All Stories
Follow
Subscribe to Neue Osnabrücker Zeitung

Neue Osnabrücker Zeitung

Soziale Spaltung: Wagenknecht wirft auch eigener Partei schwere Versäumnisse vor

Osnabrück (ots)

Soziale Spaltung: Wagenknecht wirft auch eigener Partei schwere Versäumnisse vor

"Viele linke Politiker haben den Kontakt zu den Benachteiligten verloren"

Osnabrück. Sahra Wagenknecht, frühere Chefin der Linksfraktion im Bundestag, beklagt eine zunehmende soziale Spaltung in Deutschland und geht dabei auch mit den Linken hart ins Gericht. In einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Wagenknecht: "Viele linke Politiker haben den Kontakt zu den Benachteiligten verloren, zu denen ohne Universitätsabschluss, zur alten Mittelschicht und erst recht zu den Ärmeren, die heute in Niedriglohnjobs arbeiten müssen." Diese Menschen kämpften Monat für Monat um ihr soziales Überleben und fühlten sich dabei oft alleingelassen. "Die Linke", so Wagenknecht, "ist dafür gegründet worden, dass sie deren Interessen vertritt, und nicht dafür, sich mit Lifestyle-Fragen der Privilegierten zu beschäftigen." Leider seien die linken Parteien aber europaweit in den letzten Jahren immer mehr zu Parteien der Bessergebildeten und Besserverdienenden geworden.

Wagenknecht beklagte zudem mangelnde Konsequenzen aus der Corona-Krise. So würden die sogenannten "Helden des Alltags" immer noch miserabel bezahlt. "Zwar hat endlich sogar die Bundesregierung gemerkt, wer in unserem Land wirklich systemrelevant ist: die Leute, die trotz Corona und mit wenig Schutz in den Supermärkten, in den Pflegeheimen, in den Krankenhäusern gearbeitet haben." Doch hätten diese Menschen nur wohlfeilen Applaus bekommen. "Der Mindestlohn, der zumindest für einen Teil von ihnen relevant ist, steigt im Januar um klägliche 15 Cent. Und so driftet das Land weiter auseinander - mit enormem Reichtum auf der einen Seite, während andere um ihr bisschen Wohlstand immer mehr kämpfen müssen."

Wagenknecht forderte, "die Ausbeutung im Niedriglohnsektor" müsse endlich beendet werden. "Außerdem brauchen wir wieder durchgehend tarifliche Bezahlung, gerade im Einzelhandel." Einen grundlegenden Wandel forderte die Linken-Politikerin zudem in der Pflege. Sie betonte: "Die Pflege gehört in nicht in die Hände von Hedgefonds und Finanzinvestoren, die auf Kosten wehrloser alter Menschen einen Reibach machen. Um Renditen von zehn Prozent und mehr zu realisieren, wird Personal entlassen, unter extremen Druck gesetzt und schlecht bezahlt." Zum Vergleich verwies Wagenknecht auf Luxemburg. Dort hätten Krankenpfleger nach einer amtlichen Statistik im Jahr 2017 knapp 94.000 Euro brutto pro Jahr verdient. "Das zeigt: In Deutschland sind die Gehälter für Alten- und Krankenpfleger viel zu niedrig."

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original content of: Neue Osnabrücker Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
  • 08.07.2020 – 01:00

    Grüne fordern Förderprogramm für "Probewohnen" auf dem Land

    Osnabrück (ots) - Grüne fordern Förderprogramm für "Probewohnen" auf dem Land Fraktion beschließt Antrag - Mehr Städter sollen Lebensmittelpunkt in ländliche Regionen verlagern Osnabrück. Die Grünen im Bundestag wollen Städtern durch ein gefördertes "Probewohnen" das Leben auf dem Land schmackhaft machen. Die Fraktion beschloss einen entsprechenden Antrag "Neues Leben auf dem Land", der der "Neuen Osnabrücker ...

  • 08.07.2020 – 01:00

    Felbermayr: Der Norden muss Bayern Paroli bieten

    Osnabrück (ots) - Felbermayr: Der Norden muss Bayern Paroli bieten Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft fordert "eine Art Hanseliga" - Kritik: Lobbyismus fördert nicht marktfähigste Güter, sondern subventionierte Osnabrück. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, hat Schleswig-Holstein, Niedersachsen und die anderen Nord-Bundesländer aufgefordert, eine gemeinsame ...