ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Medien-Info: Qualitätsabbau in der Erziehung? Nicht mit uns! – In einem breit unterstützten Appell fordert ver.di von Bund und Ländern, die Standards in der Kinder- und Jugendhilfe zu wahren
Qualitätsabbau in der Erziehung? Nicht mit uns! – In einem breit unterstützten Appell fordert ver.di von Bund und Ländern, die Standards in der Kinder- und Jugendhilfe zu wahren
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert in einem breit unterstützten Appell an die Bundesländer und das Bundesbildungsministerium, das System der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland handlungsfähig zu halten und keine Qualitätseinbußen in Ausbildung und Praxis zuzulassen. Der Appell wird getragen von einem großen Bündnis aus Verbänden der Ausbildungsstätten, von Trägern, der Fachöffentlichkeit, der Diakonie, der Caritas, der Gewerkschaft GEW und dem DGB.
„Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene brauchen mehr denn je gute Bildung, Unterstützung und Begleitung: für ihre Entwicklungschancen, aber auch für die Vermittlung demokratischer Werte und den sozialen Zusammenhalt“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle, die den Appell für die Gewerkschaft unterzeichnet hat. „Damit dies in einer professionell aufgestellten Kinder- und Jugendhilfe gelingt, sind hervorragend qualifizierte Fachkräfte unverzichtbar. Es darf nicht sein, dass Maßnahmen gegen die aktuelle Personalnot die Qualität der pädagogischen Arbeit gefährden.“
Die Initiative wendet sich insbesondere gegen die jüngsten Pläne von Bund und Ländern, zur Gewinnung dringend benötigter Fachkräfte für Kitas, Ganztag und Jugendhilfeeinrichtungen die Standards für Qualität und Professionalität in der Berufsausbildung aufzuweichen. Im Dezember 2024 hatte die Konferenz der Minister für Kultus (KMK) sowie für Jugend und Familie (JFMK) beschlossen, die Erstausbildung für sozialpädagogische Assistenzkräfte zu reformieren und sie künftig in den Bereichen Kita, Ganztag und Hilfen zur Erziehung den staatlich anerkannten Fachkräften gleichzustellen – die üblicherweise eine deutlich längere und fundiertere Ausbildung absolviert haben. Ziel der JFMK/KMK ist es, schneller mehr Personal einstellen zu können, das in vielen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen fehlt.
Gegen diesen Weg der Deprofessionalisierung richtet sich der Vorstoß: „Die geplanten Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung in der Kinder- und Jugendhilfe gefährden die Qualität und Professionalität des Berufsfeldes. Wir fordern eine umfassende Überarbeitung der Reformen“, heißt es im Schreiben an die Ministerkonferenz-Vertretungen und die neue Bundesbildungsministerin Karin Prien. Neben der lediglich nominalen Aufwertung von Assistenz- zu Fachkräften, um Personallücken schließen zu können, sei insbesondere die geplante Spezialisierung der Auszubildenden auf die Arbeitsfelder Kita, Ganztag oder Hilfen zur Erziehung problematisch. Eine solche Verengung des Einsatzbereichs verhindere die Möglichkeit für Absolventen, zwischen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern wechseln zu können, und schaffe planmäßig berufliche Sackgassen. Gerade auch die wichtige Weiterbildung zur/zum Erzieher*in als anerkannte Fachkraft werde damit unattraktiv.
Die Unterzeichnenden begrüßen zugleich ausdrücklich das Vorhaben von Bund und Ländern, die bisher je nach Bundesland unterschiedlich konzipierten Ausbildungen als Sozialassistent*in, Sozialpädagogische Assistent*in und Kinderpfleger*in künftig bundeseinheitlich zu regeln. Auch der Plan, mehr Praxisnähe in den Ausbildungsprozess zu bringen und die Attraktivität der Berufe durch Ausbildungsverträge und Ausbildungsvergütungen zu steigern, sei richtig. Gemeinsames Ziel sind Qualitätsverbesserungen in der Ausbildung, ohne Verschlechterungen in der Berufspraxis hinnehmen zu müssen.
Statt qualitätsgefährdende Reformen umzusetzen, so die Bündnispartner in dem Appell, seien die etablierten Ausbildungswege zu stärken, um das pädagogische Niveau zu sichern, Karriereperspektiven aufzuzeigen und die Berufe langfristig attraktiv zu halten. Dies sei nur möglich, wenn die Expertise von Wohlfahrtsverbänden, Bildungsinstitutionen, Praxisstätten sowie Fachverbänden und Gewerkschaften in das Vorhaben einbezogen würde: „Wir fordern die Länder hiermit auf, in diesem Reformprozess mit uns als Sozialpartner und Vertreter*innen der Ausbildungsstätten zusammenzuarbeiten.“
V.i.S.d.P.
Jan Thomsen ver.di-Bundesvorstand Paula-Thiede-Ufer 10 10179 Berlin Tel.: 030/6956-1011, -1012 E-Mail: pressestelle@verdi.de www.verdi.de/presse