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Neue Westfälische (Bielefeld): Seehofers Zukunftspläne Modelleisenbahn muss warten Ralf Müller, München

Bielefeld (ots)

Ich wundere mich jeden Tag, was andere wissen, was ich schon entschieden habe", ulkte CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer am Rande einer CSU-Vorstandssitzung. Nun gut, halten wir uns an das, was Seehofer selbst über seine Zukunft mitteilte. Zum Beispiel, dass seine Maxime laute "Sie müssen wollen, Sie müssen können und Sie müssen gewinnen". Wobei er das können ausdrücklich auf die gesundheitliche Verfassung bezog. Muss man sich einem Gesundheits-TÜV unterziehen, wenn man schon entschieden hat, nicht mehr zu wollen? Eigentlich nicht, es sei denn, man ist der zutreffenden Ansicht, dass ein solcher Check auch zu Beginn des Ruhestands nichts schaden kann. Doch diesem Gedankengang widersprach Seehofer gleich selbst. Eine "30-Prozent-Partei" könne er auch ohne Gesundheitscheck führen. Aha: Es geht also um ausreichende Fitness für die Führung der CSU! Hätte Seehofer innerlich schon abgedankt und würde Pläne zum Ausbau seiner Modelleisenbahn gehen, würde er wohl keinen Arzt bemühen. Es bleibt eigentlich nur die Frage: Will Seehofer noch mal volles Programm, also Parteivorsitz UND Ministerpräsidentenamt, oder überlässt er eines der beiden Ämter jemand anderem, der nicht Markus Söder heißt? Welches Amt noch zur Disposition steht, ist nicht schwer zu erraten: der Parteivorsitz. Es gelte weiterhin sein Angebot, demjenigen das Spitzenamt in der CSU anzutragen, der die Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl übernimmt und anschließend auch in Berlin bleibt, bekräftigte Seehofer. Es sieht so aus, als würden die beiden Aufgaben dem derzeitigen Innenminister Joachim Herrmann zufallen während Seehofer selbst noch einmal als Ministerpräsident antreten wird. Mit der Installierung des Erlangers Herrmann als Parteichef wäre dem bayerischen Finanzminister Markus Söder (CSU) der Weg zum Amt des Ministerpräsidenten erst einmal versperrt. Zwei Mittelfranken auf den wichtigsten Positionen, welche die CSU zu vergeben hat, lässt der Regionalproporz nicht zu. Und wo bleibt die Demokratie? Es ist erstaunlich, dass in einer Partei, die sich als demokratisch versteht, eine einzelne Person im Dialog mit sich selbst nicht nur entscheiden kann, wie die wichtigsten Ämter besetzt werden, sondern auch das Wie und Wann. Bemerkenswerterweise erklärte Seehofer den 24. April, an dem er den CSU-Vorstand über seine Entscheidungen informieren will, als Tag der "Verkündigung". Das setzt Ehrfurcht voraus. Mal sehen, ob sie alle in der Partei aufbringen.

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