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Grüne Woche: Herausragende agrarökologische Projekte des globalen Südens ausgezeichnet

Die Ehrung würdigt erstmalig die besten agrarökologischen Praxisbeispiele, die eine Agrarwende zu Agrarökologie im globalen Süden vorantreiben. Von 77 Nominierungen aus 44 Ländern haben 15 Projekte aus Afrika, Asien, Latein- und Südamerika diese neuartige Auszeichnung erhalten.

Wir möchten Sie auf eine aktuelle Pressemitteilung der Stiftung World Future Council hinweisen. Es geht um die erstmalige Ehrung von beispielhaften Projekten des globalen Südens, die effektiv Agrarökologie fördern:

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Berlin, den 17. Januar 2019 - Anlässlich der Grünen Woche und des Global Forum for Food and Agriculture 2019 (GFFA) sind heute 15 herausragende Projekte, Programme, Sozialunternehmen und Nichtregierungsorganisationen des globalen Südens, die nachhaltige Nahrungssysteme fördern, verkündet worden. Die Ehrung "Outstanding Practice in Agroecology 2019" wird dieses Jahr erstmalig von der Hamburger Stiftung World Future Council und dem Stuttgarter Start-up Technology for Agroecology in the Global South (TAGS) vergeben. Die 15 Praxisbeispiele setzten sich gegen 77 Nominierungen aus 44 Ländern durch.

Auf Grundlage eines Evaluationsberichtes der Stiftung World Future Council hat eine internationale Jury aus Expertinnen und Experten die 15 besten Praxisbeispiele ausgewählt, die morgen anlässlich der Grünen Woche und des Global Forum for Food and Agriculture 2019 (GFFA) vorgestellt werden:

Afrika:Regenerierung durch die Zusammenführung von Saatgut mit Kultur und Natur in Afrika

Dieses NGO-Projekt arbeitet mit elf afrikanischen Ländern daran, traditionelle agrarökologische Anbausysteme wiederzubeleben, Saatgut- und Nahrungssouveränität zu fördern und Lebensgrundlagen zu regenerieren. Derzeit arbeiten 4.640 Bäuerinnen und Bauern am Erhalt von Saatgut und arbeiten mit 470 verschiedenen Samenarten.

Ägypten: SEKEM Initiative

SEKEM ist ein führendes Sozialunternehmen, welches 684 Hektar Wüstenland mittels 100% biodynamischer Landwirtschaftsmethoden zurückgewonnen hat. Mehr als 70% von SEKEMs wiedergewonnenem Land wird für die Produktion von Lebensmitteln und Rohstoffen für lokale Märkte verwendet. SEKEMs Produkte entsprechen dem höchstmöglichen ethischen, ökologischen und sozialen Standards.

Benin: Premium Hortus

Premium Hortus, eine afrikanische Greentech-Firma, spezialisiert sich auf den Onlinehandel von agrarökologischen Produkten, Bioproduktion und Erzeugerunterstützung. Bisher hat die Firma 400 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ausgebildet und für über 700 städtischen Haushalten Zugang zu gesunden Lebensmittel geschaffen. Zusätzlich wird Abfall minimiert und recycelt. Studien zeigen, dass Premium Hortus Bauern dabei geholfen hat, ihre Ernteverluste bis zu 50% zu minimieren und ihre Kohlenstoffemissionen um 47% zu reduzieren, im Vergleich zu Bauern, die konventionelle Landwirtschaft betreiben.

Benin: Einsatz von Wasserhyazinthenkompost für die Herstellung gesunder Nahrung und Umweltschutz

Diese NGO führt ein Projekt, welches die biologische Kontrolle der hoch invasiven Pflanzenart Wasserhyazinthe in eine ökonomische Chance verwandelt, indem sie Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der Kompostherstellung ausbilden und ihnen Marktzugang bieten. Sie haben eine Reduktion von 20% an Wasserhyazinthen erreicht. Dank Marktzugang können Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihr Einkommen aufbessern.

Brasilien: Gemeinschaftliches Management von Bioabfall und städtische Landwirtschaft - "Eimer-Revolution"

Die "Eimer-Revolution" ist ein Gemeindeprojekt, welches Haushaltsbiomüll sammelt für den Gebrauch in städtischer Landwirtschaft in den sozial schwächeren Regionen von Florianópolis, Brasilien. Durch diese Förderung von städtischer Landwirtschaft hat dieses dezentralisierte und partizipative Abfallmanagementmodell bereits rund 1.200 Tonnen Biomüll eingesammelt und dazu beigetragen, nahrhaftes Essen für die teilnehmenden Familien zu schaffen, wovon mehr als 1.600 Menschen profitierten.

China: Gemeinsame Ernte und ländliche Regenerierung

Das Sozialunternehmen Gemeinsame Ernte (Shared Harvest) fördert gemeinschaftsunterstützte, sozialwirtschaftliche Landwirtschaft. Es liefert wöchentlichen biologisch und lokal angebaute Produkte an über 800 Konsumenten in Peking und gewährleistet jedem Abonnenten ein Minimum an 200 Kilogramm frischer biologisch angebauter Lebensmittel. Shared Harvest ist das Fundament der chinesischen Bewegung für Solidarische Landwirtschaft und bewirkte seit seiner Gründung eine Konvertierung von 1.000 Bauernhöfen zu dessen Methoden.

Global: Bauerngeleitete Natürliche Regenerierung

FMNR wurde erstmals im Niger von der NGO World Vision gemeinsam mit Bäuerinnen und Bauern entwickelt und wird mittlerweile in mindestens 24 Ländern angewendet. Es ist eine kostengünstige, anpassbare, schnelle und simple Technik, welche Bäuerinnen und Bauern anwenden können, um lebendige Baumstümpfe oder Baumsetzlinge im Boden zu regenerieren. Im Niger hat sich FMNR auf über 5.000.000 Hektar ausgebreitet und konnte mehr als 200 Millionen Bäume "wiederbeleben". 2018 wurde der Gründer Tony Rinaudo mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet

Indien: Förderung von Bio-Anbau und Vertrieb unter Kleinbauern in einer ökologisch-fragilen Region (Timbaktu-Kollektiv)

Das Timbaktu-Kollektiv ist eine Graswurzelorganisation, welche sich für nachhaltige Entwicklung marginalisierter Menschen in 58 Dörfern des Ananthapuramu Distrikts in Andhra Pradesh einsetzt. Marke. Mittlerweile werden 8.700 Hektar mit agrarökologischen Methoden betrieben. Zurzeit arbeitet das Timbaktu-Kollektiv mit 2.080 Bauernfamilien zusammen, von denen viele Aktionäre der etablierten Genossenschaft sind, dessen Beschaffungsvolumen sich in den letzten beiden Jahren auf 877 Tonnen (2017) verdoppelt hat.

Kamerun: Partizipative Domestizierung einheimischer Baumarten für multifunktionelle Landwirtschaft durch Agrarforstwirtschaft

Dieses Projekt ermöglicht Bäuerinnen und Bauern die Implementierung von Methoden der Agrarforstwirtschaft und die Diversifikation ihres Lebensunterhalts, welches sie in Ländlichen Ressourcen-Zentren (Rural Resource Centres, RRC) erlernen. In Kamerun wurden mit Gemeinden zehn RRCs eröffnet, 150 Baumschulen aufgebaut und unterhalten. Über 10.000 Haushalten wurde geholfen, 1,6 Millionen Bäume zu pflanzen.

Kenia: Zentrum für natürliche Ressourcen in Trockengebieten (Dryland Natural Resource Center, DNRC)

Das Zentrum für natürliche Ressourcen in Trockengebieten (DNRC) arbeitet mit über 600 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zusammen, um ihr Land durch agrarökologische Methoden und Agrarforstwirtschaft zu regenerieren. Dank des DNRC werden jährlich über 100.000 Baumsetzlinge von über 30 verschiedenen lokalen Arten angepflanzt, mit einer Überlebensrate von 80%.

Kuba: Generierung und Anwendung des Agrarökologischen Schädlingsmanagement (APM)

Dieses Praxisbeispiel zielt darauf ab, die Kapazität zur Selbstregulierung von Schädlingen und die Kapazitäten der Landwirtschaft zu erhöhen. Von 2003-2008 wurden 30.780 Bauern in APM ausgebildet und verbreiteten es. Dank APM reduzierten sich die Kosten für Pestizide und Schädlingsbekämpfung um 75 % in der kubanischen Landwirtschaftsproduktion, während sich Resilienz und Biodiversität verbesserten.

Mosambik: Inklusives Investment für Agrarökologie

Basierend auf einer Kombination aus individuellen und kollektiven Investitionen, Risikoteilung und ein Beratungs- und Verhandlungsprozess, fördert dieses Projekt die Umstellung zur Agrarökologie, stärkt es die lokalen Institutionen für Selbstbestimmung, unterstützt es Aggregation und diversifiziert Produktion und Märkte. Seit Juni 2018 wurden 180 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Agrarökologie geschult, drei feste Trainer engagiert, 30 Verträge für agrarökologische Investments unterschrieben und erfüllt, und 120 Hektar Land werden umgestellt auf Agrarökologie.

Nepal: Die Kultivierung von Grünem Wohlstand in Gemeinden im Hohen Himalaya mittels Medizin- und Gewürzpflanzen (MAPs)

Dieses partizipative gemeindegestützte Programm unterstützt den Schutz von MAP-Arten, die Unternehmensentwicklung und Fair Trade, durch finanzielle und fachliche Unterstützung sowie Wissensaustausch. Auf über 2.500 Hektar ödem Land werden jetzt 13 verschieden MAP-Arten angepflanzt. Mittlerweile sind 18.000 Bauern in der Kultivierung von MAPs ausgebildet (11.000 Bauern direkt, während 7.000 dem Beispiel gefolgt sind) in über 100 nepalesischen Dörfern; 35-40% von ihnen sind weiblich.

Philippinen: Aufbau von resistenten Landwirtschaftsgemeinden und nachhaltigen Wirtschaftskreisläufen in den ärmsten Regionen der Philippinen mittels Agrarökologie

Die von Bäuerinnen und Bauern geführte Nichtregierungsorganisation Agro-Eco Philippines widmet sich der ländlichen Entwicklung, indem sie sich auf Naturschutz, biologischen Anbau, soziales Unternehmertum und Vermarktungszentren fokussiert. Die Organisation bildete bisher 3048 KleinbäuerInnen zum Thema klimaresiliente Landwirtschaft aus und hat 22 Bauernorganisationen ins Leben gerufen, welche sich nun im sozialen Unternehmertum engagieren und hat fünf Vermarktungszentren in Mindanao etabliert.

Simbabwe: Afrikanisches Zentrum für Holistisches Management (Africa Centre for Holistic Management, ACHM)

Das Afrikanische Zentrum für Holistisches Management (ACHM) unterstützt die Verbreitung von holistischem Weidebewirtschaftungs-Management in Afrika, größtenteils in Simbabwe. ACHM arbeitet direkt mit der bäuerlichen Bevölkerung. Praxisorientierte Lerneinrichtungen zeigen, wie durch das richtige Management des Viehbestands sich Land, Wasser und Tierwelt regenerieren. Das Zentrum hat bisher 100 Vermittler ausgebildet und erreichte 15.000 Bauern aus 16 Gemeinden in Simbabwe, welche ihr Einkommen verdrei- und verfünffachen konnten.

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Im Rahmen der Grünen Woche und des Global Forum for Food and Agriculture 2019 (GFFA) werden die ausgezeichneten Praxisbeispiele einer Veranstaltung vorgestellt:

Agrarökologie stärken! Für eine zukunftsgerichtete Politik und Praxis

18. Januar 2019, 15:30 bis 17:30 Uhr bei der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.,

Schumannstr. 8, 10117 Berlin, einschließlich einer Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern u.a. der UNO-Welternährungsorganisation (FAO) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Stellungnahmen von der Stiftung World Future Council, TAGS und IFAD

"Um Hunger, soziale Ungleichheit, Klimawandel und den Verlust von Biodiversität erfolgreich anzugehen, ist eine Agrarwende zu nachhaltigen Nahrungs- und Landwirtschaftssystemen dringend nötig. Diese Auszeichnung wirft ein Schlaglicht auf Lösungen, die für die Menschen vor Ort wirklich funktionieren und stärkt diejenigen, die für die Nahrungssicherheit des globalen Süden verantwortlich sind: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Die 'Herausragende Agrarökologischen Praktiken 2019' haben einen direkten und greifbaren Effekt und wenn sie weiter verbreitet werden, können sie maßgeblich dazu beitragen, unsere Nahrungssysteme zu transformieren", bemerkt Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Aufsichtsratsvorsitzender der Stiftung World Future Council.

"Innovation entsteht dann, wenn Menschen, die ihre Herausforderungen angehen, über den Tellerrand schauen. Die Praxisbeispiele, die mit der Auszeichnung ,Outstanding Practice in Agroecology 2019' geehrt werden, zeigen auf beeindruckende Weise, wie ganzheitliche, innovative Ansätze Landwirtschaft zu einem Schlüsselelement für die Bekämpfung von Hunger, Armut, Klimawandel und Artenrückgang machen. Es wird Zeit, diesen beispielhaften Ansätze eine Plattform zu geben und über ihre Skalierung nachzudenken", so Valerie von Koerber und Samuel Wagner, Gründer des Start-ups Technology for Agroecology in the Global South (TAGS).

"Diese 15 Herausragenden Praxisbeispiele in der Agrarökologie sind deswegen so vorbildlich, weil sie die kleinbäuerliche Lebensmittelerzeugung stärken, nachhaltige Nahrungssysteme fördern und resiliente landwirtschaftliche Methoden. Es war mir eine Ehre, in der Jury zu sein und ich fordere Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auf, von diesen einzigartigen Initiativen zu lernen", sagt Shantanu Mathur, Federführender Berater, Abteilung Globales Engagement und Multilaterale Beziehungen, Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD).

Mehr dazu auf unserer Website:

https://www.worldfuturecouncil.org/de/p/opa-2019/

Pressekontakt:

Miriam Petersen

Media & Communications Manager, World Future Council

miriam.petersen@worldfuturecouncil.org

040 307 09 14 19

Über die Stiftung World Future Council

Der World Future Council verfolgt das Ziel, unseren Kindern und Enkeln einen gesunden Planeten mit gerechten Gesellschaften zu übergeben. Um dies zu erreichen, identifizieren und verbreiten wir zukunftsgerechte politische Lösungen und fördern deren Umsetzung weltweit. Unsere Hauptansprechpartner hierfür sind politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger. Wir beraten in enger Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen, Wissenschaftlern und internationalen Organisationen. So unterstützen wir Entscheidungsträger dabei, stets im Sinne von Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit zu handeln.

Über TAGS

TAGS ist eine Initiative, die das Ziel verfolgt, mit Hilfe der technischen Expertise von Bosch grundlegende globale Probleme anzugehen. Es stellte sich schnell heraus, dass wir unseren Fokus auf die Unterstützung und Stärkung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern legen wollen. Wir bekamen die Chance, als Start-Up bei Bosch unsere Möglichkeiten zu erkunden und auszuprobieren. Das Start-Up heißt TAGS - Technology for Agroecology in the Global South.

Indem wir von den Outstanding Practices in Agroecology lernen, wollen wir herausfinden, wie die Expertise von Bosch bei der Skalierung der Practices helfen könnte um so viele Kleinbäuerinnen und Kleinbauern wie möglich zu unterstützen.

Pressekontakt
Miriam Petersen
Media & Communications Manager
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Dorotheenstraße 15, 22301 Hamburg 
miriam.petersen@worldfuturecouncil.org
T: 040-3070914-19
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