Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Olle Kamellen, Kommentar zur Opel-Sanierung von Peter Olsen

09.02.2010 – 20:50

Frankfurt (ots)

Die hohe Zeit des Kamellenwerfens steht mit den
Fastnachts- und Karnevalsumzügen erst noch an. Besonders "olle 
Kamellen" hat vorab schon einmal Opel-Chef Nick Reilly hervorgekramt 
und als umfassenden Zukunftsplan für die General-Motors-Tochter unter
die Leute gebracht. An das närrische Treiben bei dem angeschlagenen 
Autobauer hat man sich ja mittlerweile schon gewöhnt. Dass man allen 
Warnungen zum Trotz Belegschaft und Regierungen mit einem halbgaren 
Konzept zum Narren hält, ist dem Ernst der Lage nicht angemessen.
Und so sehen die hinlänglich bekannten Leitlinien des Opel-Planes 
aus: GM zahlt nichts mehr für die Opel-Sanierung, weil man die 
Resttilgung von 600 Mill. Euro für den Brückenkredit als Beitrag 
wertet, die Opel-Standortländer sollen mit 2,7 Mrd. Euro - davon 1,5 
Mrd. Euro aus Deutschland - helfen. Und natürlich erwartet Reilly 
weiterhin von der Belegschaft den einst dem gescheiterten Opel-Käufer
Magna angebotenen Beitrag von 265 Mill. Euro jährlich. 8300 der noch 
48000 Stellen von Opel und Vauxhall in Europa sollen wegfallen.
Das alles war in den wesentlichen Punkten seit langem bekannt. 
Warum die neue Opel-Führung gleichwohl so lange brauchte, um mit 
ihrem Konzept nun offiziell Staatshilfen zu beantragen, ist ein 
Rätsel. Wollte oder musste man tatsächlich die positive Bewertung des
Unternehmensplans durch die unabhängige 
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein abwarten?
Die lange überfällige Opel-Sanierung ist kein Selbstläufer, der 
Drops noch nicht gelutscht. Natürlich sagen alle angesprochenen 
Parteien genaue Prüfung des Antrags auf Staatshilfe zu. Aber 
zumindest in Deutschland scheint Einigkeit darin zu bestehen, "dass 
GM als Eigentümer seine Beteiligung an der Sanierung und 
Neuaufstellung deutlich erhöht", wie Hessens Ministerpräsident Roland
Koch betont. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sagt zwar 
genaue Prüfung zu, weist aber zu Recht darauf hin, dass Hilfen 
EU-konform sein müssen. Und Brüssel wacht akribisch darüber, dass 
Hilfen keinen politisch-geografischen, sondern ausschließlich 
wirtschaftlichen Vorgaben folgen.
Bleibt die Frage, wer hat im Poker die besseren Karten? Denn 
kommen die Staatshilfen nicht im gewünschten Umfang, dann wird es bei
der einen geplanten Werksschließung in Antwerpen nicht bleiben. Aber 
auch das ist überhaupt nicht neu, sondern eine olle Kamelle.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: B�rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Orte in dieser Meldung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung