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Europäische Automobilindustrie mit Negativrekord beim Klimaschutz

Berlin (ots)

CO2-Emissionen der in Europa neu verkauften Pkw
sinken nur noch um 0,2 Prozent - Schlechtestes Ergebnis seit 10 
Jahren - Deutsche Umwelthilfe fordert EU-Parlamentarier auf, sich für
eine schnelle Festlegung verbindlicher CO2-Grenzwerte einzusetzen - 
DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch: "Wir müssen nun über nationale 
Zulassungsverbote für Klimakiller-Pkw nachdenken"
05. September 2007: Die Europäischen Autohersteller entfernen sich
immer weiter von ihren der EU-Kommission vor knapp zehn Jahren 
zugesagten Klimaschutzzielen. Die durchschnittlichen 
Kohlendioxid-Emissionen der von den Mitgliedern des Europäischen 
Herstellerverbandes ACEA im Jahr 2006 auf den Markt gebrachten PKW 
lagen mit 160 g CO2/km im Jahr 2006 kaum ein halbes Gramm niedriger 
als im Vorjahr. Das ist das schlechteste Ergebnis seit Beginn der 
Erfassung der Durchschnittsverbräuche vor 10 Jahren. Das geht aus 
neuen Daten hervor, die heute vom europäischen Dachverband der 
Umwelt- und Verkehrsverbände Transport and Environment (T&E) in 
Brüssel veröffentlicht wurden.
ACEA, dessen Mitglieder 2006 rund 81% der Neuwagen in Europa 
produziert haben, hatte verbindlich zugesagt, den Durchschnittswert 
bis 2008 auf 140 g CO2/km zu senken. Nicht besser liegen derzeit die 
japanischen und koreanischen Hersteller mit 161 g CO2/km bzw. Korea 
mit 164 g/km. "Die neuen Zahlen sind schockierend, zeigen sie doch, 
dass die europäischen Autobauer zwei Jahre vor dem für 2008 
zugesagten Zielwert von 140 Gramm sich vom Klimaschutz verabschieden.
Der aktuelle Stillstand auf europäischer Ebene ist unmittelbare Folge
der Entscheidung deutscher Autobauer, auf spritsparende Kleinwagen 
wie den ersatzlos gestrichenen Audi A2, VW Lupo bzw. zukünftig die 
Mercedes-A-Klasse zu verzichten und statt dessen neue spritdurstige 
Modellreihen einzufügen. Die Spitzenprodukte der deutschen 
Autoindustrie heizen als tonnenschweren Monstertrucks das Klima auf",
sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Gerade die deutschen 
Hersteller müssten die Entwicklungslogik ihrer Modellpolitik radikal 
umstellen, um mittelfristig auf den nationalen und internationalen 
Märkten weiter mithalten zu können. "Die Premiumfahrzeuge der Zukunft
werden am Spritverbrauch gemessen, nicht an Höchstgeschwindigkeit, 
PS-Zahl oder Reifenbreite", erklärte Resch. Dabei reiche es nicht 
aus, die Werbung umzustellen. Neue, effiziente Fahrzeuge gehörten 
auch in den Showrooms von Herstellern und Händlern in die erste 
Reihe.
Die Autoindustrie habe in den vergangenen Monaten auf breiter 
Front gezeigt, dass sie in der Lage ist, zukunftsfähigere Modelle auf
den Markt zu bringen. Neben den angekündigten "grünen" Showfahrzeugen
sind allerdings zahlreiche neue Spritsäufer auf der IAA angekündigt. 
Sollten sich die Autohersteller weiter gegen die Einhaltung der 
verbindlichen CO2-Grenzwerte sperren, müsse die EU-Kommission 
gemeinsam mit den nationalen Regierungen mit radikalen Schritten 
reagieren. Resch: "Wir müssen nun über nationale Zulassungsverbote 
für Klimakiller-Pkw nachdenken".
Gemeinsam mit dem europäischen Dachverband T&E, dem auch die DUH 
als Mitglied angehört, forderte Resch die EU-Kommission auf, sich 
endgültig vom Instrument der Selbstverpflichtung zu verabschieden und
zügig gesetzliche Regelungen mit verbindlichen CO2-Grenzwerten 
festzulegen. Nach Überzeugung der Deutschen Umwelthilfe ist ein 
durchschnittlicher Grenzwert von 120 g CO2/km bis 2012 realistisch. 
Danach solle er bis 2020 nach dem so genannten "Top-Runner-Prinzip" 
schrittweise auf durchschnittlich nur noch 80 g CO2/km abgesenkt 
werden. Forderungen der ACEA nach einer erneuten Verzögerung der 
Grenzwertfestsetzung dürfe die EU-Kommission keinesfalls nachgeben.
Ebenfalls kontraproduktiv sei ein von den Autoherstellern 
favorisierter, auf das Fahrzeuggewicht bezogener Grenzwert, sagte 
Resch. "Das wäre das falsche Signal, weil damit erneut ein Anreiz zum
Bau schwererer Fahrzeuge mit einem höheren erlaubten Spritverbrauch 
geschaffen wird."  Wie das Umweltbundesamt setzt sich die DUH für die
Grundfläche als Maß zur Festlegung fahrzeugbezogener Grenzwerte ein. 
Damit entstünden Spielräume auch für größere Pkw, etwa für die 
Familie, ohne den erwünschten Trend zu einer leichteren und dennoch 
sicheren Bauweise zu torpedieren. Die Verringerung des Gewichts ist 
ein zentrales Element bei der Verbesserung der Kraftstoffeffizienz.
Der Umweltausschuss des EU-Parlamentes wird sich voraussichtlich 
am kommenden Dienstag in Straßburg für einen formalen 
Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur CO2-Regulierung für Neuwagen 
noch in diesem Jahr aussprechen. Resch forderte die deutschen 
EU-Parlamentarier auf, "sich nicht erneut vor den Karren der 
Autohersteller spannen zu lassen."  Insbesondere müsse das Parlament 
auf der Einführung der Regelung im Jahr 2012 bestehen. "Weder eine 
Verzögerung noch eine Aufweichung der verbindlichen und 
fahrzeugbezogenen Grenzwerte ist angesichts der sich beschleunigenden
Klimaerwärmung zu verantworten. Wir haben einfach keine Zeit mehr", 
mahnte Resch. In der Vergangenheit hatten deutsche Abgeordnete in 
Brüssel und Straßburg - etwa bei der Debatte um eine Aufweichung der 
EU-Feinstaubrichtlinie - wiederholt eng entlang der Vorgaben der 
deutschen Autoindustrie agiert.
Der Bericht von T&E über die CO2 Emissionen von Neuwagen in 2006 
kann bezogen werden über www.transportenvironment.org

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil.: 0171 3649170, Fax.: 030 258986-19, E-Mail:
resch@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: 030 258986 -0, Mobil: 0171 5660577, Fax: 030 258986-19,
E-Mail: rosenkranz@duh.de

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