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Wege zu einem wirksamen Unterwasserschallschutz: Zweite Schallschutz-Tagung der Deutschen Umwelthilfe in Berlin

Berlin (ots)

Bau von Windparks auf See für Meerestiere immer noch sehr laut - Teststandorte für die Anwendung alternativer Gründungsvarianten sowie finanzielle Anreize gefordert

Den Bau von Offshore-Windparks naturverträglich zu gestalten, zählt zu den großen Herausforderungen im Rahmen der Energiewende. Mit ihrer zweiten Fachtagung zum Unterwasserschallschutz beim Bau von Offshore-Windparks setzt die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) deshalb den konstruktiven Dialog zwischen Politik, Offshore-Windindustrie, Wissenschaft sowie Natur- und Umweltschutz fort. Dieser soll an die bisher erzielten Fortschritte anknüpfen und Lösungsvorschläge für vorhandene Defizite entwickeln.

Für die Industrie ist der Bau von Offshore-Windkraftanlagen noch immer eine große Herausforderung. Die Errichtung von Fundamenten für Windenergieanlagen auf See überschreitet trotz schallminimierender Maßnahmen häufig noch immer den Lärmschutzwert von 160 Dezibel und gefährdet dann Meerestiere erheblich. Im Rahmen der Tagung diskutieren die Teilnehmer deshalb über ökologische Auswirkungen von Unterwasserschall auf die Meeresumwelt, die aktuelle Baupraxis und den Einsatz innovativer Maßnahmen zur Schallminderung und alternativer Gründungstechniken, um daraus die Aufgaben einer aktiven Politik für einen wirksamen Unterwasserschallschutz zu formulieren.

"Der beim Bau der Windenergieanlagen entstehende Schall ist so laut, dass er Fische, am Boden lebende Tiere und Meeressäugetiere vertreiben, verletzen oder sogar töten kann. Gerade für die gefährdeten Schweinswale ist ein intaktes Gehör für Kommunikation, Orientierung und Beutefang lebenswichtig. Daher ist die Einhaltung der naturschutzrechtlichen Anforderungen bei der Erteilung von Genehmigungen und beim Bau von Offshore-Windenergieanlagen unverzichtbar", erklärt der DUH-Bundesvorsitzende Prof. Harald Kächele.

Die DUH und andere Umweltverbände hatten das Schallschutzkonzept des Bundesumweltministeriums im Dezember 2013 einerseits als dringend benötigte Regelung und wegweisenden Schritt begrüßt, es andererseits jedoch auch als unzureichend kritisiert: "Vor allem in der besonders sensiblen Fortpflanzungszeit brauchen Schweinswale einen stärkeren Schutz vor Lärm. Das naturschutzgesetzliche Störungsverbot ist nur unzureichend umgesetzt. Für andere Meerestiere gilt die Regelung gar nicht. Außerdem sind Windparks in der Ostsee und vor Dezember 2013 genehmigte Windparks in der Nordsee von ihr ausgenommen", kritisiert der DUH-Bereichsleiter Naturschutz Ulrich Stöcker. Das aktuelle Schallschutzkonzept sei lediglich der kleinste gemeinsamer Nenner und müsse aufgrund künftiger Erfahrungen und Forschungsergebnisse überprüft und weiterentwickelt werden. Kächele betonte außerdem, dass dabei sowohl kreative technische Lösungen als auch eine aktive Politik gefragt seien.

Die DUH fordert die Bundesregierung auf, Teststandorte für die Anwendung alternativer Gründungsvarianten sowie finanzielle Anreize zur Verfügung zu stellen. Beim Bau der Fundamente für Windenergieanlagen auf See gibt es bereits vielversprechende Lösungsansätze, die den Rammschall auf ein erträgliches Maß minimieren oder ganz vermeiden. Bei der Umsetzung naturverträglicher Konzepte haben innovative Firmen jedoch oft Schwierigkeiten. Geeignete Teststandorte stehen nicht zur Verfügung und Betreiber mit genehmigten Standorten setzen nach wie vor auf die "bewährte" Impulsrammung, um Unsicherheiten zu vermeiden, die neue Technologien immer mit sich bringen.

Die Tagungsdokumente stehen nach der Veranstaltung unter http://www.duh.de/schallschutz-tagung_2014.html zur Verfügung. Die gemeinsame Stellungnahme der Umweltverbände zum Schallschutzkonzept der Bundesregierung finden Sie unter http://l.duh.de/p070514#download.

Hintergrund:

Mit dem Gesetzentwurf zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in 2014 hat die Bundesregierung im April 2014 bekannt gegeben, die Ausbauziele für die Offshore-Windkraft zu reduzieren. Bis 2020 sollen vor den deutschen Küsten, vor allem in der Nordsee, statt 10 000 Megawatt nur noch rund 6 500 Megawatt Offshore-Windenergie Leistung installiert werden. Bisher sind rund 600 Megawatt Offshore-Windenergie in Betrieb, jedoch bis zu 40 000 Megawatt in Planung. Aus Sicht des Naturschutzes sind vor allem diejenigen Planungen kritisch zu prüfen, die einem naturverträglichen Ausbau der Offshore-Windenergienutzung am ehesten entgegenwirken. Das betrifft zum Beispiel Windparks in direkter Umgebung zu europäischen Naturschutzgebieten.

Angesichts dieser zahlreichen geplanten Offshore-Windparks in der Nordsee ist eine zeitliche und räumliche Koordinierung der Bauaktivitäten auf See dringend erforderlich. Auch muss die kumulative Wirkung vieler tausend Rammschläge auf die Meerestiere untersucht und in Schutzkonzepte integriert werden. Das Gleiche gilt für die Überlagerung mit bisher kaum berücksichtigten anderen Nutzungen, wie zum Beispiel Fischerei, Ölförderung und Schiffsverkehr und den mit diesen verbundenen Gefährdungen. Des Weiteren besteht Forschungsbedarf für schallinduzierte Störungen und für die Auswirkung von Unterwasserschall auf Fische, Benthos, Wirbellose und Schweinswale.

Die 2. DUH-Schallschutz-Tagung mit dem Titel "Wege zu einem wirksamen Unterwasserschallschutz beim Bau von Offshore-Windparks" wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert und von der Deutschen Umwelthilfe in Zusammenarbeit mit den Meeresbiologen Karin Lüdemann und Sven Koschinski durchgeführt.

Pressekontakt:

Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz
Mobil: 0160 8950556, E-Mail: stoecker@duh.de

Dr. Peter Ahmels, Leiter Erneuerbare Energien
Mobil: 0151 16225863, E-Mail: ahmels@duh.de

Daniel Hufeisen, Pressesprecher
Tel.: 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: hufeisen@duh.de

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