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Gewalt gegen Drusen in Syrien: Machthaber bereiten Bevölkerung auf Angriff vor

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einem großangelegten Angriff des islamistischen Regimes in Damaskus auf die drusische Minderheit im Süden des Landes. „Drei Monate nach den Massakern an der Alawitischen Bevölkerung im Westen Syriens erhöhen die neuen Machthaber in Damaskus den Druck auf die Drusen in der südlichen Provinz Suwaida. Fast täglich werden Drusen entführt oder getötet. Die Zufahrtstraßen ins Drusengebiet werden blockiert, sodass keine Lebensmittel, Benzin oder Diesel mehr zu den Menschen kommen“, berichtete der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido heute in Göttingen.

„Um die sunnitische Bevölkerung auf einen möglichen Angriff auf die Minderheit vorzubereiten, hetzen die neuen Machthaber gegen die Drusen und werfen ihnen vor, mit Israel und dem Ausland zusammenzuarbeiten. Tatsächlich haben die ehemaligen Milizionäre, die jetzt in Damaskus herrschen, selbst seit 2011 ausländische Militärinterventionen gefordert und befürwortet, etwa durch die Türkei. Dschihadisten aus der ganzen Welt wurden nach Syrien geholt, um das islamistische Projekt zu unterstützen“, erinnerte Sido. „Diese Dschihadisten sollen nun mit Zustimmung der USA zu Tausenden in die syrische Armee und Polizei integriert werden. Dabei waren sie an vielen Verbrechen wie Mord und Vergewaltigung beteiligt, unter anderem gegen Yeziden, Schiiten und Christen. Diese Dschihadisten sind nicht nur für die Drusen eine große Gefahr, sondern für die syrische Bevölkerung insgesamt, denn sie sprechen weder Arabisch noch andere Sprachen des Landes und sind mit der Vielfalt und den Kulturen Syriens nicht vertraut.“

Da sich die internationale Gemeinschaft kaum für das Schicksal der syrischen Drusen interessiert und die Kriegsverbrechen an ihnen von keinem Staat der Welt auf die Tagesordnung internationaler Organisationen gebracht werden, setzen die Drusen ihre letzte Hoffnung auf Israel. Dort leben etwa 150.000 Drusen, die ihre Schwestern und Brüder in Syrien in keinem Fall im Stich lassen wollen. Sie drängen den israelischen Staat, die Drusen in Syrien notfalls militärisch vor einem möglichen Genozid zu schützen.

Die Drusen sind eine Religionsgemeinschaft im Nahen Osten. Weltweit gibt es etwa eine Million Drusen, von denen die Mehrheit in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien lebt. Sie bezeichnen sich selbst als „al-Muwahhidun“, also Monotheisten. Eine andere Bezeichnung, die sich die Drusen selbst zuschreiben, ist „Bani Maaroof”. Im heutigen Gebrauch bedeutet es „Menschen der guten Taten“. Die Mehrheit der Drusen, aber auch der anderen Minderheiten in Syrien, sowie viele Frauen und sunnitische Demokraten, vertrauen den neuen Machthabern in Damaskus nicht: „Diese Islamisten wollen keinen freiheitlichen Staat aufbauen, sondern ein religiös-totalitäres Regime wie im Iran installieren – nur nicht schiitisch, sondern sunnitisch”, berichtete Sido. Er bereiste von Anfang April bis Mitte Mai Jordanien, Syrien und Israel und sprach dort mit vielen Angehörigen verschiedener Minderheiten.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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Tel.: +49 551 499 06-21
Fax: +49 551 580 28
E-Mail:  info@gfbv.de
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Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat
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