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Studienergebnisse im American Journal of Psychiatry: Wie hängen Selbstkontrolle und Internetsucht zusammen?

Studienergebnisse im American Journal of Psychiatry

Wie hängen Selbstkontrolle und Internetsucht zusammen?

Was passiert im Kopf von Personen, die suchtartig das Internet nutzen? Das möchte Prof. Dr. Matthias Brand von der Universität Duisburg-Essen mit seinem Team in der Forschungsgruppe 2974* herausfinden. Bei ihrer Suche nach zugrundeliegenden psychologischen und neurobiologischen Prozessen werden die Wissenschaftler:innen seit 2020 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Nun veröffentlichen sie erste Erkenntnisse zu Selbstkontrollfunktionen im renommierten American Journal of Psychiatry.

So schreiben die Wissenschaftler:innen, dass Personen mit suchtartiger Internetnutzung im Durchschnitt länger bräuchten, um störende Reize auszublenden, und häufiger riskante und impulsive Entscheidungen träfen als Personen ohne Suchtsymptomatik. Auch mache die Gruppe mit pathologischer Nutzung im Durchschnitt mehr Fehler bei Aufgaben, in denen auf internetbezogene Bildreize reagiert bzw. nicht reagiert werden sollte. Dies bewege sich zwar im Normbereich, aber es zeige sich ein signifikanter Unterschied zur Kontrollgruppe– auch dann noch, wenn man Effekte wie Alter, Intelligenz und psychopathologische Symptome wie Depressivität berücksichtigt.

„Unsere bisherigen Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Denk- und Verhaltensmuster – vor allem solche, die mit Selbstkontrolle zu tun haben – eine wichtige Rolle dabei spielen, ob jemand eine Internetsucht entwickelt und warum sie bestehen bleibt“, so die Erstautorin der Studie Dr. Silke M. Müller.

Der Sprecher der Forschungsgruppe, Prof. Matthias Brand, ergänzt: „Wir nehmen an, dass sich das Ganze wie eine Kettenreaktion entwickelt: Wer von Anfang an Schwierigkeiten mit Selbstkontrolle hat, hat möglicherweise ein höheres Risiko, das Internet suchtartig zu nutzen. Gleichzeitig kann die Sucht dazu beitragen, dass die Selbstkontrolle im Laufe der Zeit weiter abnimmt.“

Über 1.000 Proband:innen – und weitere werden gesucht

Für die Studie wurden zwischen 2021 und 2024 insgesamt über 1.000 Freiwillige umfangreich mit denselben Instrumenten an verschiedenen Standorten in Deutschland untersucht. So mussten die Proband:innen u.a. verschiedene kognitionspsychologische Aufgaben bewältigen und Fragebögen beantworten. Das Forschungsteam teilte sie anhand eines standardisierten Interviews, das die Suchtkriterien erfasst, aufgrund ihrer Symptomausprägung in pathologisch/suchtartig, riskant oder unproblematisch ein.

Eine Besonderheit in diesem Umfang: „Solch eine Studie ist in ihrer Art und Größenordnung weltweit einzigartig“, stellt Prof. Matthias Brand heraus. „Bislang haben wir einen wahren Datenschatz hervorgebracht, aus dem wir bedeutende Erkenntnisse über die Mechanismen und Prozesse ziehen können, die bei suchtartigem Verhalten eine Rolle spielen“, so Brand.

Das Team sucht weiterhin Freiwillige. Interessierte können sich in ein Formular eintragen unter www.uni-due.de/for2974/rekrutierung oder sich alternativ per E-Mail melden: for.studie@uni-due.de.

* Affective and cognitive mechanisms of specific Internet-use disorders ( ACSID ) (FOR 2974): Das Projekt wurde 2020 eingerichtet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2024 um drei Jahre verlängert und mit weiteren fünf Millionen Euro gefördert. An dem Vorhaben sind neben der UDE auch die Universitäten Bochum, Bamberg, Gießen, Mainz, Lübeck und die Medizinischen Hochschule Hannover beteiligt.

Weitere Informationen:

Zum Artikel im American Journal of Psychiatry

Dr. Silke M. Müller, Center for Behavioral Addiction Research, silke.m.mueller@uni-due.de

Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-2131, cathrin.becker@uni-due.de

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