch verstärken.
Mehr Informationen zur Aktion: Wer hilft noch, bevor das Kind in den Brunnen fällt? | Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr
Die Pressemitteilung vom 12. September 2025: https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++0350aaa4-8e46-11f0-9322-c9c76204a827
Die Studienergebnisse der Hochschule Fulda und ver.di zu verletzendem Verhalten in der Kinder- und Jugendhilfe stehen hier: Gewalt und verletzendes Verhalten in der Sozialen Arbeit | Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr
Für Rückfragen: Dr. Elke Alsago, ver.di-Bundesfachgruppenleiterin Erziehung Bildung und soziale Arbeit, mobil +49 (0)160 928 94752
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Jan Thomsen ver.di-Bundesvorstand Paula-Thiede-Ufer 10 10179 Berlin Tel.: 030/6956-1011, -1012 E-Mail: pressestelle@verdi.de www.verdi.de/presse