Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
Neue Stadtbäume trotzen dem Klimawandel - HLNUG bedankt sich mit Baumspende bei Beratungs-Kommunen
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PRESSEMITTEILUNG
Neue Stadtbäume trotzen dem Klimawandel
HLNUG bedankt sich mit Baumspende bei Beratungs-Kommunen
Wiesbaden, 26.06.2025 – Kahle Asphaltwüsten, die sich im Sommer unerbittlich aufheizen. Kaum Abkühlung durch Regen. Von Abgasen verschmutzte Luft durch anhaltenden Verkehr, oft auch Stau. Das sind die Bedingungen, unter denen die meisten Stadtbäume ihr Dasein fristen. Dabei sind wir Menschen – gerade im Sommer – sehr auf sie angewiesen: Sie spenden Schatten, reinigen die Luft und tragen insgesamt zu einem besseren Stadtklima bei. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) arbeitet daher schon seit vielen Jahren gemeinsam mit hessischen Kommunen daran, Siedlungsräume fit für den Klimawandel zu machen. Als Dank für die Unterstützung und ihre Mitarbeit am Online-Tool „Stadtgrün“ hat das HLNUG nun jeder beteiligten Kommune einen klimaresilienten Baum gespendet.
„Die Kommunen haben ihre fachliche Expertise zur Eignung der Baumarten in Hessen eingebracht und dabei auch die Anwendbarkeit des Tools gemeinsam diskutiert“, erläutert HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. „Dies war sehr wertvoll für uns, deshalb möchten wir uns nun mit einer Baumspende bei den beratenden Kommunen bedanken und damit auch ein Zeichen setzen: für mehr Grün in unseren Städten – in Zeiten des Klimawandels unentbehrlich.“
In der Beratungsgruppe vertreten waren die Städte Bad Homburg, Dietzenbach, Dreieich und Neu-Isenburg, Flörsheim, Fulda, Gießen, Hanau, Maintal, Marburg, Nidda, Offenbach und Wiesbaden. Jede Kommune konnte sich eine Baumart aussuchen, die zum geplanten Standort passt. Alle Bäume haben inzwischen einen Platz in den Kom-
munen gefunden, wurden fachgerecht gepflanzt und mit einem Hinweisschild versehen, das Informationen zur ausgewählten Baumart und einen QR-Code zum Online-Tool enthalten. Um den Jungbäumen das Anwachsen zu erleichtern, gab es zu jedem Baum noch einen Bewässerungssack für die Startphase dazu.
Klimaresiliente Stadtbäume – in Zukunft immer wichtiger
Altbekannte Stadtbaumarten bekommen zusehends Probleme durch Wassermangel, Hitze sowie neu auftretende Krankheiten und Schädlinge. Das Siedlungsgrün ist zugleich eine der wichtigsten Stellschrauben für die Anpassung an den Klimawandel in der Stadt. Es sorgt für Abkühlung durch Verschattung und Verdunstung von Wasser über das Blattwerk. Für die urbanen Standorte gewinnt die Auswahl von Stadtklimabäumen stark an Bedeutung. Die Verwendung solcher Baumarten in der Stadt gewährleistet eine höhere Anwachsquote und möglichst lange Lebenszeit der Pflanzen. Auch der Pflegeaufwand kann niedriger ausfallen, da Stadtklimabäume in der Regel insgesamt robuster und besser für den Extremstandort Stadt geeignet sind. Durch ihren geringeren Wasserbedarf können sie kommende Dürreperioden besser überstehen.
Ganz einfach den passenden Baum finden – mit dem Online-Tool des HLNUG
Mit Unterstützung der Kommunen wurde im Fachzentrum Klimawandel und Anpassung am HLNUG im Rahmen des Projekts KLIMPRAX Stadtgrün ein interaktives und anwenderfreundliches Online-Tool erstellt. Es dient als fachliche Unterstützung und Entscheidungsgrundlage bei kommunalen Planungen und Bauvorhaben.
Das Tool besteht aus drei Modulen: Neben dem Modul „Klimaresiliente Baumarten finden“ gibt es ein Modul zur Auswahl geeigneter Formen der Dach- und Fassadenbegrünung sowie ein Modul mit „Antworten, Informationen, Handlungshilfen“, dass eine Vielzahl an praktischen Tipps und Hinweisen zur Verfügung stellt. Das Tool ist auf der Internetseite des HLNUG öffentlich und kostenlos verfügbar. Um das Online-Tool möglichst praxisnah zu gestalten, hat das HLNUG bereits zu Projektbeginn die Projektberatungsgruppe aus 13 hessischen Kommunen eingerichtet.
Link zum Onlinetool: https://www.hlnug.de/?id=20672
Hintergrund: Schwierige Bedingungen für Stadtbäume im Klimawandel
Der Zustand vieler Stadtbäume hat sich auf den ohnehin schwierigen urbanen Standorten innerhalb kürzester Zeit verschlechtert, selbst alte Großbäume zeigen Schäden im Kronenbereich und verlieren zunehmend an Vitalität. Dies sorgt dafür, dass der Aufwand, der zu leisten ist, damit städtisches Grün mit seinen zahlreichen Funktionen wie Erholung, Kühlung, Verschattung, aber auch Biodiversität erhalten werden kann, drastisch gestiegen ist.
Der Klimawandel wirkt sich auf den „Lebensraumtyp Stadtgrün“ besonders intensiv aus. Viele der bisher im Stadt- und Straßenraum verwendeten Baumarten gelten langfristig als gefährdet oder sterben bereits langsam ab. Da Bäume erst nach 20 bis 30 Jahren ihre volle Größe und die vielfältigen Wohlfahrtsfunktionen in der Stadt erfüllen können, ist eine vorausschauende Planung und Entwicklung des städtischen Grüns von großer Bedeutung. Ein wesentlicher Aspekt ist eine nachhaltige Pflanzenverwendung beziehungsweise eine optimierte und zukunftsfähige Auswahl von Baumarten. Ein weiterer wichtiger Baustein ist ein zielgerichtetes Regenwassermanagement zur Versorgung von Bäumen und Grünflächen in stark versiegelten Bereichen.
Kriterien bei der Baumartenauswahl sind im Wesentlichen die Hitze- und Trockenheitstoleranz aufgrund der Extremstandorte im urbanen Raum. Die aktuellen Schadensbilder zeigen deutlich, welche Baumarten insbesondere auf Stadtplätzen und im Straßenraum leider keine Zukunft mehr haben. Einige heimische und auch nichtheimische Gehölze können die extremen Standortbedingungen und Klimaveränderungen besser vertragen und sollten in Zukunft in stärkerem Maße bei der Grünplanung berücksichtigt werden. So sind etwa Bäume aus dem mediterranen Raum solch extreme Lebensbedingungen gewohnt und durch Gartenkunst und Landschaftsarchitektur als Exoten in Parks und Hausgärten im städtischen Raum bereits etabliert. Zu Schutz von Natur- und Kulturlandschaften sollte die Verwendung nichtheimischer Gehölze jedoch ausdrücklich nicht in der freien Landschaft bzw. im so genannten Außenbereich erfolgen.
Weitere Informationen:
hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/projekte/klimprax-stadtgruen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Rheingaustraße 186 D-65203 Wiesbaden 0611 6939 307 pressestelle@hlnug.hessen.de