junge Welt: FTD-Mitbegründer Zeise: Krieg gegen das Handelsblatt verloren
21.11.2012 – 16:57
Berlin (ots)
Die Financial Times Deutschland ist Opfer der Finanz- und Wirtschaftskrise. Zu diesem Schluß kommt der Finanzjournalist Lucas Zeise, Mitbegründer und jahrelanger Kolumnist des lachsfarbenen Blattes. "Die FTD wurde in einer Ausnahmesituation gegründet, 1999 gab es einen Hype auf dem internationalen Aktienmarkt, den die beteiligten Verlage nutzen wollten, um ordentlich abzusahnen", erklärt Zeise im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung junge Welt (Donnerstagausgabe). Hinzu komme, "daß die PR-Agenturen diese Verlage beknieten, endlich eine Alternative zum Handelsblatt zu gründen, das seinen Anzeigenraum zu Monopolpreisen verkaufte". Ein Jahr später sei dieser auch als Dotcom-Blase bekannte Hype vorüber gewesen - "und damit hatte sich eigentlich auch schon das Geschäftsmodell der FTD erledigt".
Die FTD habe durchaus Boden gewonnen, sie sei auch als "Zweitzeitung für die Führungsetagen der Großfirmen" abonniert worden. "Das änderte aber nichts daran, daß Wirtschaftsverbände und die meisten Konzernspitzen nach wie vor eher dem Handelsblatt verbunden blieben - es war und ist der treueste Berichterstatter des Kapitals", so Zeise.
"Schlimm" werde es jetzt für die über 200 Redakteure der FTD, die vor dem Aus stehen. "Für so manchen von ihnen wird es sehr bitter, weil sie wahrscheinlich keinen anständigen Ersatzjob finden", fürchtet Zeise.
Der Finanzjournalist und FTD-Mitbegründer Lucas Zeise schreibt seit März 2012 regelmäßig für junge Welt.
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