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Chemie im Sinkflug, Pharma stagniert – Trendwende bleibt aus

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Die hessische Chemie- und Pharmaindustrie steckt weiter tief in der Krise – das wurde heute beim Herbstpressegespräch der Chemieverbände Hessen im DECHEMA-Haus in Frankfurt deutlich. Drei Jahre Rezession haben deutliche Spuren hinterlassen: Produktion, Umsätze und Beschäftigung gehen weiter zurück. Von einer wirtschaftlichen Erholung ist keine Spur.

Chemie im Sinkflug, Pharma stagniert – Trendwende bleibt aus

Herbstpressegespräch der Chemieverbände Hessen

Frankfurt, 6. November 2025 – Die aktuellen Konjunkturzahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut amtlicher Statistik ging die Produktion der hessischen Chemie- und Pharmaindustrie bis August 2025 um 2,6 Prozent zurück, die Umsätze sanken im gleichen Zeitraum ebenfalls um 2,4 Prozent. In der klassischen Chemie summiert sich der Produktionsrückgang seit 2021 auf rund 30 Prozent – ein beispielloser Verlust in der Nachkriegsgeschichte. In der Pharmaindustrie bleibt die Lage stabiler, doch auch hier herrscht mittlerweile Stillstand. Insgesamt greift die Krise nun immer stärker auf die Industriearbeitsplätze über. Die Beschäftigung ist um weitere 1,5 Prozent gesunken.

„Wir sind über die Phase der wohlfeilen Sätze hinaus“, sagte Dr. Joachim Kreysing, Vorstandsvorsitzender des VCI Hessen. „Die Chemie in Hessen verliert seit drei Jahren an Kraft. Wir reden über 30 Prozent weniger Produktion. Das ist keine Delle mehr, das ist ein Substanzverlust.“ Kreysing forderte eine schnelle politische Kehrtwende: „Die Energiekosten in Deutschland sind zu hoch. Ohne wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen wird es keine Erholung geben.“

Sula Lockl, Geschäftsführerin des VCI Hessen, betonte: „Wir erleben in vielen Gesprächen mit der Politik Verständnis, aber zu wenig Veränderung. Was wir jetzt brauchen, sind weniger Absichtserklärungen und mehr konkrete Entscheidungen. Hessen hat das Potenzial ein starker Industriestandort zu bleiben, wenn Land und Bund den Mut haben, Tempo zu machen. Denn die Uhr tickt und unsere Industrie braucht jetzt Taten.“

Auch die aktuelle Verbandsumfrage zeichnet ein klares Bild: 89 Prozent der Unternehmen erwarten in Zukunft eine stagnierende oder sinkende Produktion, 81 Prozent rechnen mit Stillstand oder Rückgang bei den Umsätzen, und ebenfalls 89 Prozent sehen keine Verbesserung ihrer Erträge kommen. 50 Prozent der befragten Unternehmen erwarten einen Rückgang der Beschäftigung.

Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer Arbeitgeberverband HessenChemie: „Unsere Branche steckt in der Krise fest – und die Folgen sind schmerzhaft. Mit Blick auf die anstehende Tarifrunde ist klar: Wenn kein Aufschwung kommt, gibt es auch nichts zu verteilen. Die Tarifpolitik muss die Unternehmen nun stabilisieren und nicht strapazieren.“

Von der Politik fordern die Chemieverbände Hessen entschlossenes Handeln, um die Industrie wieder wettbewerbsfähig zu machen und Deindustrialisierung entgegenzuwirken. Dabei stehen folgende Schwerpunkte im Fokus:

• Energiepreise senken – dazu gehört die sofortige Ausweitung der Strompreiskompensation, die Einführung des angekündigten Industriestrompreises sowie die Abschaffung der Gasspeicherumlage, über die heute im Bundestag entschieden wird.

• Emissionshandel wettbewerbsfähig gestalten – Das Einstellen und Löschen von Zertifikaten über die Marktstabilitätsreserve muss gestoppt werden, der Reduktionspfad abgeflacht und die kostenlose Zuteilung verlängert werden. CBAM darf keine zusätzlichen Sektoren aufnehmen und muss einen wirksamen Schutz vor Produktionsverlagerungen bieten

• Infrastruktur ausbauen – hier brauchen wir mehr Tempo in Hessen. Zusätzliche Mittel, die Land und Kommunen aus dem Sondervermögen zur Verfügung stehen, müssen zwingend in wachstumsfördernde Investitionen fließen.

• Bürokratie abbauen – Anstelle von Kontrolle ist Vertrauen gefordert, also eine spürbare Entlastung bei Dokumentations- und Berichtspflichten.

Roland Boros

Pressesprecher

Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie)

Murnaustraße 12 / 65189 Wiesbaden

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