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Welpen sind kein Wanderpokal
Der illegale Welpenhandel ist ein Millionengeschäft, das seit der Corona-Krise boomt. Das Leid der Tiere nimmt weiter zu. Leitartikel von Isabelle Lemberger

Regensburg (ots)

Gerade in Zeiten der Pandemie ist die Sehnsucht nach einem treuen Begleiter groß. Und da der Hund bekanntlich der beste Freund des Menschen ist, der einem durch schwere Zeiten hilft, haben sich im vergangenen Jahr immer mehr Menschen einen Welpen angeschafft. Der steigenden Nachfrage können die qualifizierten Züchter in Deutschland allerdings nicht mehr gerecht werden. Viele Menschen greifen daher auf die naheliegendste Alternative zurück: Kleinanzeigen im Internet. Doch hinter vermeintlich liebevollen Hobby-Züchtern steckt oft eine industrielle Maschinerie aus Osteuropa.

Welpen werden in den meisten Fällen von Rumänien, Ungarn oder Bulgarien halbtot nach Deutschland transportiert, ihre Muttertiere als Gebärmaschinen missbraucht. Jeder, der ein Hundebaby per Mausklick im Internet bestellt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit weiter Tierleid verursacht. Denn beim System "Ein Welpe per Mausklick" büßen alle - außer die Händler selbst. Die Tiere, die viel zu früh von ihren Müttern getrennt werden und auch die künftigen Besitzer, die nun mit Welpen klar kommen müssen, die oft traumatisiert und krank sind. Die Hunde haben kein Sozialverhalten gelernt, ihnen fehlt die Tollwut-Schutzimpfung und sie sind meistens von gefährlichen Parasiten und Würmern befallen, die obendrein auch für Menschen ansteckend sein können. Wer möglichst schnell und billig an einen niedlichen Welpen kommen will, zahlt am Ende mitunter einen hohen Preis. Diese Tiere sind keineswegs ein Schnäppchen.

Es entstehen zum Beispiel enorme Kosten, wenn die Polizei einen illegalen Welpentransport aufdeckt. Die Welpen müssen in Quarantäne bleiben, bis die Besitzverhältnisse geklärt und tierärztliche Behandlungen abgeschlossen sind. Das kann oft Monate dauern. Den Preis dafür zahlt dann der eingetragene Besitzer - oder der Steuerzahler.

Möglicherweise entstehen weitere Folgekosten für Therapie und Behandlung. Oft haben die Tiere einen Erbfehler, wie eine Hüftgelenksdysplasie, der sich erst im Laufe des Wachstums entwickelt und sehr schmerzhaft sein kann. Einige dieser Hunde leiden an nicht wiedergutzumachenden Verhaltensauffälligkeiten. Ein Hundetrainer könnte in diesem Fall Abhilfe schaffen. Und viel Liebe, Verständnis und Hingabe in einem zuverlässigen Zuhause. Doch oft sind auch die neuen Frauchen und Herrchen überfordert.

Welpen sind für die osteuropäischen Händler nicht mehr als eine Ware. Vor allem sogenannte Moderassen stehen in illegalen Welpenfabriken weit oben auf der Produktionsliste. Das zeigen auch die Fälle, die aktuell von der Polizei aufgedeckt werden. Heuer stark im Trend: Französische Bulldoggen. Doch was passiert, wenn die Hunde nicht mehr angesagt sind? Oder aufgrund ihrer Herkunft für die neuen Besitzer zu schwierig zu handhaben sind? Sie werden zu Wanderpokalen, die für kurze Zeit ein Zuhause gefunden haben - um dann im Tierheim zu landen. Und alles wieder von vorne durchmachen zu müssen.

Bei eBay Kleinanzeigen, einer der größten Internet-Handelsplattformen, herrschen inzwischen auch in Deutschland strengere Vorgaben, verboten sind solche Angebote aber noch nicht. Händler können dort weiterhin problemlos unter falschem Namen einen Account eröffnen. Die Nachverfolgung ist so nahezu unmöglich. Eine Verifizierungspflicht wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Aber auch durch Prüfen und Melden verdächtiger Angebote kann jeder dabei helfen, diese Hunde-Schicksale zu verhindern.

Ein Hund darf keine Ware sein. Echte Tierliebe fängt schon beim Kauf an.

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