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Kommentar
Systemversagen auf ganzer Linie = Von Kirsten Bialdiga

04.03.2020 – 21:35

Düsseldorf (ots)

Kita-Eltern und Erzieher wissen genau, wovon die Rede ist. Der Personalmangel ist für sie jeden Tag spürbar. Dass eine Betreuerin für acht oder zehn Drei- bis Sechsjährige zuständig sein soll, ist meist blanke Theorie. Sobald eine Kollegin fehlt, verdoppelt sich die Zahl der zu betreuenden Kinder. Immer häufiger aber kommt es sogar dazu, dass Kitas Eltern bitten müssen, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Weil nicht genug Personal da ist und die Einrichtung für die Sicherheit der Kinder nicht mehr garantieren könnte.

Das System versagt auf der ganzen Linie. Gegenüber den Kindern, weil ihre Ansprüche an Betreuung nicht im Mindesten erfüllt werden. Gegenüber den Erziehern, weil sie ihre Gesundheit wegen chronischer Überlastung aufs Spiel setzen. Gegenüber den Eltern, weil sie ihre Kinder nicht wohlbehütet wissen, während sie ihrem Beruf nachgehen. Leidtragende sind wir alle. Es ist hinlänglich bekannt, wie wichtig die ersten Jahre im Leben eines Menschen sind. Und dass eine sichere Bindung für die gesunde psychische Entwicklung von großer Bedeutung ist. Der ständige Wechsel von Erziehern, die heute in dieser, morgen in jener Gruppe eingesetzt werden, um Löcher zu stopfen, ist zum Schaden der Kinder. An frühkindliche Bildung ist so schon gar nicht zu denken. Was in der Kita nicht angelegt wurde, muss in den Grundschulen nachgeholt werden, schleppt sich durchs Schulsystem fort. Wissen ist aber für ein Land wie Deutschland vielleicht die wertvollste Ressource überhaupt.

Mit den zusätzlichen 1,3 Milliarden Euro jährlich und dem "Gute-Kita-Gesetz" haben Landes- und Bundespolitiker einen ersten Schritt getan. Viele weitere müssen folgen. Das Geld ist angesichts von Milliarden-Überschüssen vorhanden, das Bewusstsein hoffentlich bald auch.

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