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Forderung zum Weltdrogentag: Suchthilfe muss beim Infrastruktur-Paket der Bunderegierung berücksichtigt werden

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Forderung zum Weltdrogentag: Suchthilfe muss beim Infrastruktur-Paket berücksichtigt werden

Fachkräfte in der Suchthilfe sind nur schlecht im erfolgversprechenden Beratungsansatz „Motivierende Gesprächsführung“ (MI) geschult. So gab in einer aktuellen Studie nur etwa die Hälfte der befragten Fachkräfte (55 Prozent) an, mindestens einen Tag an einer Fortbildung dazu teilgenommen zu haben. +++ Suchtexperte Prof. Dr. Ulrich Frischknecht fordert anlässlich des weltweiten Anti-Drogentags am 26. Juni, dass die Bundesregierung mehr Geld in die Ausbildung der Behandler_innen suchtbedingter Störungen investiert.

Sehr viele EU-Behandlungsleitlinien empfehlen die sogenannte „Motivierende Gesprächsführung“ (engl. Motivational Interviewing / MI) als wirksame Methode zur Behandlung von suchtbedingten Störungen – allerdings fehlt vielen Suchthilfe-Fachkräften in Deutschland das dafür erforderliche Ausbildungsniveau. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Prof. Dr. Ulrich Frischknecht mit zwei Studierenden des Masterstudiengangs Suchthilfe der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) und Forschenden der Universität van Amsterdam durchführte und die jetzt im renommierten Fachmagazin „European Addiction Research“ erschienen ist.

In einer quantitativen, anonymen Querschnittsbefragung wurden 262 Fachkräfte aus dem Suchthilfesystem zu ihrer Ausbildung in Motivational Interviewing, ihrem Wissensstand, der Motivation ihrer Klienten und der Anwendung von MI in der Praxis befragt. Im Ergebnis gab nur etwa die Hälfte der befragten Fachkräfte (55 Prozent) an, mindestens einen Tag an einer MI-Schulung teilgenommen zu haben. 64 Prozent von ihnen fühlten sich damit für ihren Aufgabenbereich ausreichend geschult. Nur 31 Prozent aller Befragten bejahten, dass in ihrer Einrichtung entsprechende Fortbildungen, Qualitätszirkel, Trainingskurse oder Ähnliches eingerichtet wurden.

Budgets werden von Verwaltungsfortbildungen zu Gesetzesreformen aufgefressen

Frischknecht sieht darin eine seit Jahren vernachlässigte Fortbildungskultur in der deutschen Suchthilfe: „Die Fortbildungsbudgets in Einrichtungen der Suchthilfe werden meist bereits durch infrastrukturell notwendige Verwaltungsfortbildungen aufgrund sich ändernder Gesetzgebungen aufgefressen“, sagt er. Da verwundere es nicht, dass Fortbildung im für die Suchthilfe so grundlegenden Bereich wie Motivationsarbeit zurückbliebe.

Frischknechts Forderung: Die Finanzierung der Suchthilfestruktur soll beim Infrastruktur-Paket der Bundesregierung in Höhe von 500 Milliarden Euro berücksichtigt werden. „Wenn wir uns die wirtschaftlichen Folgekosten in Deutschland allein von den Suchtmitteln Tabak und Alkohol mit über 100 Milliarden Euro pro Jahr anschauen, wäre dies vermutlich eine extrem kosteneffiziente Investition“, findet der Suchthilfe-Experte, „ganz zu schweigen von dem Leid der Betroffenen und ihrer Angehörigen.“

Die „Motivierende Gesprächsführung“ ist ein klientenzentrierter, aber direktiver Beratungsansatz mit dem Ziel, intrinsische Motivation zur Verhaltensänderung aufzubauen. Die Motivation soll durch Explorieren und Auflösen von Ambivalenz erreicht werden. Das Konzept wurde in den 1980er Jahren von William Miller und Stephen Rollnick zur Beratung für Menschen mit Suchtproblemen entwickelt.

Kontakt für inhaltliche Fragen:

Prof. Dr. Ulrich Frischknecht

Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

T: 0221 7757-342

u.frischknecht@katho-nrw.de

Pressekontakt:

Katja Brittig

Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

T: 0221 7757-508

presse@katho-nrw.de

Die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) zählt mit 3.800 Studienplätzen zu den bundesweit größten Hochschulen für den Studiengang Soziale Arbeit. Sie ist Deutschlands größte staatlich anerkannte Hochschule in kirchlicher Trägerschaft. Die katho bietet Studierenden sowie Forschenden ein familiäres Umfeld in den Arbeitsgebieten Soziales, Gesundheit und Religionspädagogik. Zurzeit sind rund 5.300 Studierende in etwa 35 Bachelor- und Masterstudiengängen – verteilt über unsere vier Standorte in Aachen, Köln, Münster und Paderborn – eingeschrieben. Die katho ist gefragte Kooperationspartnerin in Pflege und Versorgung, Sucht und Suchtprävention, Gesundheit und Soziale Psychiatrie, Bildung und Diversity, Alter und Behinderung, Inklusion und Teilhabe, Netzwerkforschung in der Sozialen Arbeit sowie pastorale Praxisforschung. Die katho kooperiert mit internationalen Universitäten und Praxiseinrichtungen in 38 Ländern.