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Tag der Organspende
Wir debattieren uns zu Tode

Tag der Organspende / Wir debattieren uns zu Tode
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Berlin (ots)

Zum Tag der Organspende fordert das Bündnis ProTransplant, die in der letzten Legislaturperiode angestoßenen Reformen des Transplantationsgesetzes konsequent weiterzuführen. Sowohl die Widerspruchsregelung als auch die Crossover-Nierenspende sind wichtige Elemente, um endlich eine Trendwende herbeizuführen. Wie viele fruchtlose Diskussionen sollen noch geführt werden, bis Deutschland seinen tödlichen Sonderweg verlässt?

"Wir wollen die Zahl von Organ- und Gewebespenden deutlich erhöhen und dafür die Voraussetzungen verbessern", heißt es im Koalitionsvertrag. "Dieses Versprechen wird in jeder Legislaturperiode erneuert und genauso regelmäßig gebrochen. Das muss sich ändern. Und dazu gehört auch, sich einzugestehen, dass Aufklärung und das Verteilen von Organspendeausweisen nicht reichen. Die Bevölkerung ist für die Organspende sensibilisiert, wie die Ergebnisse der aktuellen BZgA-Studie eindrucksvoll belegen. [1] Die Vertreter*innen des Souveräns im Parlament sollten mit entsprechenden Rahmenbedingungen nun dafür sorgen, dass diese breite solidarische Grundhaltung auch zum Tragen kommen kann. Die Betroffenen haben kein Verständnis mehr für die immergleichen, endlose Debatten, die nichts beitragen, um den Tod auf der Warteliste zu verhindern", so die Sprecherin des Bündnisses, Zazie Knepper.

Widerspruchsregelung und Crossover-Lebendspende weiter voranbringen

Echte Fortschritte waren bereits auf dem Weg. Seitens des Bundesrats und aus der Mitte des Bundestags wurden zwei Gesetzeswürfe zur Einführung einer Widerspruchsregelung initiiert. Auch Crossover-Nierenspenden sollten ermöglicht werden. "Wir appellieren an Gesundheitsministerin Nina Warken, an diese Vorarbeiten aus der letzten Wahlperiode anzuknüpfen und sie zur parlamentarischen Abstimmung zu bringen. Wir brauchen keine weiteren Debatten, sondern Maßnahmen, die das Sterben auf der Warteliste beenden. Zur Erinnerung: Der 'Kompromissvorschlag' von 2020 hat in den letzten vier Jahre erneut 4.000 Patient*innen das Leben gekostet. Jeder, der halbwegs mit dem Thema vertraut ist, weiß, dass das Organspende-Register nur mit der Widerspruchsregelung ein Erfolg werden kann", unterstreicht Susanne Reitmaier, Vorsitzende des Vereins "Gegen den Tod auf der Organ-Warteliste".

30 Jahre Wartezeit auf eine Niere?

Ein Weiter-so ist unverantwortlich gegenüber Hunderttausenden Betroffenen. Es geht nicht nur um die sichtbaren 8.300 Menschen auf der Warteliste. Beispiel: Nierenkranke. In Deutschland gibt es etwa 100.000 Dialysepatient*innen. Während in Spanien weit über die Hälfte der Dialysepatient*innen transplantiert wird, ist es in Deutschland nur jede*r Fünfte. Schätzungsweise 30.000 bis 50.000 Nierenkranken könnte hierzulande mit einer Transplantation geholfen werden. Ein Großteil wird aber gar nicht gelistet, obwohl jeder Betroffene grundsätzlich einen Anspruch darauf hat (Abb. 1). Stünden auch diese Patient*innen auf der Warteliste, würden sie nicht, wie aktuell 10, sondern mindestens 30(!) Jahre warten. Dies verdeutlicht die wahre Dimension des Problems. Hinzu kommen Patient*innen, die ein Herz, eine Leber oder eine Lunge brauchen.

Kliniken stärker in die Pflicht nehmen

Fragen werfen auch die Zahlen der Organspender*innen in den einzelnen Kliniken auf. Nur in wenigen Krankenhäusern scheint das Thema Organtransplantation einen hohen Stellenwert zu haben: Trotz gesetzlicher Verpflichtung melden fast drei Viertel der Häuser keine Spender*innen. Dies zeigt: Das System funktioniert an vielen Stellen nicht. Deshalb sollte eine Regierungskommission evaluieren, warum die 2019 beschlossen Strukturverbesserungen einschließlich der finanziellen Anreize nicht greifen.

"Wer krank ist oder Pflege braucht, soll sich darauf verlassen können, dass er bestmöglich versorgt wird", so das Credo unserer neuen Bundesgesundheitsministerin. Die bestmögliche Versorgung für Organkranke auf der Warteliste ist eine zeitnahe Transplantation. Wir nehmen Frau Warken daher beim Wort und möchten schnellstmöglich mit ihr in den Dialog treten, um dieses deutsche Dauerproblem endlich zu lösen.

Über das Bündnis ProTransplant

Das Bündnis ProTransplant ist ein Zusammenschluss von 30 Patientenverbänden, Selbsthilfegruppen und Unterstützerinnen und Unterstützern im Bereich Transplantation und Organspende. Unser Ziel ist eine Verbesserung der Gesetzgebung zu Organspende und Organtransplantation in Deutschland. Wir nehmen der Politik das jahrzehntelange folgenlose Vertrösten auf Besserung in der Zukunft nicht mehr ab. Wir fordern, von unseren Nachbarländern zu lernen, damit die Wartezeiten deutlich kürzer werden und das Leid und Sterben auf der Warteliste aufhört.

Quelle:

https://www.organspende-info.de/zahlen-und-fakten/die-repraesentativbefragung

Pressekontakt:

Zazie Knepper
Mobil: 0172 607 89 95
zazie.knepper@pro-transplant.de

Original content of: BündnisProTransplant, transmitted by news aktuell

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