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Zur Rolle eines Kinderbuchautors in Zeiten von KI und kollektiver Lese-unlust

Zur Rolle eines Kinderbuchautors in Zeiten von KI und kollektiver Lese-unlust
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Es gibt Momente im Leben eines Autors, in denen man sich und seine Rolle in der Gesellschaft hinterfragt. In denen man zugleich von Zweifeln und Zweckoptimismus überrannt wird. So erging es mir jüngst, als die ZEIT-Ausgabe vom 30.April 2025 am Zeitungsstand meine Neugierde weckte.

Unter der Schlagzeile „Ein Land verlernt das Lesen“ stieß ich im Wissensressort auf einen umfangreichen und gleichermaßen aufschlussreichen Artikel, der mir zwar nichts grundsätzlich Neues berichtete, mich aber dennoch ins Grübeln brachte. Es fanden sich zahlreiche Hinweise auf eine zunehmende Leseunlust, selbst unter angehenden Lehrkräften und anderen Studierendengruppen. Demnach bereite das Lesen komplexerer Texte oder ganzer Bücher den jungen Heranwachsenden zunehmend Schwierigkeiten. Die wenigsten seien gewillt, Zeit und Mühe auf sich zu nehmen und sich intensiv mit schwierigem Textmaterial zu beschäftigen.

Ein Trend, der sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in den letzten 15 Jahren verstetigt hat. Es fehlt einer großen Zahl der Studierenden schlichtweg an den fundamentalen Kompetenzen, um sich zielgerichtet mit akademischen Texten auseinanderzusetzen. Bevorzugtes Hilfsmittel für eine schnelle Abkürzung zu den begehrten Creditpoints: ChatGPT.

Nun bin ich gewiss kein Fortschrittsskeptiker. Marie Reimann, die Illustratorin unserer gemeinsamen Bücher, hat für den vierten Teil unserer Kinderbuchreihe, „Die kleine Eins und das Mengenkrokodil“, erstmals ein Computerprogramm zur Erstellung der Bildvorlagen genutzt. Gezeichnet hat sie selbstverständlich weiterhin von eigener Hand, doch die Technik war sehr hilfreich zur Optimierung von Arbeitsprozessen. Änderungen an den Bildern waren so nachträglich möglich, ohne dass eine komplett neue Vorlage gezeichnet werden musste. Eine wohlwollende Symbiose von klassischer Handwerkskunst und Arbeitserleichterungen durch die Wunder der Technik. Auch für mich ist beim Verfassen der Texte der Einsatz künstlicher Intelligenz ein Tabu. Es würde sich dann nicht mehr wie mein eigenes Werk anfühlen und aus meiner Sicht die nötige „Schöpfungshöhe“ eines geistigen Eigentums vermissen lassen. Nichtsdestotrotz ist auch mir nicht entgangen, dass die KI zunehmend ihren Einzug in die Schriftstellerei findet. Ob das nun als Fort- oder Rückschritt zu bewerten ist, muss ein jeder für sich beantworten.

Dank des Engagements des Spica Verlag wurden bereits die ersten drei Teile der „Kleinen Eins“ sowohl ins Niederdeutsche als auch ins Englische übersetzt. Ersteres mit dem Ziel des Spracherhalts, Zweites mit dem Blick auf den Zeitgeist, in dem das Englische klar dominiert und seinen Siegeszug im alltäglichen Sprachgebrauch kontinuierlich fortsetzt. Hinter allen Übersetzungen steckte dabei eine menschliche Person samt ihrem Know-how.

Mir stellt sich die berechtigte Frage, ob ich in fünf, zehn oder zwanzig Jahren überhaupt noch als Autor gebraucht werde. Liest dann noch jemand Kinderbücher? Oder sind Kindergeschichten bald nur noch in digitalisierter Form, inklusive entsprechender audiovisueller Untermalung, erhältlich? Schreibt eine KI vielleicht sogar viel bessere, fantasievollere Texte? Die Zukunft ist ungewiss.

Hoffnung bereiten mir meine Erfahrungen aus Lesungen vor direktem Publikum. Mit Begeisterung lauschen die jungen Lerner in Kindertageseinrichtungen und Schulen den Geschichten unserer kleinen Eins und bringen sich mit vielen klugen Gedanken und Ideen aktiv ein. Die Bedeutung des Vorlesens ist ohnehin nicht zu unterschätzen. Oft werde ich gefragt, was für mich ein „gutes“ Kinderbuch auszeichnet. Früher hatte ich stets versucht, passende Worte dazu zu finden und bestimmte Qualitätskriterien zu benennen. Mittlerweile denke ich, dass es weitaus wichtiger ist, dass überhaupt (vor-)gelesen wird. Nur wenn sich eine grundlegende Lesefreude und ein ausreichendes Verständnis für Satzstrukturen, Sprachmuster und Handlungsverläufe entwickelt, kann im weiteren schulischen Werdegang das Verstehen komplexerer Texte gelingen. Diese Kompetenz gibt jungen Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmt und als mündige Bürger am gesellschaftlichen und politischen Diskurs teilhaben zu können.

Ist also jegliche Hoffnung verloren? Nein!

Es liegt an uns, das Kulturgut Buch zu erhalten und die Leselust an heranwachsende Generationen weiterzugeben. Je früher wir diese Begeisterung wecken, desto eher kann sie sich entfalten. So finde auch ich als Autor meine Rolle in der heutigen Zeit und werde weiterhin mein Bestes geben, meine Gedanken und Ideen in gedruckten Worten zu verwirklichen. Wenn diese dann noch gern gelesen werden, erfreut es mein Autorenherz umso mehr.

Mögen Sie mit mir darüber in einen Diskurs treten? Kontaktieren Sie uns einfach, gerne auch mich direkt unter felixwalk@web.de.

Herzlichst

Felix Walk

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Frau Kathrin Kolloch

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