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WAZ: Partei sucht Trümmermann. Kommentar von Ulrich Reitz

Essen (ots)

2005 war Hannelore Kraft so etwas wie die Trümmerfrau der SPD, heute strahlen beide. In der CDU strahlt niemand, und gesucht wird so etwas wie ein Trümmermann, einer für das, was ist: Stunde Null. Wofür steht die CDU? Kirche, Küche, Kinder? Klima oder Konjunktur? Links oder liberal? Die CDU sucht nach einem Gesicht. Aber was bringt ein Kopf ohne Konzept, umso mehr, als die FDP beides hat? Christian Lindner hat vorgemacht, wie man sich am Abgrund verhält. Es geht in solchen Situationen nicht mehr um Zweitrangigkeiten wie Wahrung des Gesichts, Trostpreise für Niederlagen, Doppelspitzen als Kompromiss oder andere Zaudereien. Jetzt ist nicht Mittelmaß gefordert, sondern Mut. Stattdessen Truppensammeln im Geheimen, taktische Bündnisse schmieden (hilfst du mir, helf ich dir), und so weiter. Da lachen nicht nur die Piraten. Helmut Kohl hat in einer Situation, in der niemand wusste, was jetzt kommen soll, einen Zehn-Punkte-Plan aus der Tasche gezogen. Auch in der nordrhein-westfälischen CDU ist das Spielfeld völlig frei. Weshalb sorgt jetzt keiner der Anwärter auf die CDU-Spitze mit einem inhaltlichen und zeitlichen Masterplan für Orientierung? Was zählt der bloße Wille zur Macht ohne ein Wozu? Die CDU sollte sich nichts vormachen. Es kann durchaus länger als fünf Jahre dauern, bis eine Mehrheit der Menschen es richtig findet, wieder Union zu wählen. So lange in Berlin Schwarz-Gelb regiert, ist an eine Wende in NRW wahrscheinlich ohnehin nicht zu denken. Jede Halbherzigkeit verzögert den Neuanfang. Sind sich die Kandidaten ihrer Verantwortung bewusst?

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