Weltweit stark wachsend: Biodiversitätsdaten werden heute in über 180 Ländern genutzt
Weltweit stark wachsend: Biodiversitätsdaten werden heute in über 180 Ländern genutzt
Frei zugängliche Biodiversitätsdaten werden immer wichtiger für die globale Forschung – und ihre Nutzung wächst rasant. Eine aktuelle Übersichtsstudie in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) hat über 12.000 Publikationen analysiert, die Daten der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) verwendeten. Das Ergebnis: Forschende aus mehr als 180 Ländern greifen auf diese frei verfügbaren Biodiversitätsdaten zurück – ein Zuwachs von fast 30 Prozent gegenüber dem vorherigen Fünfjahreszeitraum. Zugleich erweitert sich die Bandbreite der Forschungsfelder, von Naturschutz, Klimawandel und invasiven Arten bis hin zu „One Health“, Landwirtschaft, Tourismus und städtischen Entwicklungen. An der Studie ist auch Prof. Dr. Birgit Gemeinholzer von der Universität Kassel beteiligt.
Die Global Biodiversity Information Facility (GBIF) ist die weltweit größte Datenplattform für Biodiversitätsinformationen. Sie sammelt, integriert und stellt frei zugängliche Daten über Arten, ihre Verbreitung und Lebensräume bereit. Dazu gehören Beobachtungen von Tieren und Pflanzen, wissenschaftliche Sammlungsdaten und Umweltinformationen. „Solche frei verfügbaren Biodiversitätsdaten sind zentral für die globale Forschung“, so Gemeinholzer vom Institut für Biologie der Universität Kassel. „Sie eröffnen neue wissenschaftliche Fragestellungen, fördern internationale Zusammenarbeit und liefern die Basis für informierte Entscheidungen in Naturschutz, Klimaschutz und nachhaltiger Ressourcennutzung.“
Die Studie untersucht, wer die Daten nutzt, welche Methoden angewendet werden und welche Forschungsthemen sich daraus ergeben. Dabei zeigt die Analyse, dass die 12.000 Publikationen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ wachsende Vielfalt abbilden: Forschende in über 180 Ländern nutzen GBIF-Daten für vielfältige methodische Ansätze, etwa Artenverbreitungsmodelle, phylogenetische Analysen oder Interaktionsstudien. Zudem umfassen die Publikationen mehr als 150 Forschungsbereiche – darunter etablierte Felder wie Naturschutz und Klimawandel ebenso wie neue Themen wie Landwirtschaft, Tourismus und „One Health“.
Bei der Auswertung der untersuchten Arten zeigt sich überdies: Vier von fünf Studien fokussieren auf Tiere, insbesondere Wirbeltiere, während Pflanzenstudien fast ausschließlich Gefäßpflanzen behandeln. Mehr als 6.000 Publikationen befassen sich mit Arten der IUCN-Roten Liste gefährdeter Arten, darunter rund 2.000 als gefährdet. Dies weist darauf hin, dass die wissenschaftliche Nutzung von GBIF-Daten die vorhandene Datenbasis widerspiegelt und gleichzeitig eine wachsende taxonomische Bandbreite abdeckt. Gleichzeitig offenbaren die Ergebnisse Bereiche, in denen die Datenbasis noch ausgebaut werden, etwa durch zusätzliche Datentypen, Methoden oder erfasste Artengruppen.
Häufig werden GBIF-Daten außerdem mit abiotischen Umweltvariablen wie Temperatur oder Niederschlag kombiniert, während Verschmutzungs- oder Pestiziddaten seltener Eingang finden. Die zunehmende Nutzung von Methoden des maschinellen Lernens eröffnet neue Möglichkeiten für Analysen und Prognosen.
„Um bestehende Lücken zu schließen und die wissenschaftliche Relevanz von GBIF weiter zu steigern, sollten ergänzende Datenquellen wie eDNA, Ökoakustik oder Kamerafallen systematisch erschlossen werden“, betont Gemeinholzer.
Weitere Hintergründe
Die Studie von Dirk Steinke und Kollegen baut auf einer Analyse von Mason Heberling et al. (2021) auf und untersucht die Nutzung von GBIF-Daten in zwei aufeinanderfolgenden Fünfjahreszeiträumen. Analysiert wurden unter anderem geografische Verteilung, thematische Breite, institutionelle Vernetzung und methodische Ansätze der Publikationen.
Zum PNAS-Artikel: https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2519119122
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