Whale & Dolphin Conservation gGmbH
18. Mai | Internationaler Tag des Ostsee-Schweinswals: Schauspieler Doğuhan Kabadayı und Whale and Dolphin Conservation fordern effektiven Schutz für die letzten Schweinswale
Anlässlich des Internationalen Tags des Ostsee-Schweinswals am 18. Mai 2025 ruft der deutsche Schauspieler Do ğ uhan Kabaday ı zusammen mit der Tierschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) zum Schutz der letzten 450 Schweinswale in der zentralen Ostsee auf.
- Jedes Jahr sterben mehr Schweinswale durch Beifang in Stellnetzen, als die Population verkraften kann. Nur ein umfassendes Schutzkonzept und die Zusammenarbeit der Ostsee-Anrainerstaaten können die Wale noch retten.
- Mit einem Aktionspaket auf der neuen Schweinswal-Webseite von WDC haben Bürger:innen die Möglichkeit sich und andere zu informieren, um den Druck auf die Politik zu verstärken.
München, 14.05.2025 | Die Ostsee ist durch Verschmutzung, Nährstoffüberlastung, Überfischung und zahlreiche menschliche Aktivitäten in einem besonders schlechten ökologischen Zustand. Schweinswale sind die einzigen in deutschen Gewässern heimischen Wale und ein wichtiger Indikator, um die Gesundheit der Meere zu beurteilen. Doch den kleinen Walen geht es schlecht – die genetisch eigenständige Population in der zentralen Ostsee ist akut vom Aussterben bedroht. Todesursache Nummer eins: Das Ertrinken als Beifang in Stellnetzen.
Bei der ersten nationalen Meereskonferenz in Berlin, am 6.-7. Mai, betonte WDC deshalb die dringende Notwendigkeit eines effektiven Schutzkonzepts für die Schweinswale – innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten. Obwohl die EU-Kommission bereits Notfallmaßnahmen, z.B. temporäre Stellnetzverbote, umgesetzt hat, reichen die bisherigen Bemühungen nicht aus, um die letzten Schweinswale in der zentralen Ostsee zu retten.
Anlässlich des Internationalen Tags des Ostsee-Schweinswals, am 18. Mai, erneuert WDC ihre Forderungen an die deutsche Bundesregierung und den neuen Landwirtschaftsminister Alois Rainer.
- Verbot der Stellnetzfischerei: Noch immer findet in ausgewiesenen Meeresschutzgebieten Fischerei statt. Ein sofortiges Verbot, insbesondere der Stellnetz- und Grundschleppnetzfischerei in den Schutzgebieten der zentralen Ostsee ist unerlässlich, um die Schweinswale und ihren Lebensraum zu schützen. Außerhalb von Schutzgebieten müssen übergangsweise akustische Warngeräte („Pinger“) zum Einsatz kommen, um Beifänge zu reduzieren, bis alternative Fischereimethoden entwickelt und etabliert werden.
- Echte Ruhezonen schaffen: In den gemäß der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesenen Schutzgebieten müssen verbindliche Rechtsverordnungen erlassen werden, die effektive Managementmaßnahmen zum Schutz der Schweinswale festlegen. Dies schließt den vollständigen Ausschluss von Aktivitäten ein, die zur Zerstörung oder Störung ihres Lebensraums führen (sogenannte Nullnutzungszonen).
- Überwachung von Beifang: Deutschland hat als einziger Ostsee-Anrainerstaat keine Regelungen zur Dokumentation von Beifang. Um die bedrohte Schweinswal-Population in der zentralen Ostsee effektiv vor Beifang schützen zu können, wird die Datengrundlage jedoch dringend benötigt. Deutschland muss ein Beifang-Monitoring-Programm aufsetzen und einen gesetzlich verpflichtenden Rahmen für Fischereibetriebe schaffen. Darüber hinaus benötigen die Betriebe technologische Unterstützung und personelle Schulungen, um Beifang erfassen bzw. verhindern zu können.
- Reduktion von Unterwasserlärm: Der zunehmende Unterwasserlärm durch Schifffahrt, militärische Übungen und Bauarbeiten in der Ostsee stört die Kommunikation und Navigation der Schweinswale erheblich. Schutzgebiete müssen zu echten Ruhezonen werden, in denen kein Lärm entstehen darf. Auch muss der Unterwasserlärm außerhalb von Schutzgebieten so reduziert werden, dass er die Schweinswale nicht stört.
- Internationale Zusammenarbeit: Der Schutz des Schweinswals erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Ostsee-Anrainerstaaten und internationalen Organisationen. Nur durch koordinierte Maßnahmen kann das Überleben dieser bedrohten Population gesichert werden.
Neuer Schweinswal-Infohub und Aktionspaket für Bürger:innen
Unterstützung sucht WDC auch in der Bevölkerung: Zum Internationalen Tag des Ostsee-Schweinswals hat die Organisation einen neuen Informationsbereich auf ihrer Website gelauncht. Unter whales.org/schweinswalschutz finden Bürger:innen umfassendes Wissen zu den Schweinswalen, ihrer Bedeutung für den Klimaschutz, und was für ihren effektiven Schutz vor deutschen Küsten noch getan werden muss. Ein besonderes Highlight ist das neue Erkärvideo, für das der deutsche Schauspieler Doğuhan Kabadayı die Sprecherrolle übernommen hat. Als Botschafter für WDC macht er eine klare Ansage an die politischen Entscheidungsträger:innen:
„Wie kann es sein, dass unsere einzige heimische Wal-Art – der Schweinswal – direkt vor unseren Küsten verschwindet, ohne dass entschieden gehandelt wird? Sein Sterben ist kein Naturgesetz, sondern die Folge politischer Untätigkeit. Der Schweinswal wird aus unserem Meer gedrängt, weil der politische Wille fehlt, ihn zu schützen. Die bisherigen Maßnahmen der Regierung reichen bei Weitem nicht aus. Ich wünsche mir konsequentes Handeln, mutige Gesetze und echten Meeresschutz – und zwar jetzt! Es braucht klare Prioritäten für den Schutz der bedrohten Ostsee-Schweinswale. Ich fordere die Bundesregierung auf, ihre Verantwortung ernst zu nehmen, bevor es zu spät ist“, sagt Doğuhan Kabadayı.
Zusätzlich zum neuen Webbereich hat WDC ein Schweinswal-Aktionspaket entwickelt, das Bürger:innen kostenlos anfordern können, um damit in der Öffentlichkeit über den Schweinswal und seine Bedrohungen aufzuklären. WDC ermutigt die Bürger:innen mit Hilfe der bereitgestellten Informationen beim Tag der Klimademokratie am 14. Juni Druck auf den neuen Bundestag auszuüben und kritische Fragen zu stellen, die den Schweinswalschutz als Teil der Klimaschutzbemühungen betreffen.
„Die Situation des Ostsee-Schweinswals ist alarmierend. Wir brauchen die Unterstützung der Bevölkerung, um den Druck auf die Politik zu erhöhen und echte Veränderungen zu bewirken. Jede und jeder Einzelne kann dazu beitragen, indem man sich informiert und andere aufklärt. Nur gemeinsam können wir sicherstellen, dass der Schweinswal eine Zukunft in unseren Meeren hat. Setzen Sie sich mit uns für den Schutz dieser einzigartigen Wale ein und fordern Sie von der Politik konsequentes Handeln. Es liegt in unserer Hand, die letzten 450 Ostsee-Schweinswale zu retten“, sagt Tamara Narganes Homfeldt, Meeresbiologin bei WDC Deutschland.
Der Internationale Tag des Ostsee-Schweinswals bietet eine wichtige Gelegenheit, die Öffentlichkeit auf die Bedrohungen aufmerksam zu machen, denen die Schweinswale ausgesetzt sind, und die notwendigen Schritte zu ihrem Schutz zu fördern.
WDC wird weiterhin unermüdlich daran arbeiten, die Lebensbedingungen für Schweinswale in der Ostsee zu verbessern und ihre Zukunft zu sichern. Nicht zuletzt, da Wale wesentliche Aufgaben im Ökosystem Meer übernehmen und ihr Schutz als Teil internationaler Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise anerkannt werden muss.
Hintergrundinformationen:
12.02.2025:
WDC hat gemeinsam mit anderen Naturschutzorganisationen einen Brief an BALTFISH (das regionale Fischereiforum der Ostsee-Anrainerstaaten) gesendet, deren Vorsitz aktuell in Deutschland liegt. In diesem Schreiben fordert die NGO-Koalition von BALTFISH, sich für stärkere Maßnahmen zur Vermeidung des Beifangs von Schweinswalen in der Ostsee einzusetzen. Eine Empfehlung der BALTFISH-Gruppe könnte einen EU-Rechtsakt anstoßen, der das Stellnetzverbot ausweitet und den Schweinswalschutz verbessert.
https://de.whales.org/2025/02/12/wdc-fordert-staerkere-schutzmassnahmen-in-der-ostsee/
16.01.2025:
Pinger, PALs und PEARLs: Die Bedrohung durch Beifang in Stellnetzen ist die größte Gefahr für Schweinswale in der Nord- und Ostsee. Ein Forschungsteam des Deutschen Meeresmuseums prüft derzeit ein akustisches Warngerät namens Porpoise Alert (PAL) auf seine Wirksamkeit. Es soll verhindern, dass die Wale sich in Fischernetzen verfangen, ohne sie aus ihrem Lebensraum zu vertreiben.
19.06.2024:
80 Prozent der Lebensräume in der EU sind aktuell in einem ökologisch unzureichenden Zustand. Das EU-Renaturierungsgesetz ist als Teil des „European Green Deals“ ein entscheidender Schritt im Naturschutz. Es zielt darauf ab, bis 2030 mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresflächen in der EU und bis 2050 alle sanierungsbedürftigen Ökosysteme wiederherzustellen.
https://de.whales.org/2024/06/19/eu-renaturierungsgesetz/
15.02.2024:
Bei der Tagung der UN Convention of Migratory Species (CMS COP14, 12.-17. Februar 2024) wurde der Ostsee-Schweinswal in den Anhang I aufgenommen: Dadurch erhält der kleine Wal die Einstufung als vom Aussterben bedroht und Notfallmaßnahmen können ergriffen werden, um die Populationen zu retten.
https://de.whales.org/2024/02/15/cms-ostsee-schweinswal-hoechster-schutzstatus/
Übe r Do ğ uhan Kabaday ı
Doğuhan Kabadayı ist ein deutsch-türkischer Schauspieler aus Berlin. Bekannt wurde er unter anderem durch Rollen in Film- und Fernsehproduktionen wie Ein nasser Hund (2021), Tatort (2022), Ich bin Dagobert (2024) und Die Stinos (2024). Abseits seiner schauspielerischen Arbeit engagiert er sich privat für verschiedene Kampagnen und Projekte im Bereich des Tierschutzes – vor allem für die Wal- und Delfinschutz-Organisation WDC, deren Arbeit er als Botschafter unterstützt.
Whale and Dolphin Conservation (WDC) ist die weltweit führende gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich dem Schutz von Walen und Delfinen widmet. Im Rahmen von Kampagnen, politischer Überzeugungsarbeit, Bildung, Beratung, Forschung, Rettungs- und Schutzprojekten sowie Mitmach-Aktionen verteidigt WDC Wale und Delfine gegen die zahlreichen Gefahren, denen sie heute ausgesetzt sind. Das kommt auch dem Klima zugute, da Wale unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sind und eine wichtige Rolle im Ökosystem Meer spielen. WDC-Expert:innen arbeiten in nationalen, europäischen und internationalen Arbeitsgruppen, sind in allen relevanten internationalen Foren vertreten und haben direkten Einfluss auf maßgebliche Entscheidungen zur Zukunft von Walen und Delfinen. Wir sind Ansprechpartner:innen für Medien, Öffentlichkeit und Entscheidungsträger:innen.
WDC arbeitet als gemeinnützig anerkannte Körperschaft politisch unabhängig und finanziert sich über Spenden und Stiftungsmittel.
Unsere Vision: Eine Welt, in der alle Wale und Delfine in Freiheit und Sicherheit leben.
Bianca König Leiterin Kommunikation WDC Deutschland Telefon: +49 179 6787 186 oder +49 89 6100 2393 Whale and Dolphin Conservation (WDC) Implerstraße 55, 81371 München whales.org