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Gesundheitsversorgung besser machen: mit KI-Assistenz statt Fragebogen-Kästchen (PM 22/25)

Gesundheitsversorgung besser machen: mit KI-Assistenz statt Fragebogen-Kästchen (PM 22/25)
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Das Forschungsprojekt MIA–PROM entwickelt eine KI-gestützte Assistenz, die Patientinnen und Patienten beim Erfassen ihres Gesundheitszustands unterstützt – mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung zu verbessern.

München, 28. Juli 2025 – Wie stark sind Ihre Schmerzen im Moment? Wie oft machen Sie sich Sorgen? In welchen Bereichen Ihres Lebens schränkt Sie Ihre Erkrankung ein? Fragen wie diese gehören zu den sogenannten PROMs, Patient Reported Outcome Measures, also Bewertungen des eigenen Gesundheitszustands durch die Behandelten. Sie werden oftmals zu Beginn und zum Ende einer Behandlung von Kliniken und Reha-Einrichtungen standardisiert erfasst. Ziel ist es, Aussagen über Gesundheitszustand, Lebensqualität und die individuelle Erfahrung mit Krankheit und Therapie direkt von den Betroffenen zu erhalten. Doch das Verfahren hat Schwächen: Viele Menschen füllen die Fragebögen nicht aus – sei es wegen Verständnisschwierigkeiten, Sprachbarrieren oder mangelnder Motivation.

Virtueller Avatar oder Roboteragent

Hier setzt MIA–PROM an. Das Projekt entwickelt eine Multimodale Interaktive Assistenz, kurz MIA, die Patientinnen und Patienten beim Ausfüllen der PROMs unterstützt. Federführend beteiligt sind die beiden wissenschaftlichen Mitarbeitenden Philipp Graf von der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München und Manuela Marquardt vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin.

Die Assistenz ist als virtueller Avatar auf dem Bildschirm oder als kleiner Roboteragent in Form eines menschlichen Kopfes verfügbar. „So wollen wir das System sozialer gestalten und seine Akzeptanz erhöhen“, sagt Graf. „MIA begleitet durch den Fragebogen, gibt Feedback zum Fortschritt und motiviert Patient:innen so zur vollständigen Teilnahme“, erklärt Graf. Ein zentrales Merkmal ist die Barrierefreiheit: MIA kann Fragen vorlesen, in einfache Sprache übertragen und damit vielen Menschen den Zugang erleichtern. „Wichtig beim Projektdesign war uns außerdem das Einbinden der Patient:innen bei der Gestaltung der Assistenz: deren Aussehen und deren Stimme“, fügt Projektleiter und HM-Professor Diego Compagna hinzu.

Patienteneindruck ergänzt Diagnostik

Was bringt MIA der Gesundheitsversorgung konkret? Behandlungserfolge hängen nicht nur von medizinischen Befunden ab, auch der subjektive Eindruck der Behandelten zählt. PROMs ergänzen die ärztliche Diagnostik um diese Perspektive. MIA hilft insbesondere das Feedback von Menschen mit motorischen, kognitiven und emotionalen Barrieren dabei, diese Angaben leichter und standardisiert zu erfassen – und entlastet so gleichzeitig das Klinikpersonal.

Ausblick: Weiterentwicklung erwünscht

Wo steht das Projekt aktuell? Ein erster MIA-Prototyp wurde bereits entwickelt und in der Praxis getestet: mit Patientinnen und Patienten aus zwei Rehazentren in Berlin und Brandenburg, die als Projektpartner beteiligt sind. „Aktuell werten wir die gesammelten Daten aus“, so Graf. „Das vom BMBF geförderte Projekt nähert sich seinem Abschluss.“

Parallel laufen bereits Gespräche zur Weiterentwicklung. Geplant ist eine Adaption für Kinder – damit auch junge Patientinnen und Patienten, die noch nicht lesen können, mithilfe von KI besser Auskunft über ihre Gesundheit geben und damit ihre Gesundheitsversorgung voranbringen können.

Gerne vermitteln wir einen Interviewtermin mit Prof. Dr. Diego Compagna und Philipp Graf.

Kontakt: Christiane Taddigs-Hirsch unter T 089 1265-1911 oder per Mail.

MIA-PROM

MIA-PROM entwickelt ein KI-gestütztes Assistenzsystem für die Erhebung von Gesundheitsdaten direkt von Patientinnen und Patienten. Realisiert wird das Projekt in einem Konsortium bestehend aus der Hochschule München, der Charité Universitätsmedizin Berlin, der Technischen Universität Berlin, der Hochschule Hamm-Lippstadt, den beiden Unternehmen Acalta GmbH und dexter health GmbH sowie zwei Praxispartnern, dem Brandenburger Reha-Zentrum Seehof sowie dem Zentrum für ambulante Rehabilitation in Berlin. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. mia-prom.de.

Projektbeteiligte

Prof. Dr. Diego Compagna ist Projektleiter und Verbundkoordinator des Projekts MIA-PROM. Zudem ist er Studiengangsleiter für den Bachelor Management Sozialer Innovationen an der HM. Er lehrt zu Theorien gesellschaftlicher Transformation.

Philipp Graf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HM im Projekt MIA-PROM. Seinen Master in Soziologie hat er an der TU Berlin absolviert, aktuell promoviert er an der TU Chemnitz zum Phänomen sozialer Robotik in der Gesellschaft.

Publikation

Marquardt, Manuela; Graf, Philipp, Jansen, Eva; Hillmann, Stefan; Voigt-Antons, Jan-Niklas (2024): Situativität, Funktionalität und Vertrauen – Ergebnisse einer szenario-basierten Interviewstudie zur Erklärbarkeit von KI in der Medizin, Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis 33/1 (2024): S. 41–47. doi.org/10.14512/tatup.33.1.41

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Die  Hochschule München ist mit über 500 Professorinnen und Professoren, 820 Lehrbeauftragten und über 18.500 Studierenden eine der größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften Deutschlands. In den Bereichen Technik, Wirtschaft, Soziales und Design bietet sie rund 100 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Exzellent vernetzt am Wirtschaftsstandort München, arbeitet sie eng mit Unternehmen und Institutionen zusammen und engagiert sich in praxisnaher Lehre und anwendungsorientierter Forschung. Die HM belegt im Gründungsradar des Stifterverbands deutschlandweit erneut den ersten Platz unter den großen Hochschulen und Universitäten. Neben Fachkompetenzen vermittelt sie ihren Studierenden unternehmerisches und nachhaltiges Denken und Handeln. Ausgebildet im interdisziplinären Arbeiten und interkulturellen Denken gestalten ihre Absolventinnen und Absolventen eine digital und international vernetzte Arbeitswelt mit. In Rankings zählen sie bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zu den Gefragtesten in ganz Deutschland.  hm.edu