++ Damit das Herz der Nordsee weiter schlägt: BUND startet Petition zum Schutz der Doggerbank ++
Pressemitteilung
11. Juni 2025 | 060
BUND-Pressestelle
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Damit das Herz der Nordsee weiter schlägt: BUND startet Petition zum Schutz der Doggerbank
- Nordsee: Schädliche Fischerei mit Grundschleppnetzen bedroht Meeresschutzgebiet
- BUND sammelt Unterstützung für den Schutz des Schutzgebiets Doggerbank
- Deutschland muss nationalen und internationalen Versprechen Taten folgen lassen
Berlin. Zeitgleich zur UN-Ozeankonferenz in Nizza startet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine Petition zum Schutz des Meeresschutzgebiets Doggerbank in der Nordsee. Ziel ist es, die größte Sandbank in der Nordsee zu schützen und den einzigartigen Lebensraum zu erhalten. Hierzu fordert der BUND ein vollständiges Verbot der umweltschädlichen Grundschleppnetzfischerei in dem ökologisch hochsensiblen Gebiet. Mit der Petition richtet sich der BUND direkt an den neuen Fischereiminister Alois Rainer.
Isabelle Maus, Expertin für Meeresschutzgebiete beim BUND: „Die Doggerbank braucht unsere Hilfe, damit das Herz der Nordsee weiter schlägt. Wir fordern den Fischereiminister auf, die Umweltzerstörung der Doggerbank zu beenden. Umweltschädliche Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten muss verboten sein.“
Der Handlungsdruck auf die Bundesregierung steigt. Erst im Mai war ein deutscher Fischereiverband mit seiner Klage gegen Schutzmaßnahmen in den Nordseegebieten, darunter auch die Doggerbank, vor dem Gericht der Europäischen Union (EuG) gescheitert.
Maus: „Das Urteil gegen den Fischereiverband ist ein deutliches Signal für mehr Naturschutz. Fischerei darf nicht länger auf Kosten der Meeresnatur gehen. Es ist skandalös, dass ausgerechnet in einem Schutzgebiet wie der Doggerbank noch immer Grundschleppnetze erlaubt sind. Diese zerstörerische Fischereimethode macht den Schutzstatus zur Farce.“
Die Doggerbank ist das ökologische Herz der Nordsee – ein Hotspot für Artenvielfalt und ein empfindlicher Lebensraum, der durch den Einsatz von Grundschleppnetzen dauerhaft geschädigt wird. Zum Start der UN-Ozeankonferenz in Nizza hat sich Deutschland erneut klar zu seinen internationalen Verpflichtungen im Meeresschutz bekannt. Bundesumweltminister Carsten Schneider betonte dort die Dringlichkeit, marine Ökosysteme zu erhalten und die deutschen Schutzgebiete in Nord- und Ostsee besser zu schützen. Der BUND erinnert die Bundesregierung daran, diesen Worten nun auch auf nationaler Ebene Taten folgen zu lassen.
Maus: „Die Zeit drängt. Meeresschutzgebiete wie die Doggerbank sind unverzichtbar, um die Vielfalt der Meere zu erhalten, das Artensterben zu stoppen und im Kampf gegen die Klimakrise. Ein wirksamer Schutz der Doggerbank wäre ein glaubwürdiges Signal, dass Deutschland seine internationalen Zusagen ernst nimmt.“
Die Bürgerinnen und Bürger ruft der BUND dazu auf, sich gemeinsam für gesunde Meere und eine sozial-ökologische Transformation der Fischerei einzusetzen.
Maus: „Die Zivilgesellschaft steht bereit, die Meere zu verteidigen – jetzt braucht es einen Minister, der entschlossen handelt.“
Die Petition kann ab sofort unterzeichnet werden.
Hintergrund:
Mitten in der Nordsee verbirgt sich ein einzigartiger Lebensraum: das Meeresschutzgebiet Doggerbank. Die heute überspülte Sandbank bildete vor Tausenden von Jahren eine Landbrücke zwischen England und dem Festland. Durch ihre geringe Wassertiefe von 10 bis 40 Metern ist sie ein besonders artenreicher Lebensraum.
Die Doggerbank, die größte Sandbank der Nordsee, ist ein Zuhause für viele Arten wie Schweinswale, Seehunde, Minkwale, Riesenhaie und Weißschnauzendelfine. Der deutsche Teil der Doggerbank wurde 2017 zum Meeresschutzgebiet erklärt, doch der Schutz besteht nur auf dem Papier. Mit Grundschleppnetzen dürfen dort Fische in großen Mengen gefangen werden – mit fatalen Folgen für das Schutzgebiet. Der BUND hat im November 2024 Klage gegen die Grundschleppnetz-Fischerei in der Doggerbank erhoben.
Die Bundesregierung verstößt gegen europäisches Naturschutzrecht, indem sie die Grundschleppnetz-Fischerei im Schutzgebiet auf der Doggerbank jedes Jahr aufs Neue erlaubt, ohne vorab eine Verträglichkeitsprüfung mit den Schutzzielen durchzuführen. Auch in den Niederlanden, Italien, Spanien, Frankreich und Schweden klagen aktuell Umweltverbände vor Gericht gegen die andauernde Zerstörung der Schutzgebiete durch diese Fischereimethode.
Wo liegt die Doggerbank?
Die Doggerbank ist mit einer Fläche von rund 25.000 km² etwa sieben Mal so groß wie Mallorca und damit die größte Sandbank inmitten der Nordsee. Sie erstreckt sich über die Meeresgewässer von Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Dänemark.
Warum sind Meeresschutzgebiete wichtig?
Meeresschutzgebiete wie die Doggerbank sind unverzichtbar, um die biologische Vielfalt der Erde zu erhalten. Sie geben wildlebenden Arten dringend benötigte Rückzugsräume. Denn im Meer ist viel los: Schiffsmotoren lärmen, Sand, Kies und Erdgas werden abgebaut, Windparks errichtet, Kabel und Pipelines stören Flora und Fauna im und auf dem Meeresboden. Die Fischerei tut ihr Übriges – und das oft auch in den Schutzgebieten. Denn noch sind viele Meeresschutzgebiete wie die Doggerbank nur auf dem Papier geschützt.
Was ist Grundschleppnetz-Fischerei?
Bei der Grundschleppnetz-Fischerei werden die Fischernetze über beziehungsweise durch den Meeresboden gezogen. An der unteren Öffnung des Netzes sind unter anderem schwere Metallseile angebracht, um die Tiere in das Netz zu jagen. Dadurch werden gezielt Meerestiere gefangen, die vergraben im Boden oder direkt darüber leben, wie Schollen, Seezungen und Nordseegarnelen (Krabben). Bei dieser Art der Fischerei werden alle Tiere im Weg des Fischernetzes gestört, gefangen, verletzt oder getötet. Lebensräume wie Seegraswiesen, Riffe aus Steinen oder Sand- und Muschelbänke werden zerstört. Langlebige Arten werden verdrängt und verschwinden auf Dauer. Das bringt das sensible Ökosystem aus dem Gleichgewicht.
Warum ist Grundschleppnetz-Fischerei in Schutzgebieten noch erlaubt?
Die Ausweisung der Schutzgebiete alleine sagt noch nichts über die erlaubten Nutzungen aus. Ohne spezifische Verbote dürfen auch zerstörerische Praktiken wie die Grundschleppnetzfischerei weiterlaufen. Eine BUND-Analyse von 2024 ergab, dass die Hälfte der geschützten Meeresgebiete in der deutschen Nord- und Ostsee mit Grundschleppnetzen befischt wird. Bis auf Dänemark haben alle Länder ihre Teile der Doggerbank als Schutzgebiet ausgewiesen, doch bislang verbietet nur Großbritannien die Grundschleppnetzfischerei für seinen Teil der Sandbank.
Weitere Informationen:
- BUND-Petition „Rettet das Herz der Nordsee!“
- BUND- Klage Doggerbank
- BUND-Analyse: Grundschleppnetze haben mehr als die Hälfte der deutschen Meeresschutzgebiete zerstört
- BUND-Video zur Doggerbank
- Der BUND ist als akkreditierter Umweltverband mit seinen Meeresschutz-Expert*innen bei der UN-Ozeankonferenz vor Ort in Nizza und steht für Presseanfragen zur Verfügung.
- Kontakt UNOC: Dr. Bettina Taylor, Leiterin BUND-Meeresschutzbüro, Mobil: +49 152 04 04 71 80, E-Mail: Bettina.Taylor@bund.net
- Kontakt Petition: Isabelle Maus, BUND-Expertin für Meeresschutzgebiete, Mobil: +49 151 72959306, E-Mail: Isabelle.Maus@bund.net
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist mit insgesamt über 674.000 Mitgliedern und Unterstützer*innen einer der größten Umweltverbände Deutschlands. Seit 50 Jahren engagiert er sich unter anderem für eine ökologische Landwirtschaft, den Klimaschutz, den Schutz bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers. Finanziert durch Spenden und Mitgliedsbeiträge ist der BUND unabhängig von Politik und Wirtschaft.
Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Nicole Anton (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin