Forsa- Befragung zeigt Rückhalt in der Bevölkerung für Ziele der Krankenhausreform: Viele Menschen würden für bessere Qualität längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen
Berlin (ots)
Eine große Mehrheit der Bevölkerung ist bereit, bei risikoreichen Operationen oder komplizierten Behandlungen längere Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen, um sich in einer Klinik mit mehr Routine und besseren Ergebnissen behandeln zu lassen. Das belegen die Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Forsa-Befragung, die der AOK-Bundesverband aus Anlass der für diese Woche angekündigten Gespräche von Bund und Ländern über "Nachbesserungen" bei der Krankenhausreform veröffentlicht. AOK-Vorständin Carola Reimann rief Bund und Länder dazu auf, in den Beratungen über die Reform keine Abstriche beim Thema Qualität zu machen. "Unsere Befragungsergebnisse zeigen, dass es in der Bevölkerung viel Rückhalt für die Ziele der Krankenhausreform gibt, die eine Konzentration der Versorgung in spezialisierten Kliniken mit mehr Routine vorsieht."
Laut der Forsa-Befragung würden 73 Prozent der Menschen in Deutschland "auf jeden Fall" eine längere Anfahrt akzeptieren, um eine vergleichsweise risikoreiche Operation am Herzen oder an der der Lunge in einem Krankenhaus mit besseren Behandlungsergebnissen und mehr Routine vornehmen zu lassen (Abb. 1). Aber auch bei weniger risikobehafteten Eingriffen wie der Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenkes würde knapp die Hälfte der Menschen (47 Prozent) auf jeden Fall längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen.
Die Befragten, die auch bei einer Implantation eines Hüft- oder Kniegelenkes längere Anfahrten zu einer spezialisierten Klinik in Kauf nehmen würden, wurden zudem nach der konkreten Länge der akzeptierten Fahrzeit gefragt (Abb. 2). Demnach wären über die Hälfte dieser Befragten (55 Prozent) bereit, für einen solchen Eingriff eine Fahrzeit von mehr als einer Stunde in Kauf zu nehmen, damit sie in einer spezialisierten Klinik behandelt werden. Weitere 31 Prozent würden eine Fahrzeit von bis zu einer Stunde akzeptieren.
Auf die Frage nach den Kriterien, die ihnen bei einer geplanten Operation für die Wahl eines Krankenhauses wichtig seien, bewerteten nur 8 Prozent der Menschen die Wohnortnähe als "sehr wichtig" (Abb. 3). Mit Abstand am häufigsten wurden Sauberkeit und Hygiene als sehr wichtig bewertet (83 Prozent), gefolgt vom Ruf des behandelnden Arztes (46 Prozent), der Empfehlung ihres Haus- oder Facharztes (44 Prozent) und dem Ruf des Krankenhauses (41 Prozent).
Reimann: Ministerin Warken muss bei der Krankenhausreform "Kurs halten"
"Das Kriterium der Wohnortnähe spielt für die Menschen bei der Krankenhaus-Versorgung laut den Befragungsergebnissen keine zentrale Rolle - vor allem, wenn es um besonders ernsthafte Erkrankungen und risikoreiche Operationen geht", kommentiert Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, die Ergebnisse der Forsa-Befragung. "Auch die große Offenheit für längere Fahrtzeiten zu spezialisierten Kliniken zeigt, dass die Menschen die richtigen Prioritäten setzen." Wichtig sei, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken bei den bundesweit verbindlichen Qualitätsvorgaben für die Krankenhäuser "Kurs halte", so Reimann: "Ihre Aussage, dass sie die Reform ihres Vorgängers verbessern, aber nicht verwässern will, weist in die richtige Richtung." Bei den Gesprächen von Bund und Ländern über geplante "Optimierungen" wie mehr Kooperationsmöglichkeiten oder längere Übergangsfristen für die Spezialisierung der Kliniken dürfe die Patientensicherheit nicht auf der Strecke bleiben.
Drei Viertel schätzen Überlebens-Wahrscheinlichkeit in Zentren höher ein
Die Ergebnisse der Forsa-Befragung zeigen zudem, dass die Menschen in Deutschland eine realistische Einschätzung des Nutzens einer Krebsbehandlung in spezialisierten Zentren haben. So gaben knapp drei Viertel (73 Prozent) der Befragten an, dass sie an eine höhere Überlebens-Wahrscheinlichkeit von Krebspatienten bei der Behandlung in einem spezialisierten Krebszentrum glauben (Abb. 4). Nur 14 Prozent schätzten die Überlebens-Wahrscheinlichkeit gleich hoch ein wie in anderen, nicht spezialisierten Kliniken. "Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass der Nutzen der Behandlung in zertifizierten Krebszentren für das Überleben der Patientinnen und Patienten nachgewiesen ist", so AOK-Vorständin Reimann. "Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis - denn es zeigt, dass die geplante Bündelung der Versorgung in den von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentren viel Rückhalt in der Bevölkerung findet."
Hinweise für die Redaktionen:
Für die bevölkerungsrepräsentative Forsa-Befragung sind vom 1. bis zum 17. April 2025 insgesamt 8.579 Personen ab 18 Jahren befragt worden. Die Umfrage wurde als Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung durchgeführt. Abbildungen zur Pressemitteilung finden Sie unter www.aok.de/pp/bv/
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