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Neues Deutschland: Syrien-Türkei: Der Krieger in Ankara

Berlin (ots)

Der türkischen Führung kommt der Anlass offenbar sehr gelegen, um den Konflikt zuzuspitzen. Nachdem Syrien seine Schuld eingeräumt hat, wäre jetzt ein Dialog denkbar - allein, die Art und die Sprache des türkischen Ministerpräsidenten lassen ein Interesse Erdogans daran nicht vermuten. Der starke Mann in Ankara machte bisher kein Geheimnis daraus, dass er lieber heute als morgen eine offene Intervention gegen Syrien will. Dafür lässt er regierungsfeindliche Kämpfer und Waffen über die gemeinsame Grenze und stellt ihnen die Türkei als Rückzugsgebiet zur Verfügung. So war es nur eine Frage der Zeit, wann es an der Grenze knallen würde. Das entschuldigt nichts an dem tödlichen syrischen Schuss über die türkische Grenze. Es illustriert aber das schwer erträgliche Maß an Heuchelei in Erdogans Empörung. Was immer man von dem Regime in Syrien halten mag - es ist die Türkei, die die territoriale Integrität ihres südlichen Nachbarn seit über einem Jahr permanent in Frage stellt. Schon der Abschuss des türkischen Kampfflugzeugs vor Syrien im Juni hatte das Potenzial, einen Waffengang auszulösen, wenn es nach Erdogan gegangen wäre. Wenn es nicht dazu kam, so deshalb, weil er diesen Krieg ohne die Partner in der NATO nicht führen konnte. Die aber waren klug genug, dem »Bündnisfall«, den ihr die Türkei aufdrängen wollte, aus dem Wege zu gehen. Dieses Stück Vernunft aufzubringen, wäre den NATO-Granden auch diesmal zu wünschen.

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