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Syphilis: Vor allem Deutsche infiziert, nicht Einwanderer

Berlin (ots)

Auf Facebook wird behauptet, der jüngste Anstieg von Syphilis-Erkrankungen in Deutschland hänge mit der Zuwanderung der letzten Jahre zusammen. Ein Nutzer schreibt zum Beispiel über einer Grafik mit den höheren Infektionszahlen: «Traumhaft, die Grünen und die anderen Deppen unterstützen die Einwanderung und damit vergiften sie das Land!!!» (http://dpaq.de/1CdUm)

BEWERTUNG: Der Anstieg der Syphilis-Infektionen ist nicht auf Einwanderung zurückzuführen. Der größte Teil der Erkrankten stammt dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge aus Deutschland - und infizierte sich auch in Deutschland mit der sexuell übertragbaren Krankheit.

FAKTEN: Richtig ist, dass das RKI im Jahr 2017 knapp 7500 Syphilis-Infektionen in Deutschland registrierte - ein Anstieg um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (http://dpaq.de/FeAvN).

Falsch ist allerdings, dass Einwanderer für den Anstieg verantwortlich sind. In seinem Bericht vom November 2018 führt das RKI die Herkunft der Patienten auf (http://dpaq.de/Lxut6):

Diese war bei rund 70 Prozent der Patienten bekannt. Dabei gaben 80,9 Prozent der erfassten Erkrankten als Herkunftsland Deutschland an, gefolgt von Brasilien und Rumänien (je 1,4 Prozent), Italien (1,3 Prozent), Polen und der Türkei (je 1,1 Prozent) sowie Bulgarien und Spanien (je 0,9 Prozent).

«Gerade bei der Syphilis spielen Infektionen von Personen mit Herkunft außerhalb von Deutschland eine eher untergeordnete Rolle», erklärt ein Experte des Instituts auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Nicht nur kommen die meisten Infizierten aus Deutschland - auch steckte sich die Mehrheit in Deutschland mit Syphilis an. Das wahrscheinliche Infektionsland war nach RKI-Angaben bei 72 Prozent der erfassten Patienten bekannt. 93,7 Prozent steckten sich demnach in Deutschland an.

Einen Grund für die gestiegenen Fallzahlen sieht das RKI im rückläufigen Gebrauch von Kondomen. Betroffen seien vor allem schwule Männer. Insbesondere in Berlin und Hamburg erkrankten laut dem Bericht im Verhältnis zur Einwohnerzahl überdurchschnittlich viele Menschen.

Mit der Verbreitung von Safer Sex wegen HIV war Syphilis vor allem in den 1980er Jahren zurückgedrängt worden. Seit Jahren geht der Trend nun wieder in die umgekehrte Richtung.

Syphilis ist eine bakterielle Infektion. Sie wird durch ungeschützten Sex und über das Blut sowie von der Mutter auf ihr ungeborenes Kind übertragen. Die Infektion kann durch Antibiotika geheilt werden. Wenige Tage nach der Ansteckung bildet sich an der Stelle, wo die Bakterien eingedrungen sind, ein meist schmerzloses Geschwür. Wird die Krankheit nicht behandelt, können weitere Anzeichen wie Fieber, Muskelschmerzen oder geschwollene Lymphknoten folgen. Jahre nach der Infektion sind Schädigungen des Gehirns und der Blutgefäße möglich.

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Links:

Facebook-Post: http://dpaq.de/1CdUm

Facebook-Post (archiviert): https://web.archive.org/save/https://www.facebook.com/rosti6/posts/1871948832842510

Epidemologisches Bulletin, Robert-Koch-Institut: http://dpaq.de/131oB

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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