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25 Prozent mehr Verbraucher durch Osterweiterung der EU

Berlin (ots)

Experten erwarten tiefgreifenden Strukturwandel in den
   Beitrittsländern
Erneut war die Hofbühne des ErlebnisBauernhofes in Halle 3.2 der
Internationalen Grünen Woche in Berlin Schauplatz einer Expertenrunde
zur EU-Osterweiterung. Till Backhaus, Landwirtschaftsminister von
Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Eugeniusz Tyszkowski, Konsul der
Botschaft der Republik Polen, Heinz Nieschke, Präsident des
Landesbauernverbandes Brandenburg, und Nikolaus von Veltheim,
Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG,
beleuchteten die mit der Erweiterung verbundenen Chancen und
Probleme. Auch wenn mit ernsthaften Probleme und weitreichenden
Veränderungen gerechnet werden müsse, so sahen doch alle Teilnehmer
überwiegend Chancen auf neue Märkte und damit Vorteile für alle
Beteiligten.
Konsul Tyszkowski stellte heraus, dass im Gegensatz zu knapp drei
Prozent der deutschen Bevölkerung derzeit noch rund 20 Prozent der
Polen unmittelbar in der Landwirtschaft arbeiten. Seitens der
polnischen Bevölkerung werde deshalb der Verlust von Arbeitsplätzen
und Verarmung gefürchtet, wenn sich die einheimische Landwirtschaft
dem Wettbewerbsdruck der EU öffnen müsse. Dies gelte insbesondere für
die vielen Betriebe, die kaum mehr als den Eigenbedarf der
Produzenten abdeckten. Andererseits würden aber auch große Hoffnungen
an die EU geknüpft, die über Beihilfen den strukturellen Aus- und
Umbau der Landwirtschaft sowie ihrer vor- und nachgelagerten Bereiche
unterstützen könne. Allerdings rechne man in Polen damit, dass rund
zwei Millionen der derzeit drei Millionen in der Landwirtschaft
Beschäftigten innerhalb von etwa zehn Jahren aus der Urproduktion
ausscheiden und damit den verbleibenden Betrieben das notwendige
Wachstum ermöglichen müssten.
Als Landwirtschaftsminister des unmittelbar angrenzenden
Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern beschrieb auch Till Backhaus den
notwendigen Wandel der Produktions- und Verarbeitungsstrukturen in
Polen. Gleichzeitig verwies er aber auf die eigenen seit der
Wiedervereinigung erreichten Leistungen und machte den polnischen
Nachbarn Mut: Die Osterweiterung biete eine "Riesenchance". Große
Partien in einheitlicher Qualität und neue Produkte oder
Produktlinien in der Wertschöpfungskette könnten vielfältige positive
Effekte für Polen und die gesamte EU mit sich bringen. Gerade die
regionale Kombination von Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und
Tourismus biete beispielsweise ein großes Potenzial.
Der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, Heinz
Nieschke, beschrieb ebenfalls die vielfältigen Chancen, die aus
seiner Sicht mit der bevorstehenden Osterweiterung verbunden seien.
Auch sei die Angst der polnischen Bauern vor der Konkurrenz aus der
EU unbegründet; nur drei Prozent der Betriebe in der derzeitigen EU
seien größer als 100 Hektar. Gleichzeitig müsse auch berücksichtigt
werden, dass eine von der EU unterstützte Modernisierung der
Ernährungswirtschaft gerade in den ländlich geprägten Regionen neue
Arbeitsplätze schaffen könne. Allerdings dürfe die Osterweiterung
weder in der bisherigen EU noch in den Beitrittsländern "auf dem
Rücken der Bauern" ausgetragen werden. Angesichts der gerade im
Bereich der Landwirtschaft sehr umfassenden Erfahrungen in der EU sei
er aber zuversichtlich und vertraue auf gute Entscheidungen die in
der Umsetzung allerdings Zeit brauchen würden.
Als Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord
AG (RHG) berichtete Nikolaus von Veltheim über die bereits seit 1996
auf dem polnischen Markt gesammelten Erfahrungen. Die RHG betreue
sowohl polnische Landwirte als auch Landwirte aus EU-Staaten, die
Betriebe in Polen übernommen und aufgebaut hätten. Aus seiner Sicht
sei es unabdingbar, die überwiegende Zahl der zu kleinen
landwirtschaftlichen Betriebe ebenso wie die vor- und nachgelagerten
Bereiche weiter zu entwickeln. Dazu müsse die Finanzierung im
Kreditbereich in Polen einfacher und verlässlicher gestaltet werden.
Allerdings sehe auch er in erster Linie vielfach Chancen, die es in
den kommenden Jahren zu nutzen gelte.
Der ErlebnisBauernhof ist eine gemeinsame Initiative der CMA
Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH,
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV), Fördergemeinschaft Nachhaltige
Landwirtschaft e.V. (FNL) und information.medien.agrar e.V. (i.m.a)
unter federführender Koordination der FNL.
Koordinationsbüro ErlebnisBauernhof
c/o Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V.
Konstantinstraße 90
53179 Bonn
Tel.: 0228 / 9799334, Fax: 0228/97993-40
Tel.: 15.1. bis 26.1.03: 0174 / 7970738 Fax: 030 / 30339151
www.fnl.de
verantwortlich: Dr. Jürgen Fröhling, Dr. Andreas Frangenberg
E-Mail:  m.wiedenau@fnl.de

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