Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Der überfällige Rentenzuschlag - Leitarikel

11.03.2012 – 21:15

Leutkirch (ots)

Die Erhöhung der Renten ist keine Wohltat. Sie ist überfällig, wenn sich die Regierenden nicht weiter dem Vorwurf der sozialen Kälte aussetzen wollen. Der Umgang mit den Alten ist ein Gradmesser für den Zustand eines Gemeinwesens. Auf diesem Feld hat sich Schwarz-Gelb bisher nicht mit Ruhm bekleckert.

Die Rentner-Wirklichkeit sieht nämlich anders aus, als die Erfolgsmeldungen aus den Fensterreden vorgaukeln. Es gibt reichlich alte Leute, denen die nun angekündigte Aufbesserung nicht einmal jene 22 Euro einbringt, die auf eine Durchschnittsrente fällig werden. Wer nur seine Heizungsabrechnung anschaut, der wird merken: Von übertriebenen Wohltaten kann keine Rede sein, auch wenn Arbeitgeber-Funktionäre schon wieder nach Kostendämpfung rufen.

Genauso irreführend ist die Feststellung, dass nun die höchste Rentenanpassung seit 15 Jahren ins Haus stehe. Das stimmt nur, weil Rentner in diesen Jahren in die Sparpflicht genommen wurden, als lebten sie in Saus und Braus. Und als hätte die Politik ihrer Altersklasse nicht einen guten Teil der Kosten für die Einheit der Deutschen aufgebürdet.

Für Jubel besteht also kein Anlass. Eher für Nachdenken über Auswege, die künftigen Generationen Altersarmut ersparen. Mit windigen Riester-Verträgen ist es dabei wohl nicht getan. Und auch nicht mit der Hoffnung, dass die Jungen nicht merken, wie wenig im Alter auch ihre Interessen zählen werden, wenn nicht gerade ein Wahljahr ins Haus steht.

Schöne Worte, die über den Tag hinaus gelten, müssten also auf eine Lebenswirklichkeit zielen, die Älteren eine echte Chance in der Arbeitswelt gibt. Und sie dürfen die Wahrheit nicht verschweigen, dass Altersvorsorge keinen Raum für Beitragskürzungen lässt, wenn sie nicht zum Almosen verkommen soll. Sonst wird das Gerede vom Generationenvertrag schnell zur Farce. Zumal, wenn es nicht endlich auch überzeugende Antworten auf die Not der Frauen gibt, die von Altersarmut ganz besonders betroffen sind.

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