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Schutzgebiet ohne Schutz: Rettet das Herz der Nordsee
BUND und über 72.000 Menschen fordern Verbot für Grundschleppnetzfischerei

Schutzgebiet ohne Schutz: Rettet das Herz der Nordsee / BUND und über 72.000 Menschen fordern Verbot für Grundschleppnetzfischerei
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Berlin (ots)

  • Fischerei mit Grundschleppnetzen größte Bedrohung der Artenvielfalt
  • Meeresschutzgebiete wie die Doggerbank unverzichtbar für die biologische Vielfalt der Erde
  • Bundesregierung muss Schutzgebiete vor Grundnetzschleppfischerei schützen

Über 72.000 Menschen fordern gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen im Herz der Nordsee und den Schutz der Doggerbank. Diese einzigartige Sandbank ist überlebenswichtig für Meeressäuger. Dafür wurde die Doggerbank 2017 zum Meeresschutzgebiet erklärt. Doch die Fischerei mit Grundschleppnetzen findet weiterhin in dem sensiblen Naturschutzgebiet statt, zerstört und bedroht diesen einzigartigen Lebensraum bis heute. Stellvertretend für mehr als 72.000 Menschen fordert der BUND die Bundesregierung zum Handeln auf.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: "Es muss Schluss sein mit der Naturzerstörung in ausgewiesenen Meeresschutzgebieten. Deswegen freuen wir uns über die große Unterstützung für unsere Petition in der Bevölkerung. Die Bundesregierung, allen voran Fischereiminister Rainer, muss jetzt handeln und die Doggerbank schützen. Ohne spezifische Verbote besteht der Schutz der Doggerbank nur auf dem Papier."

Die Fischerei mit Grundschleppnetzen zählt zu den größten Bedrohungen der Artenvielfalt im Meer. Dabei werden große Netze mit Metallketten oder Stangen beschwert und über den Meeresboden gezogen, um dort gezielt Fisch wie Sandaale oder Plattfische zu fangen. Die schweren Netze dringen dabei in den weichen Sandboden ein und fangen alle Meerestiere am Boden ein. Bei dieser Art der Fischerei werden alle Tiere im Weg des Schleppnetzes gestört, gefangen, verletzt oder getötet. Lebensräume wie Seegraswiesen, Riffe aus Steinen oder Sand- und Muschelbänke werden zerstört. Langlebige Arten werden verdrängt und verschwinden auf Dauer. Das bringt das sensible Ökosystem aus dem Gleichgewicht.

Grundschleppnetze bedrohen Schutzgebiet im Herz der Nordsee

Die besonderen physikalischen und ökologischen Bedingungen der Doggerbank führen zu einer hohen Algenproduktion (Primärproduktion). Das bedeutet ein großes und breites Nahrungsangebot für viele Meerestiere. Neben dem heimischen Schweinswal wurden im Schutzgebiet auch Zwergwale, Buckelwale und Orkas auf der Durchreise beobachtet. Die Doggerbank ist damit ein einzigartiger Lebensraum in den deutschen Meeresgewässern und wurde deswegen zum Schutzgebiet erklärt.

Eine BUND-Analyse von 2024 ergab, dass die Hälfte der geschützten Meeresgebiete in der deutschen Nord- und Ostsee mit Grundschleppnetzen befischt wird. Die Doggerbank ist fast vollständig davon betroffen. Bis auf Dänemark haben alle Länder ihre Teile der Doggerbank als Schutzgebiet ausgewiesen, doch bislang verbietet nur Großbritannien die Grundschleppnetzfischerei für seinen Teil der Sandbank.

Bandt: "Die Zeit drängt. Meeresschutzgebiete wie die Doggerbank sind unverzichtbar, um die Vielfalt der Meere zu erhalten und das Artensterben zu stoppen. Auch im Kampf gegen die Klimakrise sind intakte Meere von entscheidender Bedeutung. Ein wirksamer Schutz der Doggerbank wäre ein glaubwürdiges Signal, dass Deutschland seine internationalen Zusagen ernst nimmt."

Hintergrund:

Mitten in der Nordsee verbirgt sich ein einzigartiger Lebensraum: das Meeresschutzgebiet Doggerbank. Die heute überspülte Sandbank bildete vor Tausenden von Jahren eine Landbrücke zwischen England und dem Festland. Durch ihre geringe Wassertiefe von 10 bis 40 Metern ist sie ein besonders artenreicher Lebensraum.

Die Doggerbank ist die größte Sandbank der Nordsee und Zuhause für viele Arten wie Schweinswale, Seehunde, Minkwale, Riesenhaie und Weißschnauzendelfine. Der deutsche Teil der Doggerbank wurde 2017 zum Meeresschutzgebiet erklärt, doch der Schutz besteht nur auf dem Papier. Mit Grundschleppnetzen dürfen dort Fische in großen Mengen gefangen werden - mit fatalen Folgen für das Schutzgebiet. Der BUND hat im November 2024 Klage gegen die Grundschleppnetz-Fischerei in der Doggerbank erhoben.

Die Bundesregierung verstößt gegen europäisches Naturschutzrecht, indem sie die Grundschleppnetz-Fischerei im Schutzgebiet auf der Doggerbank jedes Jahr aufs Neue erlaubt, ohne vorab eine Verträglichkeitsprüfung mit den Schutzzielen durchzuführen. Auch in den Niederlanden, Italien, Spanien, Frankreich und Schweden klagen aktuell Umweltverbände vor Gericht gegen die andauernde Zerstörung der Schutzgebiete durch diese Fischereimethode.

Wo liegt die Doggerbank?

Die Doggerbank ist mit einer Fläche von rund 25.000 km² etwa sieben Mal so groß wie Mallorca und damit die größte Sandbank inmitten der Nordsee. Sie erstreckt sich über die Meeresgewässer von Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Dänemark.

Warum sind Meeresschutzgebiete wichtig?

Meeresschutzgebiete wie die Doggerbank sind unverzichtbar, um die biologische Vielfalt der Erde zu erhalten. Sie geben wildlebenden Arten dringend benötigte Rückzugsräume. Denn im Meer ist viel los: Schiffsmotoren lärmen, Sand, Kies und Erdgas werden abgebaut, Windparks errichtet, Kabel und Pipelines stören Flora und Fauna im und auf dem Meeresboden. Die Fischerei tut ihr Übriges - und das oft auch in den Schutzgebieten. Denn noch sind viele Meeresschutzgebiete wie die Doggerbank nur auf dem Papier geschützt.

Was ist Grundschleppnetz-Fischerei?

Bei der Grundschleppnetz-Fischerei werden die Fischernetze über beziehungsweise durch den Meeresboden gezogen. An der unteren Öffnung des Netzes sind unter anderem schwere Metallseile angebracht, um die Tiere in das Netz zu jagen. Dadurch werden gezielt Meerestiere gefangen, die vergraben im Boden oder direkt darüber leben, wie Schollen, Seezungen und Nordseegarnelen (Krabben). Bei dieser Art der Fischerei werden alle Tiere im Weg des Fischernetzes gestört, gefangen, verletzt oder getötet. Lebensräume wie Seegraswiesen, Riffe aus Steinen oder Sand- und Muschelbänke werden zerstört. Langlebige Arten werden verdrängt und verschwinden auf Dauer. Das bringt das sensible Ökosystem aus dem Gleichgewicht.

Mehr Informationen:

Pressekontakt:

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Tel. 030-27586-497
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