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Schwäbische Zeitung: Die Patriots sind erst der Anfang - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Bald werden 400 Soldaten aus Sanitz und aus Bad Sülze in Mecklenburg-Vorpommern nach Kahramanmaras in der Türkei verlegt. Sie sollen, so hat es am Freitag der Deutsche Bundestag beschlossen, jene Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot bedienen, mit denen der Nato-Verbündete Türkei vor dem despotischen Regime in Syrien geschützt werden soll. Deutschland zeigt so auch seine Loyalität mit einem Militärbündnis, das in Zeiten des Kalten Krieges unser Land vereidigt hat.

Deutschland kommt damit auch militärisch im Nahen Osten an. Die von der Mehrheit der Abgeordneten des Deutschen Bundstages getragene Entscheidung markiert einen Wandel, wie er vor nicht einmal zwei Jahren kaum denkbar gewesen wäre. Damals hatte die Bundesregierung noch ein militärisches Engagement im Krieg gegen den libyschen Diktator Gaddafi abgelehnt, obwohl dies sogar von einem Beschluss des Weltsicherheitsrates legitimiert gewesen wäre. Die schwarz-gelbe Koalition fürchtete, in Verkennung der gänzlich anderen Ausgangslage, ein militärisches Debakel, wie es die Amerikaner seinerzeit im Irak erlebt hatten.

Zum am Freitag vollzogenen Wandel deutscher Politik im Nahen Osten gehört aber auch die Einsicht, dass es mit Flugabwehrraketen alleine nicht getan sein wird. Denn es widerspräche jeglichen Erfahrungen mit dem Terrornetzwerk al Kaida, wenn sich nach dem Ende des Regimes in Damaskus der Konflikt wie von selbst löste und nicht terroristische Gruppen das entstehende Machtvakuum zu füllen versuchten. Nach dem Niedergang des Regimes müssen die Syrer und ihre israelischen Nachbarn vor den Terrorgruppen geschützt werden, die jetzt in Damaskus und Aleppo Fuß fassen. Könnten sie Syrien als Operationsbasis nutzen, wären die Türkei und Israel, aber auch Europa in Gefahr.

Die deutsche Sicherheit wird heute nicht mehr am Hindukusch verteidigt, wie es noch zu Beginn des Afghanistaneinsatzes hieß. Seit Freitag wird sie in der instabilen Region zwischen dem Süden der Türkei, Libanon, Syrien und Israel geschützt.

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