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WAZ: Landung auf dem Mond - Das Ende des Optimismus. Leitartikel von Ulrich Schilling-Strack

Essen (ots)

Es gibt Ereignisse, die man nicht vergisst. Jeder
weiß noch genau, wo er gerade war, als ihn die Nachricht vom 11. 
September erreichte. In diese Reihe gehören der Anschlag auf John F. 
Kennedy - aber vor allem die Landung des ersten Menschen auf dem 
Mond.
Die Eroberung des Weltraums war schon immer ein Traum. Hinter der
Verwirklichung stand ein sehr irdisches Motiv: der Krieg der Systeme 
zwischen der Sowjetunion und den USA. Moskau hatte mit Sputnik den 
ersten Satelliten und mit Juri Gagarin auch den ersten Menschen ins 
All geschickt. Die Amerikaner fürchteten, den Anschluss zu verlieren.
Anfang der Sechziger erklärte Präsident Kennedy die Reise zum 
Mond deshalb zur nationalen Aufgabe. Kein Jahrzehnt hätte besser 
gepasst. Die Sechziger, das war das Vertrauen in eine grenzenlose 
Technik, gepaart mit einem unerschütterlichen Zukunftsglauben, der 
sogar die Generation der Rebellen einschloss. Alle waren sicher, dass
alles möglich ist, warum nicht auch eine Landung auf dem Mond.
Am Ende - und zum Höhepunkt - eines Jahrzehnts des Aufbruchs 
standen zwei markante Ereignisse. Am 20. Juli 1969 be-trat Neil 
Armstrong den Erdtrabanten. Ein paar Wochen später versammelte sich 
die Flower-Power-Generation in Woodstock. Grüßte die Welt 
triumphierend mit dem Peace-Zeichen und beschwor das Bild der 
Vietnam-Bomber, die sich allein durch die Macht der Blumen in 
Schmetterlinge verwandeln.
Nur drei Jahre später war alles vorbei. Beim Festival in 
Altamont, wo die Hells Angels einen Fan der Rolling Stones 
ersta-chen, zerbrach der Hippie-Traum. Kurz zuvor war die letzte 
Apollo-Mission vom Mond zurückgekehrt, kaum beachtet von einer 
Öffentlichkeit, die sich längst satt gesehen hatte und das vorzeitige
Ende des einst wesentlich umfangreicher geplanten Programms begrüßte.
Ab und an flackert der Traum noch mal auf. Für einen Flug zum 
Mars wollte George Bush unlängst die Amerikaner wieder begeistern, 
aber die Reaktionen waren verhalten. Es wäre nicht mehr das erste 
Mal, dass ein Mensch die Erde verlässt, alles schon mal gesehen, und 
was das kostet.
Die Sechziger mit ihren grenzenlos scheinenden Möglichkeiten sind
längst Geschichte. Woodstock wäre übrigens heute auch nicht mehr 
möglich.

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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