All Stories
Follow
Subscribe to Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau

Woelki kündigt Reformen an: "Alles auf den Prüfstand stellen"

Köln (ots)

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki will sein Amt trotz aller Auseinandersetzungen weiterführen. "Weil ich durchsetzen will, dass sexualisierte Gewalt in der Kirche keine Chance hat", sagte er der Kölnischen Rundschau und verwies zudem auf "große Reformprojekte", die ihm wichtig seien.

Der Fall des verstorbenen Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz ist nach Woelkis Einschätzung auch ein Beleg für "strukturelle Defizite in unserer Verwaltung". Er selbst sei erst am 24. Juni dieses Jahres über die Vorwürfe gegen Pilz informiert worden. Dagegen hatte das Erzbistum bereits im September 2021 Pilz' früheren Dienstgeber, das Sternsinger-Missionswerk, unterrichtet, während das Bistum Dresden, wo Pilz zuletzt wohnte, erst im Juni 2022 über ein schon 2014 geführtes Verfahren informiert wurde.

Auch wegen solcher Defizite verfolge er "mit Nachdruck die Umstrukturierung des Erzbischöflichen Generalvikariats", betonte Woelki. Neben der Reform der Pfarrgemeinden und der Entwicklung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) gehöre dies zu den wichtigen Themen, um die er sich jetzt konkret kümmern wolle. Zur Kritik, die KHKT gefährde den Bestand der Theologischen Fakultät in Bonn, meinte Woelki: "Wenn Bonn doch eine Exzellenzuniversität mit einer exzellenten Fakultät ist, dann dürfen sie doch darauf vertrauen, dass junge Menschen sich für Exzellenz entscheiden. Wo bleibt denn da das Selbstbewusstsein, wenn sie so viel Angst vor der Konkurrenz durch eine kleine Hochschule haben." Woelki warb dafür, "in junge Menschen zu investieren, in Bildung", und verwies auch auf den Bildungscampus Köln-Kalk. Auf die Frage, woher das Geld dafür bei sinkenden Einnahmen kommen sollte, meinte Woelki: "Wir werden darüber noch sprechen müssen." Man müsse "alles auf den Prüfstand stellen". Beispielsweise gebe man zur Zeit 60 Millionen Euro im Jahr für die Verwaltung von 550 kirchlichen Kitas aus. "2030 werden es 80 sein, wenn sich nichts ändert. Wo sollen die denn herkommen? Ich halte es für möglich, einen diözesanen Träger oder auch mehrere zu gründen und dadurch effizienter zu werden."

Seine Kritiker rief Woelki auf, miteinander statt übereinander zu reden. Die meisten Verfasser der jüngsten Erklärungen hätten seine Handynummer: "Sie hätten anrufen können". Mit Papst Franziskus habe er nie über eine Probezeit gesprochen, sagte Woelki. Eine solche Probezeit hatte Weihbischof Rolf Steinhäuser als Administrator ins Spiel gebracht. Anlässlich der letzten Kardinalsversammlung habe er ein kurzes, herzliches Gespräch mit dem Papst geführt. Zu seinem in Rom vorliegenden Rücktrittsgesuch habe der Papst aber nichts gesagt.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
Telefon: 0228-6688-546
print@kr-redaktion.de

Original content of: Kölnische Rundschau, transmitted by news aktuell

More stories: Kölnische Rundschau
More stories: Kölnische Rundschau
  • 31.08.2022 – 18:00

    Die Größe im Scheitern / Kommentar von Raimund Neuß zum Tod von Michail Gorbatschow

    Köln (ots) - Wer war Michail Gorbatschow? Dass es über ihn so viele widersprüchliche Urteile gibt, zeigt die Bedeutung dieses Mannes, dessen Scheitern seine weltgeschichtliche Bedeutung ausmacht. Das Handeln des Michail Gorbatschow ist nicht auf einen Nenner zu bringen. In Deutschland wird die Dankbarkeit für den Mann niemals enden, ohne den die deutsche Einheit ...

  • 26.08.2022 – 18:00

    Politischer Kunstfehler / Kommentar von Raimund Neuß zum Streit um die Gasumlage

    Köln (ots) - Das Gegenteil von Kunst, wusste Gottfried Benn, ist gut gemeint. Das gilt auch für die Kunst des Politischen. Beispiel eines gut gemeinten Kunstfehlers ist die Gasumlage. Nun ist es ein billiges Spiel, wenn Sozialdemokraten und Liberale auf den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck eindreschen. SPD-Chefin Saskia Esken droht ihrer Regierung sogar mit ...

  • 23.08.2022 – 18:00

    Warum uns der Krieg betrifft / Kommentar von Raimund Neuß zur Solidarität mit der Ukraine

    Köln (ots) - Das sei "nicht unser Krieg", haben 16 Handwerksmeister aus Halle dem Bundeskanzler entgegengeschleudert und damit die Forderung verbunden, ein halbes Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wieder zum Tagesgeschäft mit Moskau überzugehen. Der Brief steht für eine Stimmung, die von rechts bis links spürbar ist: Wir helfen der Ukraine ...