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Bremer Rechtsanwalt: Deutsche Beamte bei Verhören in Guantánamo

Hamburg (ots)

In der Debatte um die mutmasslichen Entführungen
und Folterungen deutscher  Staatsbürger durch die CIA melden sich nun
auch die Angehörigen des seit vier Jahren in Guantánamo ohne Anklage
festgesetzten Bremers Murat Kurnaz, 23, zu Wort. Kurnaz' Rechtsanwalt
Bernhard Docke vermutet, deutsche Geheimdienste hätten im Fall Kurnaz
"sensible Akten über dunkle Kanäle einfach über den Großen Teich"
nach Guantánamo geschickt und er habe Informationen, wonach deutsche
Beamte  in dem Lager bei Verhören erschienen seien. Docke in der
ZEIT: "Es war für mich überraschend, welche Aktenkenntnis  die
Militärs in Guantánamo über die Ermittlungen der deutschen Beamten in
Bremen hatten". Offiziell seien keine Akten nach Guantánamo gegangen.
Docke hatte bereits im Jahr 2003 an den Bundesnachrichtendienst
geschrieben und um Aufklärung in der Sache gebeten. Ein
Nachrichtendienstler versicherte zwar in einem Schreiben, datiert vom
12. Dezember 2003, er könne die "Besorgnis der Familie
nachempfinden", sei aber zur Geheimhaltung verpflichtet. Nur der
damalige Chef des Bundeskanzleramtes, der jetzige Außenminister
Frank-Walter Steinmeier (SPD), dürfe "unterrichtet" werden.
Anwalt Docke zeigt sich enttäuscht, dass für den Bremer Bürger
von der Regierung kein Krisenstab eingerichtet wurde, obwohl es
ernste Hinweise auf Folter gab. In einem US-Urteil zum Fall Kurnaz,
das der ZEIT vorliegt, zitiert die Washingtoner Richterin Joyce Hence
Green auch die Beobachtung eines FBI-Beamten, wonach ein Häftling in
Guantánamo bis zu 24 Stunden in der "Fötusstellung" gefesselt wurde.
Der FBI-Beamte gibt auch an, einen Häftling in einer überhitzten
Zelle bewusstlos liegen gesehen zu haben. "Neben ihm ein Berg Haare.
Offenbar hatte er sich die ausgerissen." Ein anderer Häftling sei
ständig mit Rap-Musik beschallt worden. Anwalt Docke fordert
angesichts dieser behördlichen Zeugenaussagen nun mehr Engagement der
neuen Regierung, "denn der Fall Kurnaz kommt einer Geiselnahme doch
sehr nahe".
Den kompletten Text der ZEIT Nr. 50 vom 8. Dezember 2005 senden
wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558,
E-Mail:  bunse@zeit.de)

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