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Orcas und Trainer:innen in Gefahr: In japanischen Seaworld-Parks herrschen Tierleid und Sicherheitsrisiken

Orcas und Trainer:innen in Gefahr: In japanischen Seaworld-Parks herrschen Tierleid und Sicherheitsrisiken
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Orcas und Trainer:innen in Gefahr: In japanischen Seaworld-Parks herrschen Tierleid und Sicherheitsrisiken – Tierschutzorganisationen rufen zum Handeln auf

In den sozialen Medien kursieren seit Monaten Videos, die besorgniserregende Zustände in den beiden japanischen Seaworld-Parks Kobe Suma und Kamogawa aufdecken. Tierschutzorganisationen fordern die Betreiber der Parks und deren Hauptaktionär dazu auf, wirtschaftliche Interessen nicht länger über das Wohl der Orcas und Mitarbeiter:innen zu stellen.

  • Bei den Shows in Kobe Suma und Kamogawa Seaworld kommt es seit Monaten zu Pannen und Fehlern, die erhebliche Sicherheitsrisiken für die Orcas und Trainer:innen bergen. Die Wale zeigen außerdem auffällige Verhaltensmuster.
  • Granvista Hotels & Resorts ist Tochter des Konzerns Fuji Media Holdings (FMH) und Betreiber der beiden Meeresparks. Dalton Investments ist Hauptaktionär des japanischen Medienkonzerns. Bereits in der Vergangenheit gab es Auseinandersetzungen zur Unternehmensführung zwischen Dalton und FMH, zuletzt wegen eines Missbrauch-Skandals bei FMH. Anlässlich der bevorstehenden Hauptversammlung, am 25.06.25, fordern die Tierschutzorganisationen WDC und PEACE, zusammen mit zahlreichen weiteren internationalen NGOs, Dalton und FMH erneut zum Handeln auf, um das Tierleid und Sicherheitsrisiken zu beenden.

München, 23.06.2025 | Die beiden Orcas Ran und Stella sind die Hauptattraktionen und wahre Publikumsmagneten für Kobe Suma Seaworld. Welche Zustände in dem Park herrschen, zeigen seit Monaten zahlreiche Videos auf YouTube und Instagram. Unter anderem wurden Filmaufnahmen von Besucher:innen veröffentlicht, die Orca Ran wiederholt beim freiwilligen Stranden zeigen: Ein Verhalten, das bereits zu kritischen Situationen führte, in denen Ran bis zu einer Stunde nicht eigenständig ins Wasser zurückkehren konnte und das Park-Personal hilflos danebenstand. Das Stranden ist für Orcas lebensgefährlich. Ihr enormes Körpergewicht drückt außerhalb des Wassers auf lebenswichtige Organe wie Herz und Lunge, was im Extremfall tödlich enden kann.

Ebenso werden auf den sozialen Netzwerken Ausschnitte von Unfällen und misslungenen Stunts während der Shows gezeigt, und jüngste Aufnahmen zeigen, wie einer der Orcas seine Trainerin am Ausstieg aus dem Wasser hindert. Die Vorfälle weisen deutlich auf mangelnde Sicherheitsvorkehrungen für die Orcas und ihre Trainer:innen hin. Nachdem mehrere Menschen von Orcas in Gefangenschaft getötet wurden, haben fast alle Meeresparks weltweit die gemeinsame Arbeit im Wasser eingestellt und ihre Sicherheitsprotokolle verschärft. Zu den bekanntesten Fällen zählen die Todesfälle der erfahrenen Trainer Alexis Martinez (2009) und Dawn Brancheau (2010). Ein ernster Zwischenfall in den japanischen Parks erscheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Zu wenig Stimulation und Platz bergen große Risiken für die Orcas und Trainer:innen

Den Meeressäugern steht in Kobe Suma Seaworld ein Becken von 6,5 Meter Tiefe und weniger als 40 Meter Breite zur Verfügung – viel zu klein für die rund 5 Meter langen Orcas. Im Schwesternpark Kamogawa Seaworld, in dem drei Orcas leben, sind die Haltungsbedingungen nicht besser. Die Becken ermöglichen weder ausreichend körperliche Bewegung noch geistige Stimulation – so zeigen abgeriebene Zähne und lethargisches Treiben im Wasser, wie sehr die Orcas in Gefangenschaft leiden. Die Folge sind chronische psychische und physische Unterforderungen, die sich in Verhaltensstörungen und sogar Aggressionen gegenüber Artgenossen, sich selbst oder den Trainer:innen äußern können. Die täglichen Shows und das dafür notwendige Training reichen nicht aus, um die Bedürfnisse dieser hochintelligenten Meeressäuger zu erfüllen – im Gegenteil: Der Zwang zu unnatürlichem Verhalten im Austausch gegen Futter verstärkt den Frust der Individuen. Besonders für die Trainer:innen entsteht dadurch ein Gefahrenpotenzial, denn Orcas sind kraftvolle Wildtiere – in Gefangenschaft sind sie unberechenbar. Auch die Interaktion zwischen den Trainer:innen und den Orcas, wie sie in der Öffentlichkeit gerne als "liebevoll" dargestellt wird, zeigt bei näherer Betrachtung problematische Aspekte: Ziehen an empfindlichen Brustflossen, Tritte in den Rücken oder das Stehen auf Schnauze und Flossen gehören fest zum Programm.

Über 40 NGOs weltweit schließen sich Forderungen von WDC und PEACE an

Die internationale Tierschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) hat gemeinsam mit der japanischen NGO Put an End to Animal Cruelty and Explotation (PEACE) bereits im April ein Schreiben an Dalton Investments, den Hauptaktionär des Mutterkonzerns Fuji Media Holdings (FMH) geschickt, in dem auf die Missstände in den Meeresparks hingewiesen und dazu aufgefordert wurde an die positive Einflussnahme auf die Unternehmensführung von FMH anzuknüpfen und sich für ein sicheres Umfeld für alle Mitarbeiter und besonders für die Lebewesen in den Meeresparks stark zu machen.

Im Juni folgte ein Schreiben an Granvista Hotels & Resorts, in dem der Betreiber der beiden Parks dazu aufgefordert wurde, die Orca- und Delfin-Shows zu beenden sowie die Bedingungen für die Tiere im Park und die Sicherheit des Personals gravierend zu verbessern.

Beide Briefe wurden von mehr als 40 NGOs weltweit mitgezeichnet. Verstärkt werden sie durch den öffentlichen Druck durch Videos in den sozialen Medien, insbesondere jetzt kurz vor der Hauptversammlung von FMH, am 25.06.25: Die unterzeichnenden Organisationen und Unterstützer:innen erneuern ihre Forderung an die Konzerne, Verantwortung zu übernehmen und längst überfällige Maßnahmen zu ergreifen.

„Der letzte Skandal bei Fuji Media Holdings hat bereits gezeigt, dass der Schutz des Personals dort nicht an oberster Stelle steht – dafür gab es viel Kritik, Verbesserungsmaßnahmen folgten. Trotzdem wird an anderer Stelle weiterhin der Profit über das Wohlergehen von Mensch und Tier gestellt. Auf der Hauptversammlung sollte es daher nicht vorrangig um Bilanzen, sondern vielmehr um Werte und Ethik der Unternehmensgruppe gehen – damit es nicht bald auch in Japan zu einer Tragödie kommt“, sagt Katrin Matthes von WDC, verantwortlich für die Arbeit zu Japan.

Hintergrundinformationen:

Whale and Dolphin Conservation (WDC) ist die weltweit führende gemein­nützige Organi­sation, die sich ausschließlich dem Schutz von Walen und Delfinen widmet. Im Rahmen von Kampagnen, politischer Überzeugungsarbeit, Bildung, Beratung, Forschung, Rettungs- und Schutzprojekten sowie Mitmach-Aktionen verteidigt WDC Wale und Delfine gegen die zahlreichen Gefahren, denen sie heute ausgesetzt sind. Das kommt auch dem Klima zugute, da Wale unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sind und eine wichtige Rolle im Ökosystem Meer spielen. WDC-Expert:innen arbeiten in nationalen, europäischen und internationalen Arbeitsgruppen, sind in allen relevanten internationalen Foren vertreten und haben direkten Einfluss auf maßgebliche Entscheidungen zur Zukunft von Walen und Delfinen. Wir sind Ansprechpartner:innen für Medien, Öffentlichkeit und Entscheidungsträger:innen.

WDC arbeitet als gemeinnützig anerkannte Körperschaft politisch unabhängig und finanziert sich über Spenden und Stiftungsmittel.

Unsere Vision: Eine Welt, in der alle Wale und Delfine in Freiheit und Sicherheit leben.

www.whales.org

Bianca König
Leiterin Kommunikation
WDC Deutschland
Telefon: +49 179 6787 186 oder +49 89 6100 2393

Whale and Dolphin Conservation (WDC)
Implerstraße 55, 81371 München
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