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Robert Habeck: Keine Ahnung, wie viel durchgerostet ist - Radio Bremen-Reportage "Bomben im Meer" am Montag (3.6.), 20:15 Uhr im Ersten

Bremen (ots)

"Die Politik der letzten Jahrzehnte war eigentlich: 'Möglichst nicht hingucken'. Das heißt, man hat, glaube ich, keine Ahnung, wie viel da jetzt schon durchgerostet ist bzw. kurz davor ist durchzurosten", sagt Robert Habeck, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen und ehemaliger stellvertretender Ministerpäsident Schleswig Holsteins in der Radio Bremen-Reportage "Bomben im Meer" (Montag, 3.6., 20:15 Uhr im Ersten). Etwa 1,6 Millionen Tonnen Munition und chemische Waffen schlummern seit über 70 Jahren auf dem Meeresgrund vor den deutschen Küsten in Nord-und Ostsee. Ein riesiges Arsenal versenkter Weltkriegsmunition - Bomben, Granaten, Minen oder Torpedos - sind eine tickende Zeitbombe. Touristen, Muschelsucher, Strandbesucher ahnen die Gefahr nicht, doch Experten schlagen Alarm. Die Radio Bremen-Dokumentation "Bomben im Meer" in der Reihe "Die Story im Ersten" zeigt die erschütternde Vielschichtigkeit des Problems unter der Meeresoberfläche.

Nicht nur während der Kriegshandlungen sind die Sprengkörper im Meer versunken, sondern auch durch Munitions-Verklappung, bereits nach dem Ersten und in großem Umfang nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Kapitulation 1945 sollte Deutschland so schnell wie möglich entwaffnet werden. Für die Alliierten stellte sich die Frage, wohin mit den unzähligen Kriegswaffen, die sie noch in den Munitionslagern und Fabriken der Wehrmacht fanden. Die einfachste und praktikabelste Lösung: ab ins Meer damit.

Und da liegen die metallischen Munitionskörper immer noch, rosten und geben ihren gefährlichen Inhalt frei. Für die Umwelt und die Menschen werden die alten Kriegswaffen inzwischen zu einer unberechenbaren Gefahr. Viele Sprengkörper sind auch heute noch hochexplosiv und eine reale Bedrohung für Schifffahrt und Fischerei.

TNT und Arsen sind immer häufiger in Speisefischen nachweisbar. In Gebieten, wo viel Munition liegt, werden die Fische krebskrank. Hochentzündliches Phosphor aus den rostenden Granaten wird immer häufiger an Strände gespült. Da es Bernstein zum Verwechseln ähnlich sieht, sind schlimme Verbrennungen bei Sammlern die Folge. Meer und Strände werden zu kontaminierten Gefahrenzonen. Fischkutter finden Minen in ihren Netzen. Es herrscht dringender Handlungsbedarf.

Doch ein politischer Aktionsplan ist nicht in Sicht. Bundesbehörden schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. Das moniert der Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck. Er hat sich in seiner Zeit als schleswig-holsteinischer Umweltminister intensiv mit dem Problem auseinandergesetzt. Er sagt: "Die Politik der letzten Jahrzehnte war eigentlich 'möglichst nicht hingucken'. Das heißt, man hat keine Ahnung, wie viel da jetzt schon durchgerostet ist bzw. kurz davor ist, durchzurosten".

Die Kosten der Suche und Beseitigung der Altlasten könnten schnell in die Milliarden gehen, sagt Uwe Wichert, ein ehemaliger Marineoffizier, der in mühevoller Kleinarbeit in internationalen Archiven versucht, möglichst viel Munition im Meer zu lokalisieren. "Die ganze Masse von Munitionsteilen, die bei Verklappungen oder durch Kriegshandlungen ins Wasser gekommen sind, ist enorm groß, um hier wirklich hundertprozentig sagen zu können, wir haben alles entdeckt, und wir haben die Möglichkeit, alles zu entsorgen, müsste man den Meeresboden Meter für Meter absuchen."

Wichert ist Berater des Expertenkreises "Munition im Meer", dem ständigen deutschen Gremium aus Fachleuten von Bund und Ländern. Jedes Jahr veröffentlicht es seinen Bericht und lässt ein Munitionskataster erstellen. Ein Budget, um Munition selber aus dem Meer zu holen, hat der unabhängige Expertenkreis nicht. Er kann nur Empfehlungen geben.

Der Radio Bremen-Film von Frido Essen gibt exklusive Einblicke in die wachsenden Gefahren für Mensch und Tierwelt durch Munition und Giftgas im Meer. Die "Story im Ersten"-Kamera ist dabei, wenn Bomben und Granaten, die nicht geborgen werden können, im Meer gesprengt werden, und zeigt wissenschaftliche Experimente u.a. des Instituts für Meeresökologie aus Bremerhaven und die Ergebnisse interdisziplinärer EU-Projekte. Die Dokumentation mahnt eindringlich, dass dieses seit Jahrzehnten ungelöste Problem eine tickende Zeitbombe an unseren Küsten ist.

"Bomben im Meer" (Die Story im Ersten / Was Deutschland bewegt) steht für akkreditierte Pressevertreterinnen und -vertreter im Vorführraum des Pressedienstes Das Erste (https://presse.daserste.de) zur Ansicht bereit.

Die Fotos sind bei ARD Foto (www.ard-foto.de) abrufbar.

Pressekontakt:

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