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Europäische Zirkusse: 9 von 10 geretteten Tieren leiden unter körperlichen oder geistigen Verletzungen

Europäische Zirkusse: 9 von 10 geretteten Tieren leiden unter körperlichen oder geistigen Verletzungen
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Almere, Niederlande (ots)

Die europäische Tierschutzorganisation AAP (Animal Advocacy and Protection) berichtet, dass bei 89 % der exotischen Tiere, die aus europäischen Zirkussen geretteten wurden, psychische oder physische Probleme vorliegen. Dabei leiden 8 von 10 Tieren gleich unter mehreren Problemen. AAP betreibt zwei große Rettungszentren für exotische Säugetiere, die aus Privatbesitz, Zirkussen oder illegalem Handel stammen. Die Ergebnisse der Studie sind laut AAP unmissverständlich: Wenn Wildtiere dazu gezwungen werden, im Zirkus aufzutreten, ist ihr Wohlergehen gefährdet. Daher sollten exotische Tiere im Zirkus verboten werden.

In dem Bericht mit dem Titel "The Darkness Behind the Spotlight" wurde der Gesundheitszustand von 73 Tieren untersucht, die zwischen 2015 und 2021 aus Zirkussen aus Frankreich, Spanien, Deutschland und anderen Ländern zu AAP gebracht wurden. Die untersuchten Tiere traten jeweils mindestens ein Jahr lang in einem Zirkus auf. Fast die Hälfte der Tiere wies äußere Verletzungen auf. Zum Beispiel hatten Löwen, Tiger und Pumas Wunden oder ihre Krallen waren gewaltsam abgeschnitten worden. Zwanzig Tiere litten an mittleren bis schweren gesundheitlichen und verhaltensbedingten Problemen, die oft mehrere Behandlungen erforderten. Drei Tiere hatten so schwere Verletzungen, dass sie kurz nach ihrer Ankunft bei AAP eingeschläfert werden mussten, da man ihnen nicht mehr helfen konnte. Körperliche Verletzungen sind jedoch nicht die einzigen Schäden. Mehr als ein Viertel der Tiere zeigte Verhaltensstörungen, die ihr Wohlergehen teils schwer beeinträchtigten. So neigten einige Tiere dazu, sich selbst zu verletzen.

Deutschlands Alleinstellungsmerkmal

Aufgrund der häufigen Transporte über weite Strecken, der unzureichenden Unterbringung und der erzwungenen Interaktionen zwischen Mensch und Tier sind Zirkustiere besonders anfällig für Unterernährung, Verhaltensstörungen oder körperliche Probleme. Die meisten EU-Mitgliedsstaaten haben diese Problematik erkannt, und besondere Regulierungen oder Verbote eingeführt. Deutschland bildetet hierbei die Ausnahme in Europa. Hier gibt es bis heute noch keine Regelung, die das Leiden der Tiere beendet. Laut einer Untersuchung der Eurogroup for Animals aus dem Jahr 2021 treten mehr als 150 Wildtiere in rund 75 Zirkussen in Deutschland auf. Der Großteil (45 %) davon sind Großkatzen wie Löwen und Tiger. Ohne ein klares Verbot leiden diese und andere exotischen Tiere täglich in Deutschlands Zirkussen. Daher begrüßt AAP die Initiative der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen in Niedersachsen für ein Verbot exotischer Tiere in Zirkussen. Wir hoffen, dass dies zu einem deutschlandweiten Verbot führt, um so einen Schulterschluss Deutschlands mit dem Rest der EU zu schaffen und Zirkusse davon abzuhalten, ihre Tiere quer durch Europa zu schleppen.

Dina: Als Zweijährige verkauft, als Siebenjährige abgegeben

Hinter diesen Zahlen verbergen sich Geschichten von lebenden Wesen, die leiden. Berberaffe Dina wurde in einem kleinen Zoo geboren und im Alter von 2 Jahren an einen Zirkus verkauft. Hier musste sie sieben Jahre lang auftreten. Im Frühjahr 2016 willigte ihr Besitzer schließlich ein, sie abzugeben. Als Dina im Rettungszentrum von AAP in den Niederlanden ankam, schien erst alles in Ordnung zu sein. Doch ihre Eckzähne waren unverhältnismäßig kurz. Wahrscheinlich hatte ihr Besitzer die Zähne absichtlich gekürzt, um Dina leichter zu kontrollieren. Außerdem war Dina aufgrund ihrer schlechten Ernährung stark übergewichtig. Die medizinische Untersuchung stelle zudem mehrere Herpes-Viren und Parasiten fest. Bei AAP wurde Dina aufgepäppelt und lebte noch fünf Jahre mit einem Partner zusammen, ohne zu leiden.

Hans hat noch nie einen Artgenossen gesehen

Zusammen mit Berberaffe Dina konnte auch der Japanmakake Hans gerettet werden. Hans hatte entzündete Haut und Zähne. Parasiten hatten seinen Körper befallen. Die Tierärzte und Tierärztinnen bei AAP versorgten Hans und haben ihn gesund gepflegt. Da Hans nur mit Dina aufgewachsen ist, wusste er überhaupt nicht, wie sich Japanmakaken typischerweise verhalten. Selbst jetzt, nachdem er seit fünf Jahre mit Artgenossen zusammenlebt, brüllt er immer noch wie ein Berberaffe. Im AAP-Rettungszentrum teilt sich Hans sein Gehege mit einem Weibchen. Hier wartet er auf ein gutes Zuhause für immer.

Nur Gesetze können das Problem beenden

Obwohl AAP im Laufe der Jahre viele exotische Tiere retten konnte, leiden immer noch Hunderte in Zirkussen. Ohne strengere Vorschriften, insbesondere in Deutschland, wird diesen Tiere weiterhin täglich geschadet. Deshalb möchte AAP ihre 50-jährige Erfahrung in der Tierrettung nutzen, um zusammen mit Entscheidungsträgern in ganz Deutschland bessere Tierschutzgesetze zu gestalten. Der vollständige Bericht "The Darkness Behind the Spotlight" ist hier erhältlich: Download.

Über AAP:

AAP wurde 1972 gegründet und ist eine der größten und ältesten Tierschutzorganisation in Europa. AAP kümmert sich um exotische Säugetiere wie Affen, Löwen und Tiger. Auch in Deutschland werden tausende Wildtiere illegal gehandelt, als Haustiere unter schlechten Bedingungen gehalten oder in der Unterhaltungsindustrie missbraucht. AAP nimmt exotische Tiere in Obhut, wenn sie in Not sind und setzt sich für bessere Tierschutzgesetze in ganz Europa ein. Denn nur so lässt sich Tierleid nachhaltig und langfristig verhindern. Aktuell befinden sich mehr als 500 exotische Säugetiere in den beiden AAP-Auffangstationen in den Niederlanden und Spanien. Aus Deutschland haben wir seit 2001 mehr als 200 Tiere aufgenommen und mehr als 1.200 Anfragen erhalten.

Pressekontakt:

Patrick Müller
Pressesprecher Deutschland | AAP
+436644655915 | patrick.mueller@aap.nl

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