Donaueschinger Musiktage 2025 unter dem Titel "Voices Unbound"
Stuttgart (ots)
Festival feiert mit 23 Ur- und Erstaufführungen vom 16. bis 19. Oktober die Vielstimmigkeit in der zeitgenössischen Musik / 75 Jahre SWR bei den Donaueschinger Musiktagen / Programm ist online / Kartenvorverkauf hat begonnen
Das Programm der Donaueschinger Musiktage 2025 steht unter dem Titel "Voices Unbound". In 14 Konzerten, Performances und Installationen mit 23 Ur- und Erstaufführungen stellt das Festival Komponist:innen ins Zentrum, die ihre Stimme erheben - im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. "Wir feiern die Vielstimmigkeit der Künstler:innen umso entschiedener, als aktuelle politische Entwicklungen künstlerischen Ausdruck vielerorts bedrohen. 2025 bietet sich für die Künste weltweit ein schwieriges Bild angesichts oft radikal gekürzter Mittel und wachsenden Kulturkampfs, auch in Deutschland", stellt Lydia Rilling, Künstlerische Leiterin der Donaueschinger Musiktage fest. "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, zentraler Förderer der zeitgenössischen Musik, sieht sich mit allgemein schwindender Akzeptanz, auch seines Kulturauftrags, konfrontiert. Umso wichtiger und erfreulicher ist es, in diesem Jahr 75 Jahre SWR bei den Donaueschinger Musiktagen zu würdigen und in die Zukunft zu schauen. Schließlich hat der SWR in jüngster Zeit durch klare Bekenntnisse zur zeitgenössischen Musik mit dem SWR Experimentalstudio und den Musiktagen Signale des Optimismus ausgesandt."
Struktur und Abweichung, Fußgänger:innen, Träume und Objets trouvés
Das lange Festivalwochenende startet am Donnerstag (16.10.) mit der Eröffnung von vier Klanginstallationen: Nika Schmitt bespielt die lange Raumflucht im Obergeschoss der fürstlichen Orangerie mit einer elektromechanischen Kettenreaktion, die sich als eine Komposition aus Struktur und Abweichung, Gegenwart und Erinnerung erweist. In der Alten Molkerei lässt Félix Blume den Rhythmus von Donaueschingens Fußgänger:innen erfahrbar werden und erzeugt mit seiner Installation eine pulsierende Partitur, die unsere menschliche Präsenz in ihrer alltäglichsten Bewegung, dem Gehen, hörbar macht. In seiner zweiten Installation im Fischhaus lässt Blume Menschen aus Brasilien von ihren Sehnsüchten berichten. In einem Chor erzählen sie von den kollektiven Träumen São Paulos und laden uns ein, diese mit unseren eigenen in Verbindung zu setzen. Im Museum Art.Plus schöpfen Ewa Jacobsson und die Trompeterin Hilde Marie Holsen in ihrer gemeinsam entwickelten Installation aus Jacobssons "Wissensarchiv". Klänge von Objets trouvés verbinden sich mit Aufnahmen von Holsens Trompete und vom Genfer Ensemble Contrechamps und mit Fieldrecordings und rezitierten Texten, die aus dem Inneren der Objekte erschallen.
Festakt, Eröffnungskonzert und Turntables im Fürstenschloss
Vor 75 Jahren stieg der SWR bei den Donaueschinger Musiktagen als Veranstalter mit ein und verwandelte sie durch seine Klangkörper zu einem großen Orchester- und Vokalfest. In einem Festakt mit Blick auf Geschichte und Zukunft der Musiktage sowie musikalischen Beiträgen von Jermolai Albiker, Konzertmeister des SWR Symphonieorchesters, und der Turntable-Künstlerin Mariam Rezaei wird dieses Jubiläum gefeiert (Fr., 17.10., 17 Uhr).
Im anschließenden Eröffnungskonzert mit dem SWR Symphonieorchester unter der Leitung von François-Xavier Roth geben gleich drei Komponist:innen ihr (Orchester-)Debüt in Donaueschingen: Philippe Leroux lässt in seinem stark autobiographischen Werk die Topographie von Paris durch die räumliche Elektronik des IRCAM sinnlich erfahrbar werden. Imsu Choi, deren Komponieren Klangfarben fokussiert, schöpft aus der großen Palette des Orchesters. Turgut Erçetin greift im ersten für den Klarinettisten Carl Rosman geschriebenen Konzert akustisch auf Modelle anatolischer Architektur aus dem 12. Jahrhundert zurück. Und schließlich erweist Mark Andre dem Jubilar Pierre Boulez zum 100. Geburtstag seine Reverenz (Fr., 17.10., 20 Uhr).
Den Abend beschließt Mariam Rezaei vor der eindrucksvollen Kulisse des Schlosses des Fürsten zu Fürstenberg. Zum 75. SWR-Jubiläum in Donaueschingen schöpft sie aus dem umfangreichen SWR-Archiv von Aufnahmen der Musiktage in ihrer neu komponierten Performance für vier Turntables (Fr., 17.10., 23 Uhr).
Debüts, Klang-Raum-Choreografie, Mundharmonika und Haikus
Tabea Zimmermann gibt ihr Debüt bei den Musiktagen gemeinsam mit dem Vokalensemble EXAUDI in Georges Aperghis' virtuosem Kammerspiel "Tell Tales" (Sa., 18.10., 11 & 20 Uhr).
In einer konzertfüllenden Klang-Raum-Choreographie "erschaffen" die Musiker:innen des Ensembles Klangforum Wien, die Komponistin und die zwei sich bewegenden Dirigent:innen Vimbayi Kaziboni und Xizi Wang eine "Klangumarmung" des in der Mitte positionierten Publikums (Sa., 18.10., 11 & 20 Uhr).
Von Trossingen über die USA kommt die Mundharmonika durch den New Yorker Komponisten Tristan Perich zu den Donaueschinger Musiktagen mit seinem neuen Werk für fünf Mundharmonikas und 1-bit-Elektronik, präsentiert vom französischen Ensemble HANATSUmiroir (Sa., 18.10., 14 & 17 Uhr).
Das neueste Projekt der slowenischen Musikerin Kaja Draksler für ihr seit vielen Jahren bestehendes, international besetztes Oktett heißt "Bare, Unfolding". Es ist von Gedichten des Haiku-Meisters Matsuo Bashö inspiriert (Sa., 18.10., 14 & 17 Uhr).
Zum ersten Mal in Donaueschingen präsent, konzentriert sich Sarah Hennies in ihrem zweistündigen Werk für Violine und Klavier für Sarah Saviet und Joseph Houston erstmals in ihrer künstlerischen Entwicklung auf Melodien. (Sa., 18.10., 22 Uhr).
Stimmbildung und Orchester allein
Im zweiten Konzert vom Klangforum Wien unter der Leitung von Vimbayi Kaziboni entfalten sich facettenreiche Dimensionen von Stimme. Francesca Verunelli erforscht mit der Sopranistin Johanna Vargas den Moment, in dem aus den Vibrationen der Stimmbänder Gesang wird. Das Klangforum verleiht zudem in seinem "Tower of Babel"-Projekt drei Komponist:innen aus dem postsowjetischen Raum eine Stimme: Anna Korsun, Koka Nikoladze und Alexander Khubeev (So., 19.10., 11 Uhr).
In minimalistischem Format entwerfen der polnische Schlagzeuger Szymon Gasiorek und die slowenische Pianistin Kaja Draksler in ihrem Duo Czajka & Puchacz in Echtzeit düster-heitere Klanggeschichten aus Texten sowie instrumentalen und elektronischen Sounds (So., 19.10., 15 Uhr).
Zum 75-jährigen Jubiläum des SWR Symphonieorchesters und seiner Vorläufer bei den Musiktagen steht dieser Klangkörper im Zentrum des Abschlusskonzertes mit Werken allein für Orchester. Es wird dabei erstmals von Elena Schwarz geleitet. Mirela Ivicevic erhebt ihre Stimme, um vor ihrem eigenen multiethnischen Hintergrund zu feiern, wie multiple Identitäten organisch in einer einzigen Person verwoben sein können und sich klarer Zuordnung widersetzen. Naomi Pinnock beschäftigt sich mit der Taktilität und Materialität des Schreibens und Zeichnens von Hand auf ihrer Suche nach einer abstrakten, gestischen Landschaft. Hanna Hartman entwickelt mit experimentellen Methoden eine "instrumentale Elektronik", unterstützt vom SWR Experimentalstudio. Laure M. Hiendl wendet digitale Methoden auf Orchester an und sampelt spätromantische Musik, um wie in einem langen Copy & Paste-Prozess eine statisch-räumliche Komposition zu erschaffen (So., 19.10., 17 Uhr).
Umfangreiches Rahmenprogramm
Neu im umfangreichen Rahmenprogramm der Musiktage ist ein Schnupperprogramm, bei dem treue Festivalbesucher:innen neugierige Donaueschinger:innen zum gemeinsamen Konzertbesuch einladen, sowie eine Stadtführung für das Musiktage-Publikum. Darüber hinaus gibt es wieder Künstler:innengespräche, Führungen durch alle Klanginstallationen, Workshops für Schüler:innen des Fürstenberg-Gymnasiums und der Realschule, das Programm "Next Generation" für Studierende, das Seminar "Abenteuer Neue Musik" für Lehrende und Studierende sowie die Noten- und Buchausstellung. Und im Kommunalen Kino guckloch gibt es den Film "Pierre Boulez - Der Weg ins Unbekannte" von Thomas von Steinaecker sowie einen Mitschnitt des Festkonzerts zu Pierre Boulez' 60. Geburtstag mit dem Sinfonieorchester des SWF zu sehen.
Programm ist online, Kartenvorverkauf hat begonnen
Das detaillierte Programm der Donaueschinger Musiktage ist auf SWR.de/donaueschingen zu finden. Hier steht auch die Programmbroschüre zum Download bereit. Der Kartenvorverkauf hat begonnen, online bei littleticket.shop, über die Tickethotline 0221 91409830 und in der Tourist-Information vor Ort in Donaueschingen. Das Kulturamt der Stadt Donaueschingen verschickt die Programmbroschüre auf Anfrage (Tel. 0771 857 266, E-Mail: info@musikfreunde-donaueschingen.de).
Vorzugspreis für Bewohner:innen des Schwarzwald-Baar-Kreises
Auch dieses Jahr erhalten alle Bewohner:innen des Schwarzwald-Baar-Kreises für alle Veranstaltungen Karten zum Vorzugspreis von 12 EUR. Die Karten können unter Vorlage eines entsprechenden Nachweises ausschließlich in der Tourist-Information der Stadt Donaueschingen sowie an der Tageskasse erworben werden.
Begrenztes Freikartenkontingent für freischaffende Musiker:innen
Das Festival stellt für jedes Konzert ein begrenztes Kontingent an Freikarten für freischaffende Künstler:innen zur Verfügung. Diese können online bei littleticket.shop bestellt werden.
Veranstalter der Donaueschinger Musiktage ist die Gesellschaft der Musikfreunde in Zusammenarbeit mit der Stadt Donaueschingen, dem Südwestrundfunk und dem SWR Experimentalstudio.
Gefördert als Kultureller Leuchtturm durch die Kulturstiftung des Bundes. Diese wird gefördert von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Weitere Förderer sind das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und die Ernst von Siemens Musikstiftung.
Pressekontakt: Matthias Claudi, Tel. 0711 929 12219, matthias.claudi@SWR.de
Interviewanfragen, Pressematerial: Stefan Stahnke, Tel. 030 3478 1984, st@worteuebermusik.de
Bildkommunikation: Tel. 07221 929 26868, foto@SWR.de, ARD-foto.de
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