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Deutsche Umwelthilfe fordert Ende der Subvention von Klimakiller-Dienstwagen

Berlin (ots)

Ölpreis-Explosion erfordert Neuausrichtung der
weltweit einmaligen Subventionspraxis in Deutschland - General Motors
reagiert auf Ölpreisschock mit Verkaufsabsicht des Kult-SUV Hummer, 
Audi bringt neuen Monster-Truck Q7 mit 500 PS auf die Straße - 14 
EU-Staaten besteuern Pkw nach deren CO2-Ausstoß - Strafsteuern auf 
Klimakiller-SUVs von bis zu 53.000 EUR in mehreren EU-Staaten führen 
zum Verkaufsboom für Sprit sparende Pkw - Nur in Deutschland fördert 
der Staat den Verkauf von Klimakiller-Pkws - Luxus-Geländewagen Audi 
Q7 erhält bis zu 39.800 EUR Förderung, Porsche Cayenne Turbo S wird 
mit bis zu 74.400 EUR subventioniert
5. Juni 2008: Angesichts rasant steigender Rohöl- und Benzinpreise
hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) die Bundesregierung 
aufgefordert, ihre weltweit beispiellose aktive Förderpolitik für 
Sprit fressende Dienstwagen zu stoppen. Die steuerliche 
Subventionierung Sprit schluckender Großraumlimousinen und 
Luxus-Jeeps treibe die deutschen Autohersteller systematisch ins 
"Niemandsland der Weltmärkte", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen
Resch. "Das Dienstwagenprivileg für Klimakiller muss jetzt fallen, 
damit die deutschen Hersteller endlich Autos bauen, die die Welt 
verträgt. Ab 2009 muss die Absetzbarkeit der Anschaffung von 
dienstlich genutzten Pkw an die Einhaltung des verbindlichen 
EU-Zielwertes für den CO2-Ausstoß gekoppelt werden. Fahrzeuge 
oberhalb von 140 g CO2/km dürfen weder in der Anschaffung noch im 
Unterhalt steuerlich absetzbar sein."
Resch verwies darauf, dass dies- und jenseits des Atlantiks wegen 
der Ölpreisentwicklung eine "Massenbewegung der Autokäufer in 
Richtung klimaschonender und spritsparender Pkw eingesetzt" habe. 
Übermotorisierte Großlimousinen und Luxus-Geländewagen, die noch bis 
Ende letzten Jahres reißenden Absatz fanden, würden nicht nur in den 
USA sondern auch in immer mehr EU-Staaten zu Ladenhütern. Deutsche 
Edel-SUVs werden in den USA wie "sauer Bier" angeboten, Porsche 
erlebt derzeit einen dramatischen Einbruch auf dem US-Markt. In 
Frankreich brach der Absatz teurer, großer SUV wie Audi Q7, Mercedes 
M-Klasse oder Porsche Cayenne nach Angaben der Marktbeobachter von 
CSM Worldwide in den ersten drei Monaten des Jahres um gut 46 Prozent
ein, in Spanien um über 40 Prozent. Im Gegenzug erlebten Sprit 
sparende Fahrzeuge in den USA und zahlreichen EU-Staaten einen 
beispiellosen Boom. Und die amerikanische Automobilindustrie 
reagiert: Am Dienstag hatte der US-Hersteller General Motors (GM) 
einen radikalen Konzernumbau in Richtung kleinerer Fahrzeuge 
angekündigt, die Schließung von vier Standorten, an denen vorrangig 
Pick-ups und andere Klimakiller-Geländewagen montiert werden, 
beschlossen und schließlich den Verkauf der einstigen 
Monster-Kultmarke Hummer angekündigt, die selbst in den USA kaum 
jemand mehr kaufen will.
"Überall auf der Welt erkennen Automanager und Politiker die 
Zeichen der neuen Zeit, nur die Regierung Merkel kämpft in Brüssel 
und daheim verbissen für Klimakiller-Limousinen made in Germany", 
sagte Resch. Er verwies darauf, dass die von der DUH seit Jahren 
geforderte Abschaffung des Dienstwagenprivilegs es im vergangenen 
Jahr zunächst auf die Eckpunkte-Liste des Klimapakets von Meseberg 
geschafft hatte (Titel: "CO2-Orientierung bei der Besteuerung von 
Dienstwagen"), bevor die Bundesregierung nach einer Intervention der 
deutschen Autohersteller einmal mehr der Mut verließ und dieser Punkt
als einziger überhaupt ersatzlos gestrichen wurde.
Seit den Beschlüssen von Meseberg sei der Rohölpreis innerhalb von
knapp zehn Monaten um drei Viertel gestiegen. Immer mehr Analysten 
glauben nicht mehr daran, dass die Welt-Ölförderung mit der globalen 
Nachfrage noch einmal Schritt halten könne. Die bis vor kurzem von 
vielen Experten belächelte und von den Mineralölfirmen bis aufs 
Messer bekämpfte "Peak-Oil-Theorie" werde zum Mainstream. Anfang der 
Woche hatte sich mit dem französischen Öl-Konzern Total erstmals auch
ein Unternehmen der Branche diese Sichtweise zu eigen gemacht.
"Es ist an der Zeit, dass die Bundesregierung die Konsequenzen aus
einer radikal veränderten Lage zieht und in Zeiten von Ölknappheit 
und Klimakrise die unsägliche Förderung übermotorisierter Pkw 
beendet", sagte Resch. Der DUH-Geschäftsführer ist überzeugt, dass 
die deutschen Autohersteller mit ihrer einseitigen Ausrichtung auf 
sprithungrige Sport- und Premium-Fahrzeugen im Ausland massiv unter 
Druck geraten, wenn nicht rasch eine Umstellung auf eine Sprit 
sparendere Produktpalette erfolge.
Nahezu alle entwickelten Staaten stellen derzeit ihre Zulassungs- 
und Kfz-Steuersysteme auf CO2-Bezug um, als 14. EU-Staat kam nun 
selbst Zypern hinzu. Der Ernst der außerhalb Deutschlands erkannten 
Lage um die unsichere Erdölversorgung der Zukunft zeigt sich an den 
abschreckenden Strafsteuern für Fahrzeuge mit einem hohen 
Spritverbrauch. So verlangt Norwegen für die Zulassung eines Porsche 
Cayenne S (385 PS, 358 g CO2/km) eine Strafsteuer in Höhe von 53.460 
EUR. In den Niederlanden verteuern CO2- und Luxussteuern den Cayenne 
um 38.186 Euro, Finnland verlangt eine einmalige Zulassungssteuer von
rund 26.000 Euro, Großbritannien straft den Klimakiller mit 23.690 
Euro ab, Spanien verlangt 9.980 Euro, Österreich ab Juli 2008 
immerhin 4.950 Euro und Frankreich plant eine einmalige Jahresabgabe 
in Höhe von 3.130 Euro.
In Deutschland hingegen wird die CO2-bezogene Kfz-Steuer weiter 
verzögert und - Klimapolitik absurd - der Kauf von Spritfressern von 
den Finanzministern des Bundes und der Länder sogar noch großzügig 
gefördert. Bei einem Listenpreis von 67.681 EUR für den Porsche 
Cayenne S beträgt die über sechs Jahre in Form von 
Steuerrückzahlungen gewährte Subvention bis zu 37.900 EUR. Die 
deutsche Antwort auf den Hummer, der Audi Q7 (326 PS, Listenpreis 
71.000 EUR), erfährt eine maximale Subventionierung von 39.800 EUR 
und das Spitzenmodell von Porsche, der Cayenne Turbo S (500 PS, 
Listenpreis 132.774 EUR), wird sogar mit maximal 74.400 EUR aus der 
Steuerkasse gefördert. (Steuersubventionierung errechnet für 
Personengesellschaften mit Spitzensteuersatz).
"In keinem anderen Staat der Erde fördert die Regierung aktiv den 
Kauf von Spritfressern. Solange Deutschland diese Praxis nicht 
beendet, ist die Glaubwürdigkeit im Klimaschutz dahin", so Resch. 
Solange nur noch wie derzeit etwa ein Drittel aller Neu-Pkw an 
private Kunden verkauft würden, sei nicht damit zu rechnen, dass die 
Hersteller von sich aus schnell und konsequent genug auf zeitgemäße 
Fahrzeuge umstellen. Die absurde Subventionspraxis verleitet sie 
dazu, immer neue Straßenpanzer zu entwickeln: Während GM sich von 
seinem Monster Truck Hummer (max. 397 PS) verabschiedet kündigt Audi 
noch für dieses Jahr seinen "ultimativen Performance SUV", den Audi 
Q7 V12 TDI mit 500 PS und 315 g CO2/km als "Demonstration von Kraft 
und Effizienz" an.
Die DUH fordert die vollständige Abschaffung der steuerlichen 
Abzugsfähigkeit beim Kauf und Unterhalt dienstlich genutzter 
Pkw-Neuwagen, die mehr CO2 als die jeweils gültigen EU-Zielwerte 
(siehe Vereinbarung der EU mit ACEA - für 2008 sind dies 140 g 
CO2/km) ausstoßen.

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil.: 01713649170, Fax.: 0302400867-19, E-Mail:
resch@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: 0302400867-0, Mobil: 01715660577, Fax: 0302400867-19,
E-Mail: rosenkranz@duh.de

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