All Stories
Follow
Subscribe to IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

Chemiegipfel Ost: Sozialpartner übergeben Fünf-Punkte-Plan an Bundesregierung

One document

Gemeinsame Medienmitteilung von

VCI Nordost, Arbeitgeberverband Nordostchemie und IGBCE Nordost:

Chemiegipfel Ostdeutschland 2025: Sozialpartner übergeben

Fünf-Punkte-Plan an Bundesregierung – „Handeln Sie jetzt!"

Mit einem eindringlichen Appell an die Bundesregierung haben die Sozialpartner der ostdeutschen Chemie- und Pharmaindustrie beim heutigen Chemiegipfel in Böhlen vor dem Verlust tausender guter Industriearbeitsplätze gewarnt. In Anwesenheit der drei Wirtschaftsminister aus Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt und rund 150 Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Arbeitnehmerschaft übergaben die Vertreterinnen des Verbandes der Chemischen Industrie, Landesverband Nordost, des Arbeitgeberverbands Nordostchemie und der Chemiegewerkschaft IGBCE Nordost ihre gemeinsame Erklärung „Zukunft der ostdeutschen Chemie- und Pharmabranche und der Raffineriewirtschaft sichern“ an die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Elisabeth Kaiser.

Die Botschaft des Gipfels war unmissverständlich: Die Lage der Branche ist dramatisch. Seit 2022 brechen Produktion und Umsätze kontinuierlich ein, die Kapazitätsauslastung liegt mit nur höchstens 70 Prozent weit unter der Rentabilitätsschwelle. Mehr als 63.000 Arbeitsplätze, die einen Jahresumsatz von über 30 Milliarden Euro erwirtschaften, stehen auf dem Spiel.

Fünf-Punkte-Plan für die ostdeutsche Chemieindustrie

In ihrer gemeinsamen Erklärung formulieren die Sozialpartner fünf zentrale Handlungsfelder:

  1. Beschäftigung und industrielle Wertschöpfung sichern – verlässliche Rahmenbedingungen für industrielle Produktion, Verbundstrukturen und Stärkung der Tarifbindung.
  2. Resilienz und Wertschöpfungsketten stärken: Anerkennung der systemrelevanten Rolle der Branche für die Versorgungssicherheit.
  3. Zuverlässige Energieversorgung gewährleisten: Neuausrichtung der Energiewende mit Fokus auf Versorgungssicherheit, grundlastfähige Kraftwerksleistung auch im Osten aufbauen.
  4. Klimapolitik und Wettbewerbsfähigkeit vereinen: Reform des EU-Emissionshandelssystems und Verlängerung der kostenfreien Zertifikatezuteilung.
  5. Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungen: Digitalisierte Prozesse und systematische Reduzierung regulatorischer Belastungen.

Eindringlicher Appell der Sozialpartner

„Der Gipfel in Böhlen war heute ein Weckruf aus dem Herzen der ostdeutschen Chemieindustrie. Wir brauchen einen Krisenfahrplan. Die Zeit des Redens ist vorbei – jetzt muss gehandelt werden“, betonte Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin der Nordostchemie-Verbände. „Wir erleben gerade, wie eine jahrzehntelang aufgebaute industrielle Substanz in Ostdeutschland zu zerbröseln droht. Wenn wir nicht sofort gegensteuern, verlieren wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch ganze Wertschöpfungsketten und damit den wirtschaftlichen Wohlstand ganzer Regionen. Die Politik muss verstehen: Uns helfen jetzt keine weiteren Prüfaufträge, sondern konkrete Entscheidungen.“

Stephanie Albrecht-Suliak, Leiterin der IGBCE Nordost, machte deutlich: Die Chemie-Beschäftigten in Ostdeutschland sind auf der Zinne: Nicht nur, dass sie angesichts dutzender Schließungs- und Abbaupläne um die Zukunftsperspektiven für sich und ihre Familien fürchten. Sie schütteln auch den Kopf darüber, wie hier industrielle Kernkompetenzen aufgegeben werden. Die Chemie ist Rückgrat der Industrie – hier im Chemiecluster in Mitteldeutschland, im Osten wie im ganzen Land. Deshalb müssen wir jetzt dringend gemeinsam die Grundlagen für ihren Turnaround legen, statt ihren Niedergang zu beklagen. Das funktioniert nur mit schnellen und entschlossenen Notmaßnahmen der Politik.

Minister signalisieren Unterstützung

Die drei anwesenden Wirtschaftsminister Daniel Keller (Brandenburg), Dirk Panter (Sachsen) und Sven Schulze (Sachsen-Anhalt) betonten in ihren Statements die Bedeutung der Chemieindustrie für ihre Länder und signalisierten Unterstützung. Sie machten deutlich, dass die Länder zu einer industriefreundlichen Energie-, Infrastruktur- und Transformationspolitik stehen, zugleich aber auf entschlossene Unterstützung des Bundes angewiesen sind. Die Ostbeauftragte Elisabeth Kaiser sicherte zu, die Anliegen der Branche in die Bundesregierung zu tragen.

Auch die Vertreterinnen und Vertreter großer Chemiestandorte wie Ute Spring (Dow Chemicals), Dr. Christof Günther (Infraleuna GmbH), Ralf Schairer (PCK Raffinerie Schwedt) und Carsten Franzke (SKW Stickstoffwerke Piesteritz) sowie Arbeitnehmervertreter, darunter Andreas Zielke (Betriebsrat Dow Böhlen) und Alexander Kerwel (Auszubildendenvertreter Wacker Nünchritz), unterstrichen die schwierige Situation aus ihrer jeweiligen Perspektive.

Hintergrund des Gipfeltreffens

Die ostdeutsche Chemie- und Pharmaindustrie beschäftigt über 63.000 Menschen und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Euro. An jedem Chemiearbeitsplatz hängen drei bis vier weitere Jobs in Zulieferunternehmen und angrenzenden Branchen. Aufgrund ihrer besonderen Verbundstruktur sind die ostdeutschen Standorte besonders anfällig für Dominoeffekte bei Anlagenschließungen.

Hinweise für Redaktionen:

Die Erklärung im Wortlaut finden Sie weiter unten in dieser Mail zum Download.

Ansprechpersonen für Rückfragen:

Tanja Buntrock, VCI Nordost

T 030 3438 16-28

M 01590 1487516

buntrock@nordostchemie.de

Lars Ruzic, IGBCE

T 0511 7631 135

M 01512 3508638

lars.ruzic@igbce.de

------------------------------------------------------------------
Industriegewerkschaft IGBCE
Verantwortlich: Lars Ruzic
Leiter Kommunikation
Königsworther Platz 6, 30167 Hannover
Telefon: 0511/7631-135 u. -306
Handy: 0151/23508638
Telefax: 0511/7000891
E-Mail:  presse@igbce.de
Internet: igbce.de

Über uns
Die IGBCE ist mit rund 570.000 Mitgliedern die zweitgrößte Industriegewerkschaft Deutschlands. Sie gestaltet die Arbeitsverhältnisse für gut 1,1 Millionen Beschäftigte in mehr als einem Dutzend Branchen, darunter Chemie/Pharma/Biotech, Energie/Rohstoffe/Bergbau, Kunststoff/Kautschuk, Papier, Keramik oder Glas. Vorsitzender der Multibranchengewerkschaft ist seit 2009 Michael Vassiliadis. Hervorgegangen ist die IGBCE 1997 aus einer Fusion der IG Chemie-Papier-Keramik, der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft Leder.  
More stories: IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
More stories: IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
  • 11.12.2025 – 14:00

    Drastischer Einbruch bei Ausbildungsplätzen in Chemie und Pharma

    13 Prozent weniger Ausbildungsplätze in Chemie und Pharma: IGBCE kritisiert drastischen Einbruch beim Angebot Die Ausbildungsplatzsituation in der chemisch-pharmazeutischen Industrie hat sich im zu Ende gehenden Jahr drastisch verschlechtert. Bundesweit hat die Branche 2025 nach Erhebungen der ...

    One document
  • 28.11.2025 – 16:01

    IGBCE zu Vereinbarungen im Koalitionsausschuss

    Zu den in der Nacht zu Freitag getroffenen Vereinbarungen im Koalitionsausschuss erklärt der Vorsitzende der Chemie- und Energiegewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis: „Die im Koalitionsausschuss erarbeiteten Kompromisse zeugen von Realitätssinn und Courage der Regierungsparteien. Sie sind bereit, mit den politischen Blockaden der letzten Jahre aufzuräumen und halten gleichzeitig Kurs im Ringen um die soziale ...

  • 20.11.2025 – 09:01

    Zweite Tarifrunde für 18.000 Feinkeramik-Beschäftigte ergebnislos vertagt

    Knackpunkt Mitgliederbonus: Zweite Tarifverhandlung für 18.000 Feinkeramik-Beschäftigte endet ohne Einigung Ohne Ergebnis ist gestern Abend (19. November) die zweite Tarifverhandlung für die 18.000 Beschäftigten der feinkeramischen Industrie vertagt worden. Zwar sei das von der Arbeitgeberseite vorgelegte Angebot noch nicht ausreichend gewesen, böte aber eine ...