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Pflegekrise: DAK-Gesundheit fordert Zwei-Stufen-Plan

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Die DAK-Gesundheit fordert einen Zwei-Stufen-Plan zur Bewältigung der aktuellen Pflegekrise. Nach aktuellen Berechnungen der Pflegekasse besteht in diesem Jahr ein Defizit von 1,65 Milliarden Euro, das sich voraussichtlich in 2026 auf 3,5 Milliarden Euro verdoppeln wird. Um die Finanzsituation der sozialen Pflegeversicherung zu stabilisieren, fordert DAK-Vorstandschef Andreas Storm von der Politik die kurzfristige Rückzahlung der Coronahilfen in Höhe von 5,2 Milliarden. Im zweiten Schritt müsse dann eine Strukturreform folgen, um die pflegerische Versorgung sicherzustellen. Laut DAK-Pflegereport sehen auch fast 80 Prozent der Deutschen einen grundlegenden Reformbedarf. Studienleiter Professor Thomas Klie vom Institut AGP Sozialforschung zeigt im Report zudem auf, welchen Beitrag das neue Konzept „Pflegestützpunkt Plus“ zur nachhaltigen Sicherung der pflegerischen Versorgung leisten kann. Lesen Sie mehr in unserer Pressemitteilung.

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Ihr Presseteam der DAK-Gesundheit

Pflegekrise: DAK-Gesundheit fordert Zwei-Stufen-Plan

  • Aktuelle Berechnungen der Pflegekasse zeigen Milliardendefizite für die Jahre 2025 und 2026
  • DAK-Chef Andreas Storm: Finanzielle Sofortmaßnahmen können soziale Pflegeversicherung stabilisieren
  • DAK-Pflegereport zeigt Versorgungsdefizite und Vertrauensverlust in der Bevölkerung
  • Strukturreform: Neues Konzept „Pflegestützpunkt Plus“ soll pflegerische Versorgung nachhaltig sicherstellen

Die DAK-Gesundheit fordert einen Zwei-Stufen-Plan zur Bewältigung der aktuellen Pflegekrise. Nach aktuellen Berechnungen der Pflegekasse besteht in diesem Jahr ein Defizit von 1,65 Milliarden Euro, das sich voraussichtlich in 2026 auf 3,5 Milliarden Euro verdoppeln wird. Um weitere Beitragssatzerhöhungen zu vermeiden und die Finanzsituation der sozialen Pflegeversicherung zu stabilisieren, fordert DAK-Vorstandschef Andreas Storm von der Politik die kurzfristige Rückzahlung der Coronahilfen in Höhe von 5,2 Milliarden. Im zweiten Schritt müsse dann eine Strukturreform folgen, um die pflegerische Versorgung in den kommenden Jahren sicherzustellen. Laut DAK-Pflegereport sehen auch fast 80 Prozent der Deutschen einen grundlegenden Reformbedarf. Gleichzeitig wird der Vertrauensverlust in die Politik größer: Die große Mehrheit findet, für die Pflege werde zu wenig getan. Studienleiter Professor Thomas Klie vom Institut AGP Sozialforschung zeigt im Report zudem auf, welchen Beitrag das neue Konzept „Pflegestützpunkt Plus“ zur nachhaltigen Sicherung der pflegerischen Versorgung leisten kann.

„Am dringlichsten ist kurzfristig die finanzielle Stabilisierung der Pflegeversicherung. Diese muss bereits mit der Aufstellung des Bundeshaushaltes im Juni angegangen werden. Die Probleme dulden keinen Aufschub“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Durch die starke Zunahme an pflegebedürftigen Menschen und die völlig unzureichende Bereitstellung von Mitteln für die Reformmaßnahmen auf der Ausgabenseite gebe es einen wesentlich größeren Finanzierungsbedarf als von der Politik erwartet. Mit voraussichtlich deutlich über drei Milliarden Euro wird das Defizit 2026 weit höher ausfallen als angenommen. Mit der Finanzlücke wachse laut Storm auch die Wahrscheinlichkeit, dass die soziale Pflegeversicherung weiter in eine finanzielle Schieflage gerate. Die zum Jahreswechsel vorgenommene Beitragssatzerhöhung um 0,2 Prozentpunkte reiche nicht aus, um den weiteren Bedarf abzudecken.

Konkret schlägt die DAK-Gesundheit zwei Sofortmaßnahmen vor. „Als erste Überbrückungsmaßnahme ist es notwendig, dass die Bundesregierung die von den Pflegekassen in Milliardenhöhe geleisteten Coronahilfen zurückzahlt“, sagt Vorstandschef Storm. Dies könne in zwei Raten verteilt auf 2025 und 2026 erfolgen. Eine erste Teilzahlung von 2,6 Milliarden Euro im laufenden Jahr würde eine unterjährige Beitragserhöhung vermeiden. Die zweite Hälfte in Höhe von 2,6 Milliarden Euro sollte 2026 zurückerstattet werden. Zusätzlich sollte die Kostenübernahme für die Rentenversicherungsbeiträge von pflegenden Angehörigen aus Steuermitteln erfolgen. Ohne diese Finanzmittel wäre ansonsten spätestens zum Jahreswechsel 2026 eine Beitragserhöhung um mindestens 0,3 Beitragssatzpunkte unvermeidlich. Für DAK-Chef Storm reicht es aber nicht, nur die aktuelle Finanzkrise zu lösen. „Wir brauchen als zweiten Schritt eine Strukturreform, um dem drohenden Pflegekollaps gezielt gegenzusteuern. Dabei muss den Engpässen begegnet werden, ohne den Ausgabenanstieg der sozialen Pflegeversicherung weiter zu erhöhen.“

Einen akuten Handlungsbedarf zeigt auch der DAK-Pflegereport 2025 mit Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage vom Institut für Demoskopie Allensbach*. Demnach fordern 77 Prozent der Befragten eine umfassende Umgestaltung des Pflegesystems. Gleichzeitig nimmt das Vertrauen der Menschen in Politik und Pflegeversorgung ab: 85 Prozent sind der Ansicht, das Thema Pflege habe in der Politik einen zu geringen Stellenwert. 65 Prozent der Menschen erleben das Pflegesystem und die Versorgung in Deutschland als nicht gut oder gar nicht gut. 92 Prozent gehen davon aus, dass eine gute Pflege abhängig vom eigenen Vermögen sein wird. Zwei Drittel erwarten, sich im Alter gar keine professionelle Pflegeunterstützung leisten zu können.

Angesichts dieser Ergebnisse plädiert die DAK-Gesundheit für einen „Reset der Pflegeversicherung“. Andreas Storm: „Versorgungssicherheit in der Pflege ist nur möglich, wenn die individuellen und örtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.“ Mit Blick auf die formulierten Ziele der geplanten Bund-Länder-Kommission zur Pflegereform bieten sich aus Sicht der Pflegekasse folgende fünf Lösungsansätze an:

  • Leistungsumfang und Ausdifferenzierung der Leistungsarten: Erforderlich ist eine effiziente und optimierte Gestaltung von Prozessen, die den Zugang zu Leistungen der Pflegeversicherung, die Sicherung der Qualität und die Begleitung Pflegebedürftiger betreffen.
  • Bündelung und Fokussierung der Leistungen: Budgetorientierte Finanzierungsansätze könnten sowohl die Autonomie der auf Pflege angewiesenen Menschen als auch die Handlungsspielräume der professionellen Pflegekräfte in der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung erhöhen.
  • Möglichkeiten zur Stärkung der pflegenden Angehörigen: Angehörige brauchen eine sie entlastende bedarfsgerechte Unterstützung durch Case Management-basierte Arbeitsweisen, die in der Pflegeberatung und in den Pflegestützpunkten angelegt sind
  • Schaffung von Angeboten für pflegerische Akutsituationen: Der zunehmenden Zahl von selbstorganisierten Pflegearrangements und Pflegegeldbeziehenden sollte eine obligatorische fachliche Begleitung zur Verfügung stehen.
  • Stärkung der sektorübergreifenden pflegerischen Versorgung und Übernahme von Modellprojekten (wie zum Beispiel „stambulant“) in die Regelversorgung: Sektorengrenzen, die das deutsche Gesundheits- und Pflegesystem prägen, gilt es durch übergreifende Ansätze und einheitliche Leistungsformen durchlässiger zu machen.

Hinsichtlich der Versorgungssituation in der Fläche zeigt sich laut DAK-Pflegereport ein sehr unterschiedliches Bild. So variieren etwa die Qualitäts- und Qualifikationsstandards für die Pflegeberatung von Land zu Land, teilweise sogar von Ort zu Ort. „Hier braucht es einheitliche Standards, die sich an den Lebensrealitäten der Betroffenen und an den regionalen Gegebenheiten orientieren“, sagt Studienleiter Professor Thomas Klie. Dafür sei es von zentraler Bedeutung, dass eine Beratung auch in der Häuslichkeit ermöglicht wird. „Das kann dazu beitragen, den Menschen den Zugang zur pflegerischen Versorgung zu erleichtern.“ Wichtig sei darüber hinaus eine bundesweite digitale Vernetzung, um Abstimmungsprozesse zu vereinfachen. Klie und DAK-Chef Storm befürworten deshalb eine Neuausrichtung: „Um ein effizientes Gesamtsystem zu schaffen, sollte die Pflegeberatung ausgebaut und gesetzlich neu konzipiert werden“, so Storm. „Das ist der Kerngedanke unseres neuen Konzepts Pflegestützpunkt plus.“

*Die Umfrage wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach im Zeitraum vom 31. Oktober bis zum 14. November 2024 durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 4580 Personen zwischen 16 und 70 Jahren im gesamten Bundesgebiet befragt. Die gewichteten Gesamtergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung in Privathaushalten.

Die DAK-Gesundheit ist mit gut 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. Angebote zum Thema Pflege unter Pflege: Tipps und Leistungen (dak.de)

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