Südliches Afrika: 12,8 Millionen Menschen vor dem Hungertod
19.06.2002 – 12:59
Friedrichsdorf/Rom (ots)
"Noch nie in meinem Leben habe ich solch' eine Hungersnot erlebt. Wir essen schon die Wurzeln der Bäume. Und Tag zu Tag wird es schlimmer." Lucas Lufuzi, 59-jähriger Familien- und Großvater aus Mickinschi in Malawi.
Im südlichen Afrika zeichnet sich nach WORLD VISION-Informationen eine Hungerskrise von enormem Ausmaß ab. "Für die Region erwarten wir für 12,8 Millionen Menschen ein Nahrungsmitteldefizit von vier Millionen Tonnen Getreide", sagt Dr. Wolfgang Jamann, Leiter der Humanitären Hilfe von WORLD VISION.
Bestätigt werden diese Schätzungen auch von den beiden UN-Organisationen "Food and Agriculture Organization" (FAO) sowie dem "World Food Programme" (WFP), dessen weltweit größter Partner bei der Verteilung von Lebensmitteln WORLD VISION ist. Die Katastrophe könnte nach Auskunft von Dr. Jamann "eine der schlimmsten Ernährungskrisen in Afrika überhaupt sein, sofern nicht rechtzeitig interveniert wird".
Betroffen von der bevorstehenden Katastrophe sind die Länder Malawi, Mosambik, Swasiland, Lesotho, Sambia und Simbabwe. Schon heute verzeichnet die Region eine weit verbreitete Mangelernährung bei Kindern sowie überdurchschnittlich hohe Ausbrüche von Cholera. Lesotho, Malawi und Simbabwe haben bereits den nationalen Notstand ausgerufen.
Als Ursachen für die sich anbahnende Katastrophe führt Dr. Jamann die Dürren in den Jahren 2001 und 2002 an. Darüber hinaus hatte die Region in zwei nacheinander folgenden Ernteperioden mit Überschwemmungen zu kämpfen. Dr. Jamann: "Außerdem sind Regierungskrisen, Misswirtschaft und Krankheiten wie HIV/Aids mitverantwortlich für die Krise, die voraussichtlich im Herbst ihren Höhepunkt erreichen wird."
Um mitzuhelfen, die Krise abzuwenden, plant WORLD VISION, rund 15 Prozent des Gesamtbedarfs an Nahrungsmittelhilfe zu verteilen. In absoluten Zahlen bedeutet dies 190.000 Tonnen Nahrungsmittel für 1,9 Millionen Menschen. Das dafür von WORLD VISION benötigte Budget beträgt ca. 85 Millionen Euro. "Als größte Nothilfe- und Entwicklungsorganisationen in der Region wird WORLD VISION wieder eng mit unseren internationalen Partnern wie dem Welternährungsprogramm kooperieren, um möglichst effektiv zu helfen", sagt Dr. Jamann. Bislang hat WORLD VISION Deutschland bereits 265.680 Euro vom Auswärtigen Amt für die ersten humanitäre Hilfsmaßnahmen im südlichen Afrika erhalten.
Die betroffenen Länder im einzelnen:
Lesotho:
- Erklärung des Nationalen Notstandes durch die Regierung. - Die Getreideernte ist seit dem Jahr 2001 um 50 Prozent gefallen. - Erwartetes Getreidedefizit von ca. 338.000 Tonnen für 2002 und 2003. - 444.800 Menschen benötigen Nahrungsmittelhilfe. - 35% der erwachsenen Bevölkerung ist nach Auskunft der Weltbank an HIV-Aids erkrankt.
Malawi:
- Das zehntärmste Land der Welt. Im Februar hat die Regierung den Notstand ausgerufen. - Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 234 von 1000. - Jeder sechste Mensch ist HIV-infiziert. - Bis einschließlich 2003 werden ca. 485.000 Tonnen Getreide für über 3,2 Millionen Menschen benötigt.
Mosambik:
- Bis April 2003 werden für 355.000 Menschen Nahrungsmittel benötigt. - Es besteht ein Defizit von ca. 70.000 Tonnen Mais.
Swasiland:
- Überflutungen im Jahr 2000 und Dürreperioden in den Jahren 2001 und 2002. - 2001 verringerte sich die Viehhaltung um 168.000 Tiere durch den Ausbruch von Maul- und Klauenseuche. - Getreidedefizit von 110.000 Tonnen. - 144.000 Menschen benötigen Nahrungsmittelhilfe. - 25,5% der Bevölkerung sind an HIV-Aids erkrankt.
Sambia:
- Im Mai 2002 erklärte die Regierung den Nationalen Notstand. - 2,32 Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittel. - Zwischen 550.000 und 720.000 Tonnen Nahrungsmittel werden benötigt. - 19,5 Prozent der Bevölkerung ist an HIV-Aids erkrankt.
Zimbabwe:
- Die Regierung erklärte im April den Nationalen Notstand. - Es besteht ein Nahrungsmitteldefizit von 1,5 Millionen Tonnen. - Sechs Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittel, unter ihnen fünf Millionen Kinder.
Hintergrund
WORLD VISION Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten langfristige Entwicklungshilfe und humanitäre Nothilfe. Mehr als 100 Projekte werden momentan in 36 Ländern durchgeführt. WORLD VISION Deutschland ist Teil der weltweiten WORLD VISION-Partnerschaft mit 46 nationalen Büros und über 10.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern. WORLD VISION unterhält offizielle Arbeitsbeziehungen zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und arbeitet eng mit dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen. WORLD VISION ist der weltweit größte Verteiler von Lebensmitteln im Auftrag des Welternährungsprogrammes (WFP). Weitere Informationen finden Sie im Internet: http://www.worldvision.de
Kontakt
Mit Fragen und Anregungen können Sie sich auch jederzeit an Dr. Wolfgang Jamann (Tel.: 06172-763 230), Kurt Bangert (Tel. 06172-763 150 oder 0172-2127738) oder Sönke Weiss (Tel.: 06172-763 152 oder 0162-9078430) wenden. Auf Anfrage stellen wir Ihnen gerne Fotos zur Verfügung.
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