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++ Gefährliche Zäune für Wildkatzen – BUND macht auf versteckte Gefahr für Wildtiere aufmerksam ++

++ Gefährliche Zäune für Wildkatzen – BUND macht auf versteckte Gefahr für Wildtiere aufmerksam  ++
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Pressemitteilung

7. Oktober 2025 | 120

BUND-Pressestelle

Tel.: 030 - 27586 - 109

presse@bund.net

Gefährliche Zäune für Wildkatzen

BUND macht auf versteckte Gefahr für Wildtiere aufmerksam

  • Wildkatzen und andere Wildtiere verenden an Zäunen
  • Zäune schützen Neuanpflanzungen vor Wildverbiss nicht vor Mäusen
  • Besser sind sichere Überquerungshilfen

Berlin. Aktuell errichten viele Waldbesitzende neue Zäune, um ihre (Neu-) Pflanzungen in Land- und Forstwirtschaft vor dem Verbiss von Rehen zu sichern. Für viele Wildtiere kann der Zaun aber zur tödlichen Falle werden. Insbesondere an den weit verbreiteten Knotengitterzäunen kann sich die Europäische Wildkatze beim Versuch sie zu überklettern schwer verletzen und sogar sterben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich in seinem Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ gemeinsam mit Waldbesitzenden und Landesforstleuten dafür ein, Gefahrenquellen durch Zäune für die Wildkatze zu verringern.

Susanne Schneider, Leiterin des BUND-Projektes „Wildkatzenwälder von morgen“ in Hessen: „Wir empfehlen Forstleuten und Waldbesitzenden vor dem Aufbau eines Zaunes zu prüfen, ob er überhaupt nötig ist. Möglicherweise kann ein plastikfreier Schutz einzelner Bäume sowie Gatter aus Holz oder ein passendes Wildtiermanagement die Pflanzung sichern. Wenn die Errichtung eines neuen Zaunes notwendig ist, sollten unbedingt Durchsteighilfen unter dem Zaun und hölzerne Übersteighilfen errichtet werden, um die Wildkatze zu schützen. Denn zwischen Herbst und Frühjahr gehen Wildkatzen auf Wanderschaft und sind besonders zur Paarungszeit ab Januar sehr mobil.“

Werden die Zäune nicht mehr benötigt, sind Waldbesitzende in einigen Bundesländern per Landeswaldgesetz dazu verpflichtet, diese wieder abzubauen. Der BUND appelliert daher generell an Landbesitzende, diese Pflicht wahrzunehmen und bietet personelle Unterstützung beim Abbau an. Auch Bürger*innen können ihren Teil zum Wildkatzenschutz beitragen, indem sie nicht mehr benötigte Zäune bei den Verantwortlichen vor Ort und der Unteren Naturschutzbehörde melden. Seit Start des Projektes hat der BUND insgesamt 8151 Meter an unnötigen Knotengitterzäunen entfernt und 5592 Meter Hordengatter um Neuanpflanzungen aufgestellt.

Über- und Durchsteighilfen: BUND testet verschiedene Modelle

Neben vielen gemeinsamen Abbau-Aktionen von funktionslosen Zäunen testet der BUND mit seinen Partnern unterschiedliche Über- und Durchsteighilfen für die Wildkatze. Auf verschiedenen Flächen nutzen die Naturschützer und Naturschützerinnen dafür Rohre, Pflanzringe aus Beton sowie Holzlatten. Wildtierkameras überprüfen die Konstruktionen. Die Auswertungen zeigen, dass Wildkatzen am Boden eingebrachte Pflanzringe, aber auch hölzerne Überquerungshilfen annehmen. Im Stadtwald der hessischen Stadt Aßlar (Lahn-Dill-Kreis) gelangen so Nachweise von Wildkatzen auf einer Überquerungshilfe. Auf dieser Holzkletterhilfe mit integrierter Plattform kletterten bereits 13-mal Wildkatzen.

Nina Bellof, Revierleiterin der Stadt Aßlar: „Es ist schön zu sehen, dass unsere Hilfe für die Wildkatze so erfolgreich ist. Eine hölzerne Überkletterhilfe ist für uns leicht zu realisieren. Das benötigte Material ist meist überall im Wald verfügbar. Im Vergleich zu Pflanzringen aus Beton bringen wir mit dem Restholz kein lebensraumfremdes Material in den Wald ein, das später wieder entfernt werden muss.“

Neu angepflanzte Flächen weisen normalerweise weniger Bäume und Sträucher auf. In ihnen ist der Fraß durch Mäuse an den jungen Wurzeln größer und wirkt sich schädlich auf die Fläche aus. Hier sind Wildkatzen willkommen.

Bellof: „Wir möchten kleinere Räuber wie die Wildkatze auf unsere jungen Pflanzkulturen locken. Sie regelt dort den Nagetierbestand für uns. Wildkatzen scheinen erkletterbare Ansitze zu mögen. Deshalb sind erhöhte, aber durch Astwerk gedeckte Ansitze für uns eine sinnvolle Installation. Wir raten Waldbesitzenden dazu, sie ebenfalls zu installieren.“

Hintergrund:

Knotengitterzäune sind aus Drahtgeflecht bestehende Zäune, die durch Knotenpunkte zusammengehalten werden. Sie schützen Jungpflanzen vor dem Verbiss von Pflanzenfressern, grenzen Weideflächen ab, verringern Wildtierunfälle an Straßen oder markieren Grundstücksgrenzen. Doch die Zäune stellen für Wildtiere eine tödliche Gefahr dar, insbesondere für die Europäische Wildkatze. Eingezäunte Pflanzflächen sind für sie besonders attraktiv, da sie hier ungestört sind. Die Gefahr, sich an einem der Zäune bei der Überquerung zu verletzen, ist sehr hoch.

Der Abbau nicht mehr benötigter Zäune passiert oft nur selten und wird kaum von Behörden überprüft. Die Anzahl an funktionslosen Zäunen, die in Wald und Wiesen verwachsen sind, ist deshalb sehr hoch. Oftmals geraten sie bei den Waldbesitzenden in Vergessenheit und die damit einhergehenden Gefahren steigen.

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in großen, zusammenhängenden strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute nur noch etwa 6000 bis 8000 Tiere überwiegend in Mittel- und Süddeutschland. Die Wildkatze steht stellvertretend für viele andere Waldtierarten. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen auch für viele andere Arten wie Luchs, Bechsteinfledermaus oder Mittelspecht optimal.

Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um.

Mehr Informationen:

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist mit rund 674.000 Mitgliedern und Unterstützer*innen einer der größten Umweltverbände Deutschlands. Seit 50 Jahren engagiert er sich unter anderem für eine ökologische Landwirtschaft, den Klimaschutz, den Schutz bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers. Finanziert durch Spenden und Mitgliedsbeiträge ist der BUND unabhängig von Politik und Wirtschaft.

Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Nicole Anton (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin

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