Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
Rückkehr eines scheuen Jägers- Fachveranstaltung zur Entwicklung des Luchses in Hessen und angrenzenden Bundesländern
Rückkehr eines scheuen Jägers
Fachveranstaltung zur Entwicklung des Luchses in Hessen und angrenzenden Bundesländern
Wiesbaden, 30.06.2025 – Auf leisen Sohlen streift er seit einigen Jahren wieder durch Hessens Wälder: der Luchs. Und auch wenn das hessische Vorkommen nur langsam wächst, ist der Trend doch positiv. Aktuell stammen die Luchs-Nachweise aus Nord- und Nordosthessen. Hier ist man den Tieren mithilfe von Kamerafallen, genetischen Proben und Zufallssichtungen auf die Schliche gekommen.
Aktuelle Auswertungen zeigen, dass in Nordhessen im vergangenen Monitoringjahr vier erwachsene Luchse und zwei Jungtiere unterwegs waren. „Da diese Individuen aber im Grenzgebiet zwischen Hessen und Niedersachsen nachgewiesen wurden, wird erst der Abgleich auf Bundesebene zeigen, wie viele der erwachsenen Tiere Hessen zugerechnet werden können“, erläutert Susanne Jokisch, Luchsexpertin des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Hintergrund ist, dass die Daten aus allen Bundesländern letztendlich in eine bundesweite Bestandserhebung einfließen.
In Hessen werden aktuell im Reinhardswald und Bramwald an insgesamt 20 Standorten Wildkameras vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) betrieben, um eine Luchs-Individuenzahl zu ermitteln. Denn anhand des charakteristischen, gefleckten Fellmusters an den Vorderbeinen der Tiere, können einzelne Tiere unterschieden werden. Ergänzt wird das Monitoring in Hessen durch Zufallsmeldungen aus der Bevölkerung, die beim Arbeitskreis Hessenluchs eingehen. Der Arbeitskreis, der 2004 auf Initiative des hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) und des Ökologischen Jagdvereins (ÖJV) gegründet wurde, dokumentiert die Nachweise gemeinsam mit dem HLNUG jährlich im Luchsbericht.
Um die aktuelle Situation des Luchses in Hessen und den angrenzenden Bundesländern ging es am vergangenen Wochenende auch bei der Fortbildung „Aufwind für den Luchs – Luchsspuren 16“, welche in der Naturschutzakademie Hessen in Wetzlar stattfand. Organisiert wurde die Veranstaltung gemeinsam vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und dem Arbeitskreis Hessenluchs.
Insgesamt nahmen an der Veranstaltung über 40 Expertinnen und Experten sowie Interessierte teil, um sich zu den aktuellen Entwicklungen zu informieren und auszutauschen. Neben der aktuellen Bestandssituation wurden auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur genetischen Vielfalt mitteleuropäischer Luchspopulationen beleuchtet und Erfahrungen zu Auswilderungsprojekten ausgetauscht.
„Dass wir den Luchs in Hessen so gut dokumentieren und dieses Wissen weitergeben können, ist nur dank der guten Zusammenarbeit zwischen HLNUG und Arbeitskreis Hessenluchs sowie dem Einsatz vieler Ehrenamtlicher möglich“, erklärt Josephin Bruhn, Naturschutzreferentin des BUND Hessen und Koordinatorin des Arbeitskreises Hessenluchs.
Die positive Entwicklung in Nordhessen ist vor allem auf den stabilen und wachsenden Bestand der Harzpopulation zurückzuführen, aus der regelmäßig Luchse in angrenzende Regionen – darunter auch nach Nordhessen – abwandern. Im Rahmen der Veranstaltung wurden hierzu aktuelle Erkenntnisse zur räumlichen Verbreitung und Populationsentwicklung des Luchses in den nordhessischen Wäldern von Solling, Bramwald und Reinhardswald vorgestellt. Diese Region spielt eine bedeutende Rolle für die Vorkommen der Luchse an der hessisch-niedersächsischen Landesgrenze.
Eine weitere Stabilisierung des Luchsbestands in Hessen wird durch das Projekt „Luchs-Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ erwartet, welches ebenfalls bei der Veranstaltung vorgestellt wurde. Seit dem Start im Mai 2024 sind im Rahmen dieses Projektes bereits fünf Luchse im Thüringer Wald freigelassen worden. Ziel ist es, die Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald langfristig miteinander zu vernetzen und so den genetischen Austausch zu fördern. Eine Ausweitung des Verbreitungsgebiets bis nach Hessen wird in diesem Zusammenhang erwartet.
Darüber hinaus bot die Veranstaltung auch einen Blick nach Rheinland-Pfalz auf das dort erfolgreich abgeschlossene LIFE-Auswilderungsprojekt im Pfälzerwald und die dortige Entwicklung der Luchspopulation.
Weiterführende Informationen
https://www.luchs-in-hessen.de/
https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/luchs
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