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Westfalenpost: Sterbehilfe-Debatte

Hagen (ots)

<p>Wie hilft man sterbenden Menschen? Über diese Frage muss der Bundestag gleich zweimal abstimmen. Bei der Versorgung Sterbender existieren große Defizite, so eine aktuelle Studie. Die Bundesregierung will die Palliativmedizin ausbauen. Der Gesetzentwurf ist unstrittig.</p><p>Erhebliche Meinungsunterschiede gibt es allerdings bei der Entscheidung über eine Liberalisierung der Sterbehilfe. Hier gehen die Kontroversen über die Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg. Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider bringt den Konflikt auf den Punkt. Schneider ist gegen eine Liberalisierung der Sterbehilfe, vor allem gegen geschäftsmäßige Suizid-Angebote. Doch aus Liebe zu seiner Frau würde er sie in eine Todesklinik begleiten.</p><p>Für Pro und Kontra sprechen jeweils gute Gründe: Es gehört zum Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen, sein Ende frei wählen zu dürfen, vor allem, wenn er ohne Hoffnung an einer unheilbaren Krankheit mit unerträglichen Schmerzen leidet. Gleichzeitig bereitet die Vorstellung Unbehagen, dass die Todesspritze legal und alltäglich wird, gerade, weil sich so viel Missbrauch damit vorstellen lässt. Gegner einer Liberalisierung fürchten, dass Senioren indirekt regelrecht zum Freitod genötigt würden, wenn Sterbehilfe zur ganz normalen Dienstleistung wird. </p><p>Es geht um viel bei dieser Abstimmung: um Gewissen, um Glauben, um Rechtssicherheit. Und es geht um Würde in der hilflosesten Situation, in die ein Mensch geraten kann. Müssen sich Ethik und Menschlichkeit am Ende ausschließen? Das sind Fragen, die kein Gesetz dieser Welt beantworten kann. Allerdings muss das Gesetz garantieren, dass der Schutz des Lebens an erster Stelle steht. </p>

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